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Carolina Travelina

Was bedeutet es, ein „Pilger“ zu sein?

Was ist denn eigentlich ein Pilger? Wikipedia sagt hierzu: Pilger, veraltet auch Pilgrim („Fremdling“), stammt vom lateinischen Wort peregrinus (oder peregrinari, „in der Fremde sein“) ab. Außerdem heißt es hier, dass „Pilgern“ das Reisen auf einer Wallfahrt, bezeichnet. Also heißt Pilgern demach, ein Reisender in der Fremde auf einer Wallfahrt zu sein? Und was bedeutet Wallfahrt?

Wallfahrt kommt vom deutschen Wort „wallen“, was wiederrum vermutlich aus dem westgermanischen kommt und so viel bedeutet wie „sieden“, „strömen“ oder „bewegen“. Wie sagt Goethe so schön in seinem „Zauberlehrling“?

„Walle, walle – manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße!“

– Johann Wolfgang von Goethe

Wallen heißt also sich bewegen, sich aufzumachen und im übertragenden Sinne auch auf der Suche zu sein. Die katholische Kirche übersetzt die Wallfahrt mit „der Sehnsucht Gott in heiligen Stätten nahe zu sein“. Dieser Auffassung nach, geht es also vorallem um das Besuchen eines Heiligtumes, um Büße zu tun und auch Gelübde abzulegen, um den Glauben und Bekentnisse zu erneuern – ganz allgemein um Religion.

Nahezu überall in Spanien wird man von den Einheimischen gefragt:

„Eres und peregrino? – Bist du ein Pilger?“.

Wir alle haben unsere Credencia (Pilgerpass), kaufen ein Symbol des Weges – die Pilgermuschel und oft auch einen Pilgerstab. Doch nicht alle (und nur wenige die ich traf) liefen den Weg aus katholischer Überzeugung. Doch heißt Pilgern auf dem Jakobsweg also nur sich „in der Fremde auf den Weg nach Santiago (einem Heiligtum)“ zu machen? Ich denke nicht. Aber ich denke, dass das Wort Wallfahrt es ganz gut trifft. Die meisten Menschen, die ich auf dem Jakobsweg in Spanien getroffen habe, waren in „Bewegung“. In „Bewegung“ heißt also auch in „Wallung“. Nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Bewegt durch äußere Umstände, wie den Verlust des Alltags durch alle möglichen Schicksalsschläge oder innere, wie Krankheit.

In Bewegung sein, Wege finden, eine Richtung einschlagen, das alles kann man auf einer Wallfahrt erleben.

Meine Lieblingsmetapher zu diesem Thema stammt von dem Verfasser des „Kleinen Prinzen“, nämlich von Antoine de Saint-Exupéry. Er schreibt in seinem Lettre à un otage (Brief an einen Ausgelieferten) folgendes:

„Nous sommes l’un pour l’autre des pèlerins qui, le long de chemins divers, peinons vers le même rendez-vous. – Wir alle sind Pilger, die auf verschiedenen Wegen einem gemeinsamen Treffpunkt zu wandern.“

– (frei übersetzt) Antoine de Saint-Exupéry

Diese schöne Metapher erinnert mich sehr an den Jakobsweg. Sind wir nicht alle irgendwie Wanderer, Pilger oder Suchende die von verschiedenen Wegen aus kommend einem gemeinsamen Treffpunkt zu wandern? Für manche ist der Treffpunkt Santiago de Compostela und das Grab des Apostels. Für andere ist es ein Treffpunkt im Geiste. Und wieder andere Suchen und Finden auf dieser Pilgerreise ihren Glauben, Gott und auch sich selbst.

Ultreia!

El Camino de las Estrellas

Vom Wollen und Wandeln

Hallo ihr lieben Weltenbummler und herzlich Willkommen auf meinem Blog „Carolina Travelina“.

Hier nehme ich Euch mit auf meine Pilger- und Abenteuerreisen, denn ich selbst finde es unglaublich schön und spannend via Blog, Magazinen und Büchern auch mal bei anderen Menschen mit-zu-reisen. Gerne könnt Ihr mich hier „Schritt für Schritt“ um die Welt begleiten.
Inspiriert zum Reisen hat mich vor etwa 5 Jahren das Buch: „Das große Los“ von Meike Winnemuth, welches mich dazu bewegt hat auch selber ein bisschen mehr und intensiver durch die Welt zu wandeln. Hierbei ging es mir vor allem darum auch an meinen Reiseorten meiner Umwelt gegenüber bewusster zu sein, also nicht nur den 1000 Tempel berührt und fotografiert zu haben 🙂 sondern auch an verschiedenen Orten zu leben, Freundschaften zu knüpfen und neue Erfahrungen zu sammeln.
Letztes Jahr und nach ziemlich viel Hin- und Her, nach meinem ersten Staatsexamen, Krankheit, Praktika und sagen wir mal so schön plötzlichen Lebenskonzeptänderungsbedingungen hieß es jetzt:

Was tun mit meiner gewonnen Zeit? Wo will ich denn eigentlich hin? Was will ich erleben?

Eine liebe Freundin bat mich eine Liste zu schreiben mit all dem was ich immer mal tun wollte. Tjaaa und ratet mal was ich auf meine Liste schrieb? In der ersten Woche erstmal gar nichts. Ich wusste einfach gar nicht was ich „will“. Mein Wille war eher mit dem vermischt, was andere Menschen von mir erwarteten und mir empfahlen zu tun. Doch dann füllte die Liste sich Stück für Stück und, immer mehr Punkte kamen dazu, die meisten Ziele waren mir vorher gar nicht bewusst gewesen: Ich wollte das Springreiten anfangen (das letzte Mal ritt ich vor 15 Jahren…), ich wollte nach Russland und hier vor allem mit der transsibirischen Eisenbahn nach Sibirien und in die Taiga, ich wollte nach Namibia und die West Coast in den USA entdecken und zu guter Letzt wollte ich unbedingt auf den Jakobsweg.Und all das habe ich dann auch mit wahnsinnig viel Glück, einer Portion Organisation, einem Klecks Hilfe und einem Schuss Mut realisieren können.

Doch nicht Moskau, nicht Las Vegas, nicht die Nationalparks in Afrika haben mich nachhaltig verändert, sondern meine etwa 30-tägige Pilgerreise von Pamplona nach Santiago de Compostela.

Morgens auf dem Jakobsweg

Und da ich auch nach einem Jahr den Jakobsweg nicht aus meinem Kopf bekomme und hierbei vor allem nicht das unglaublich gute Gefühl, dass ich dort hatte – den „Jakobsweg-Spirit“, zieht es mich nun wieder zurück nach Spanien. Diesmal möchte ich meine Reise auch ganz pilgergetreu „richtig“ anfangen – wobei es, natürlich kein richtig oder falsch gibt – doch unter Jakobsweg-Pilgern meint man hiermit of Saint-Jean-Pie-du-Port.

Nun möchte ich also in SJP starten und Euch ein wenig auf der Pilgerreise mitnehmen, vielleicht kann ich ja den ein oder anderen dazu inspirieren sich ganz dem Motto „Ich bin dann mal weg“ dem Pilgerstrom anzuschließen, seinen Rucksack zu schnallen und sich von den Pyrenäen bis nach Santiago auf den Weg in die Welt und das Leben zu machen.


Hier geht es zum Beginn meines Jakobsweges 2018:

Camino Tag 0: „Le long de la route“

Und hier geht´s zu meinen Lieblingserlebnissen vom Jakobsweg 2017:

Über die Magie des Weges Teil I

Über die Magie des Weges Teil II

Die ersten 100km – „Nur laufen, essen, schlafen…!“

Mittlerweile ist Julia schon in Estella-Lizarra (Navarra, 114km seit Saint-Jean-Pied-de-Port) angekommen und hat im ganzen Pilgertrouble Zeit gefunden, uns ein Update über ihre ersten 100km zu geben.

Sie ist in Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen gestartet und wir sind ganz gespannt, was sie so erlebt hat.

Julia: Endlich habe ich etwas Zeit euch ein Update zu geben. Man glaubt es nicht, aber es ist ja immer was zu tun (lacht). Zum Beispiel musste ich heute Camino-Erde in alte Wanderschuhe füllen, Mitreisende verarzten und so weiter und so weiter.

Ich versuche nun die letzten 100km für euch zu rekapitulieren und deine Fragen zu beantworten.

Carolina: Wie ist die allgemeine Pilgerlaune?

Julia: Das ist echt schwierig zu beantworten. Ich hatte ja jetzt schon einige Camino-Tage. Generell ist es sehr lustig hier. Vor allem mit meiner Mitpilgerin Cressant, genannt Chrissie. Sie läuft meist ohne Rucksack oder gar nicht, sorgt aber immer für gute Laune.

Wenn man mal ganz allein läuft, ist es natürlich schwieriger sich zu motivieren, aber da hilft mir dann zum Beispiel Musik.

Carolina: Hast du schon viele Mitpilger kennen gelernt & wie sind sie?

Julia: Das Pilgervölkchen ist allgemein sehr enthusiastisch, erwartungsvoll, positiv und gut gelaunt. Meine derzeitigen MitpilgerInnen sind:

  • Cressant aus Portland, sehr lustig mit ihr. Sie pilgert aber nicht so wirklich, sondern genießt Europa und reist danach noch weiter.
  • Thomas aus Irland. Er hat erst am 5.Tag seinen Rucksack richtig justiert. Er meint für ihn sind das bis jetzt die schönsten Tage seines Lebens und er nimmt das mit der Camino-Familie sehr ernst… (bisschen zu ernst (lacht)).
  • Amelia ist das Küken aus Hamburg. Sie wusste nicht was sie nach dem Abi machen soll und lief dann einfach los, ganz nach dem Motto: „Ich bin dann mal weg.“
  • Nico ist aus Argentinien, er trinkt gerne Maté und ist in allem easy going. Er wusste nichts mit sich anzufangen und läuft einfach.
  • MJ aus Indien ist der Verrückte unter uns. Er ist den Weg schon vier Mal gelaufen, hat einige Camino Tattoos und erzählt die ganze Zeit Camino-Geschichten. Er ist hier auf der Suche nach seiner Traumfrau.
  • Paolo aus Italien habe ich im Zug kennen gelernt, als ich von Mannheim über Paris nach Saint-Jean angereist bin. Er ist von der ganzen Truppe der Einzige, der wirklich pilgert. Er ist super sympathisch und pilgert hier zusammen mit seinem Bruder. Wer weiß was er auf dem Weg findet.

Carolina: Was ist die schönste Erfahrung bisher?

Julia: Wie herzlich die Menschen hier sind. Vor allem die Spanier unterwegs, die auch schon gelaufen sind, sind alle so nett! Und die Mitpilger. Hier passt jeder auf jeden auf. Man nimmt Rücksicht, lacht viel & motiviert sich beim Laufen.

Carolina: Was wünschst du dir für die nächsten 100km?

Julia: Weitere spannende Geschichten, interessante Menschen, lustige Stunden und keine Blasen!

Carolina: Was sind bis jetzt die schwierigen Momente?

Julia: Für mich persönlich nicht der Wanderweg. Es sind eher die Menschen, die es schwierig machen. Das wird teilweise sehr intensiv, wenn man so viel Zeit zusammen verbringt…

Da muss ich dann ab und zu flüchten, Abstand nehmen und mich neu orientieren.

Auf einem Weg ist ja auch alles im Fluss und ändert sich jeden Tag. Da freut man sich mal auf ein paar Stunden Privatsphäre (lacht).

Carolina: Was ist überraschend für dich?

Julia: Wie schnell sich die Menschen öffnen. Wie offen geredet wird. Das ist wirklich besonders! Es sind auch viele junge Menschen da.

Und Pilgern hat nicht unbedingt mit Religion, Spiritualität oder so zu tun, sondern einige Pilger/Reisende sind hier auf der Suche nach einem Abenteuer, einer Auszeit oder auch nach neuen Ideen. Das hat mich am meisten überrascht und das habe ich so nicht erwartet!

Carolina: Welche Dinge über den Jakobsweg bewahrheiten sich für dich bis jetzt?

Julia: Die vielen Blasen meiner Mitpilger (die meisten kennen Hirschtalg nicht). Die Armen!

Und dass man ähnliche Menschen aus der Vergangenheit trifft und dann reflektieren kann (das ist verrückt und immer wieder mehr als Zufall!).

Und zu sagen „Das ist so Camino“, wenn wirklich Zufall im Spiel ist… (lacht). Richtig komisch.

Der Clou ist wohl, dass man nur hier darauf achtet, aber wahrscheinlich ist es sonst auch immer so und man sieht es nur nicht!

Carolina: Das ist schön zu hören! Du scheinst eine gute Zeit zu haben. Was genießt du am meisten?

Julia: Man ist sehr entspannt. Man muss nichts organisieren… Man muss nur laufen, essen, schlafen. Diese ganzen Basic-Sachen, die im Alltag untergehen.

Und dann merkt man, was das Leben immer so anstrengend, so lustig, so interessant macht:

Die Mitpilger (lacht) !!!

Carolina: Danke für das Interview! Wir freuen uns auf einen weiteren Bericht von dir in den nächsten 100 oder 200 Kilometern.

Bis dahin Ultreia y Suseia!

Auf dem Camino – mit Pilgerin Julia

Es geht wieder auf den Camino Francés. Diesmal (virtuell) mit der lieben Pilgerin Julia, deren Erlebnisse wir hier auf der Seite ab und zu verfolgen dürfen. Wir sind also wieder am Mitpilgern und freuen uns schon auf die kleinen und großen Geschichten vom Wegesrand und von „mitten im Geschehen“, vom Camino Francés.

Julia startet in Frankreich, im schönen Pilgerdorf Saint-Jean-Pied-de-Port. Wir wünschen ihr: „Buen Camino“!

Neue Wege, neue Pfade – neue Fußstapfen

Wow, wie die Zeit vergeht. Und endlich habe ich mal wieder Zeit mich hinzusetzen und zu schreiben. Meine Pilgerreise geht zurzeit nicht durch Spanien, auch nicht durch Frankreich, sondern durchs Leben – ganz neu als Mami.

Gerade durfte ich eine superliebe Mami treffen, die mich sehr motiviert hat, doch mal wieder zu schreiben und neben dem Mami sein, sich hinzusetzen und die Worte fließen zu lassen. Florentina hat selbst vier Kinder und dazu noch einen Debüt-Roman veröffentlicht. Sobald ich ein bisschen Zeit habe und das Baby schläft, werde ich mich an den kleinen Wälzer wagen. Ihr könnt hier schon einmal hereinschauen (Florentina Volonte – Auf den Spuren der Regenbogenfarben).

Mami sein, ist eigentlich genau wie Pilgerin sein, nur dass die acht Kilo extra, statt auf dem Rücken, nun vor dem Bauch getragen werden…

Hätte ich noch vor 5 Monaten gelacht, wenn man mir gesagt hätte, dass ich mehrfach am Tag an einem Babypopo rieche, um zu schauen ob der müffelt, hätte ich das lachend abgetan. Oder hätte man mir gesagt, dass Duschen – auch wenn nun bloß noch alle zwei Tage und die damit verbundenen 5 Min Auszeit ein Hochgenuss werden würden – ebenso. Und wer beantwortet mir eigentlich die Frage, wie ich Karottenflecken aus Babys kleinem Lätzchen wieder herausbekomme?

Wieder bin ich Pilgerin auf neuen Pfaden. Auf wunderschönen, Kräfte zerrenden Pfaden. Wunderschöne andere Ausblicke kommen dazu. Neue Menschen treten ins Leben, neue Begegnungen und Bekanntschaften. Und wahrscheinlich jede Mami stimmt mir zu, dass die vormals „normale“ Umwelt, nun komplett anders wahrgenommen wird. Und kleine Herausforderungen des Alltags dazu kommen, von denen man vorher nichts ahnte. War es früher nicht schwer ins Lieblingscafé mit den zwei hohen Stufen reinzuhoppsen, stehe ich heute mit dem Kinderwagen davor und vor einem kleinen Problem. Nun hole ich mir statt im heimeligen Lieblingscafé um die Ecke, meinen Kaffee in dem ebenerdigen kleinen Kiosk zwei Straßen weiter. Was auch Vorteile hat, denn sonst wäre mir nie aufgefallen, was für leckere Brötchen dort im Angebot sind…

Es gibt Tage an denen könnte man himmelhochjauchzend einen Baum ausreißen, da dieses wunderbar-süße Geschöpf einen anbrabbelt und dabei lacht. Und es gibt Tage, an denen weiß man gar nicht, wie man das alles schaffen soll und bis 15Uhr mittags noch nichts gegessen hat.

Trotzdem – ein hoch auf das Mami sein.

Und ein Hoch auf alle Mamis da draußen. Wir schaffen das! Und umso mehr, wenn wir zusammenhalten und uns unterstützen. Wie die motivierenden Mamis aus meinem Rückbildungskurs mit denen ich mich im Park treffe und wir uns einfach mal schön bemitleiden können, dass wir heute Nacht wieder nicht geschlafen haben. Jammern tut gut!

Und umso mehr das gemeinsame Lachen danach. Und gut tut es auch Mamis wie Florentina zu treffen, die unglaublich motivierend sind.

Danke an das Leben für diese schönen Tage und neuen Pfade.

Siempre buen Camino!

PS: Ich arbeite gerade an ein paar neuen Blogbeiträgen zum Thema „Microabenteuer mit und ohne Baby rund um Wiesbaden“. Wenn du einen Einfall hast, nur her damit. Gerne per Mail!

„Wann immer ich kann, werde ich für den Rest meines Lebens eine Pilgerin sein.“

Interview mit Faby über ihre Erfahrungen und Tipps für den portugiesischen Jakobsweg

Meine Pilgerfreundin Faby, die ich auf einem meiner Jakobswege kennen lernen durfte, ist im letzten Halbjahr den Camino Portugues gelaufen und da ich selbst gerade nicht dazu komme zu pilgern (ich bin Mami geworden :-)), habe ich mich sehr gefreut, dass sie ein kleines Interview über ihren Camino mit mir geführt hat. Faby ist gebürtige Costa Ricanerin, lebt aber mit ihrer Familie in Guatemala.

Es ist immer sehr schön, auf diese Art und Weise mitpilgern zu dürfen! Vielen Dank liebe Faby für deine Mühe und die tollen Bilder.

Damit auch die nur spanischsprechenden Mitleserinnen und Mitleser Fabys Weg und Erfahrungen auf dem portugiesischen Jakobsweg verfolgen können, findet sich unter den Antworten immer noch das spanische Original.

Welchen Camino bist Du dieses Jahr gelaufen?

In diesem Jahr war meine Pilgerroute der portugiesische Weg entlang der Küste von Porto nach Santiago, zusätzlich dazu habe ich einen kleinen Umweg über den spirituellen Weg von Combarro gemacht, bin dann aber zurück nach Pontevedra, um mit dem traditionellen Weg fortzufahren.

(Original: ¿Cual Camino has recorrido este ano? – Este año la ruta ha sido Camino Portugués por la Costa y desde Porto hasta Santiago, en adición un pequeño desvío por el camino Espiritual desde Combarro pero retornando a Pontevedra para continuar con el tradicional.)

Hast Du alle Unterkünfte im Voraus organisiert?

Eigentlich habe ich nur meinen Aufenthalt in Santiago im Voraus gebucht, ich ändere normalerweise spontan die Etappen, so dass es besser ist, am selben Tag zu buchen, und ich habe es ohne Probleme geschafft immer etwas zu finden, außer in Pontevedra.

(Original: ¿Organizó todo el alojamiento de antemano? – En realidad he organizado de antemano únicamente mi estadía en Santiago, suelo modificar las etapas por lo cual es mejor reservar el mismo día y lo he conseguido sin problema, excepto por Pontevedra.)

Warum bist Du dieses Jahr den Camino gelaufen?

Der Camino ist für mich ein Ort der Entspannung, der persönlichen Begegnung und der Begegnung mit anderen. Angesichts der Veränderungen in unserem Leben infolge der Pandemie kann ich keinen besseren Ort finden, um diese Erfahrung und diesen Moment der Geschichte zu verarbeiten.

Außerdem kann ich hier auf dem Camino Frieden mit dem Verlust meiner Tochter schließen, die ich nie kennengelernt habe. Hier auf der Pilgerreise, spüre ich sie in der Tiefe des Waldes und es ist ein guter Moment für mich, um Inne zu halten und zu akzeptieren.

(Original: ¿Por qué has hecho el Camino este año? – El Camino es para mi un espacio de descompresión, de encuentro personal y de encuentro con el prójimo, con los cambios en nuestra vida a raíz de la pandemia no encuentro un mejor lugar para absorber lo que ha sido esta experiencia y este momento en la historia. Como te contara Carolina, en él pude encontrar la paz y aceptación por la usencia de mi hija que no llegue a conocer pero que siento sobre todo en la peregrinación y que me emociona siempre. Acá en el silencio del bosque es siempre un momento imperdible para ello.)

Gibt es eine Unterkunft, die Dich inspiriert hat und die Du empfehlen würdest?

Als ich in Porto in Three Houses & Bedrooms ankam, erinnerte mich die Unterkunft an das Haus meiner Kindheit. Es war ein sehr schöner Ort, der mich auch für den Rest des Caminos inspirierte. Ich muss gestehen, dass ich sonst nicht immer die üblichen Orte für Pilger aufsuche, sondern gerne auch Hotels.

Auch schön war das Hotel Bruselas in A Guarda und das Hotel Chef Rivera in Padrón, das ist zwar sehr teuer, aber nach zwei langen Etappen konnte ich mir dieses Geschenk machen und hier unterkommen. Das beste Zimmer und das beste Bett des ganzen Camino!!!

(Original: ¿Hay algún alojamiento que te haya inspirado y que recomiendes? – Al llegar a Porto en Three Houses & Bedrooms, el alojamiento me recordó mi casa de infancia, fue un bonito lugar para inspirar el resto del Camino, he de confesar que no siempre voy al habitual de un peregrino … Luego En el Hotel Bruselas en A Guarda y Hotel Chef Rivera en Padrón, este es alto en precio pero luego de un recorrido de dos etapas largas pude darme este regalo. El cuarto supremo y la mejor cama de todo El Camino.)

Hattest Du besondere Erlebnisse auf dem Camino?

Wie immer habe ich auf dem Camino mehr als eine besondere Erfahrung gemacht, aber die vielleicht denkwürdigste war, dass mich in Caldas De Reis, während ich meine Füße in den heißen Quellen ausruhte, eine einheimische Dame, mit dem Namen Pilar, ansprach und ein schönes Gespräch mit mir begann. Wir verstanden uns so gut, dass das Gespräch im Esszimmer ihres Hauses endete, wo sie mir ein hausgemachtes Mittagessen und den Familienwein servierte. Dies verzögerte zwar meine Route, aber sie erwähnte mehr als einmal, dass es einen besonderen Grund dafür geben musste, dass meine Route sich so stark verzögerte. Als ich meine Etappe fortsetzte war es schon 16:45Uhr und ich hatte noch einige Kilometer zu laufen. Angst vor der Dunkelheit und dem Alleinsein im Wald hatte ich auch. Außerdem regnete es in Strömen. Aber plötzlich konnte ich in der Ferne jemanden sehen und beschleunigte mein Tempo. Zu meinem Glück war es eine bezaubernde junge Pilgerin aus Portugal, die bereits sehr müde vom langen Laufen war. Wir beide verstanden, dass wir Glück gehabt hatten, einander zu finden und in der Lage sein würden diesen Abend, auf dieser Etappe, aufeinander aufzupassen. Wir kamen um circa 22.15 Uhr in Padrón an, klatschnass vom Regen, der über viele Kilometer auf uns niederprasselte, aber wir waren beide wohlauf. Und ich war froh um die Verzögerung, die uns zusammengeführt hatte.

Noch unvergesslicher wurde das Erlebnis, als ich Pilar, die mich in ihr Haus in Caldas De Reis einlud, wie durch einen Zufall in Santiago wieder traf. Ein ganz besonderer Moment.

Ich hatte ganz viele dieser tollen Momente – ich könnte ein Buch darüber schreiben.

(O: ¿Tuviste alguna experiencia especial? – Como siempre El Camino me regala más de una experiencia, pero quizás memorables fue que en Caldas De Reis, mientras descansaba mis pies en las aguas termales una señora del lugar se acercó y entablo una conversación conmigo que termino en el comedor de su casa sirviéndome un almuerzo casero y vino familiar, esto sin duda retraso mi ruta y ella en mas de una ocasión menciono que había una razón para ella, y si que descubrí que la había, mi segunda etapa hacia Padrón la inicie a las 4:45 p.m., sin duda un horario poco común y la preocupación de llegar durante la noche y estar en bosque sola ya en obscuridad me gano, decidí correr por 2 Kms y regresar si no encontraba a nadie, a la distancia pude visualizar a alguien y agilice mi paso, para mi fortuna una chica encantadora de Portugal que iba destrozada de sus pies ya a un paso muy lento sería mi compañera, entendimos las dos que habíamos corrido con suerte de encontrarnos y podernos cuidar ambas. Llegamos a Padrón pasadas las 10:15 p.m. y empapadas por la lluvia que nos cayo durante muchos kilómetros pero bien ambas. Que la hizo memorable: La señora de nombre Pilar, cuando le consulte porque la soltura en llevarme hasta su casa sin conocerme, me dijo, te equivocas, nosotros tenemos la oportunidad de conectarnos con energías similares de gente buena y de alma pura, la que tengo yo y la que tienes tu, lo sentí y por eso estas aquí, a ambas nos rodaron las lagrimas, fue un momento muy especial, y en mi ultima tarde en Santiago, escucho mi nombre y es ella!! Nuevamente un encuentro especial. Especial porque me considero muy Mariana y la Virgen del Pilar ha tenido siempre mucho que ver conmigo… como te digo, podría hacer un libro de experiencias.)

Hast Du andere Pilger kennen gelernt?

Ja, ein paar ganz besondere Italiener, mit denen ich zwei Tage lang in Portugal gelaufen bin. Das war vielleicht meine schönste Begegnung auf diesem Camino. Auf dieser Strecke sind viel mehr Pilger mit dem Fahrrad unterwegs als zu Fuß. Außerdem gibt es viel Asphalt, was es viel schwieriger macht, mit anderen Pilgerinnen und Pilgern in Kontakt zu treten. Ich lernte auch eine nette irische Frau kennen und viele andere kennen.

Insgesamt habe ich aber viel weniger Menschen getroffen als auf dem französischen Jakobsweg. In Santiago wäre ich sogar fast allein angekommen, aber auf den letzten Kilometern traf ich einen netten Kolumbianer.

(O: ¿Conociste a otros peregrinos? – Síi una pareja de italianos super especiales, con ellos camine dos días en Portugal, fue quizás mi mayor encuentro en este Camino. Esta ruta tiene muchos mas peregrinos en bicicleta que a pie, también mucho asfalto, eso dificulta mas el conectar con otros. También conocí a una irlandesa con la que nos acompañamos una etapa. Pero como te digo la experiencia humana fue menor que en mis rutas anteriores en el Frances, sin embargo, compenso en Santiago, casi entro sola a Santiago pero en los últimos 16 K encontré a un colombiano.)

Würdest Du den Camino gerne noch einmal gehen?

Wann immer ich kann, werde ich für den Rest meines Lebens ein Pilger sein.

(O: ¿Te gustaría volver a recorrer el Camino? – Cada vez que pueda, seré Peregrina el resto de mi vida.)

Glaubst Du, dass es etwas Besonderes auf dem Camino gibt, das ihn einzigartig macht?

Auf dem Camino findet man in der Spiritualität Frieden mit sich selbst. Frieden mit sich selbst bringt einem dem Nächsten näher und der Nächste bringt einen zu Gott. Ja, der Camino hat etwas Magisches, und ich bin der Beweis dafür, denn wer mich vorher und nachher kannte, weiß, dass es wirklich so ist.

(O: ¿Crees que hay algo especial en el Camino que lo hace único? -En el camino encuentras en la espiritualidad la paz contigo, la paz te acerca al prójimo y el prójimo a Dios. Sí hay magia en El Camino y yo prueba de ello, quien me conoció antes y después sabe que es así.)

Welchen Rat würdest Du Menschen geben, die noch unentschlossen sind, ob sie den Camino gehen sollen?

Der Camino ist eine großartige Gelegenheit für persönliche und lebensverändernde Begegnungen mit anderen und mit sich selbst. In meinem Fall hat er mir das Geschenk gemacht, klar zu sehen, was ich für mich selbst will. Er hat mich dazu gebracht, ein besserer Mensch zu werden und er hat mich um eine neue Sicht auf die Welt bereichert. Aber er hat mich auch aufgefordert, mich zu verändern. Ich fühle jetzt die Verpflichtung, jeden einzuladen das Jetzt zu leben, um keinen Moment verstreichen zu lassen, denn unser Leben ist hier und wird immer HEUTE sein. Außerdem sehe ich nun klar, dass das Glück bei den kleinen Dingen liegt und wir befreiter leben, wenn wir dies erkennen.

Und eine letzte Botschaft: Der Weg ist immer in uns.

(O: ¿Qué aviso te gustaría dar a las personas que aún están indecisas sobre la posibilidad de hacer el Camino? El Camino es una gran oportunidad de encuentro personal y con otros que modifica la vida y que en mi caso me ha dado el regalo de ver con claridad lo que quiero para mí. Me ha llevado a ser una mejor persona, ha enriquecido mi visión del mundo, me ha dado mucho pero también me ha pedido, siento ahora el compromiso de invitar a todos a vivir a no dejar nunca pasar ningún momento, porque nuestra vida es y será siempre HOY. A tener también claramente que la felicidad esta al lado de las pequeñas cosas y se vive mas liberado cuando se reconoce esto. Sobre todo que El Camino está siempre en nosotros.)

Pilgern zu Corona-Zeiten – Ein Interview, zwei Wege

Vor einigen Wochen sind zwei liebe Pilger den Camino in Corona-Zeiten gelaufen und standen mir für ein kleines Interview zur Verfügung. Jaime, mein Pilgerfreund aus Castilla La Mancha, Spanien den ich selber auf einer Pilgerreise kennen lernen durfte und die liebe Ulla aus NRW, die ich über andere Pilger kennen gelernt habe. Ich freue mich sehr, dass beide Zeit hatten ein paar Fragen zu beantworten und tolle Bilder mitschickten. Die beiden sind zwei ganz unterschiedliche Wege gegangen. Jaime ist den Camino Francés mit seiner Freundin gelaufen und Ulla alleine die Via de la Plata.

Jaime und Anastasia mit zwei Pilgerfreunden

Warum seid ihr in diesem Jahr den Camino gelaufen?

Jaime: Aus religiösen Gründen. Außerdem sind wir letzten Sommer von Burgos nach León gewandert und wollten die Pilgerreise bis nach Santiago beenden. (Original: Por motivos religiosos. Además, el verano pasado hicimos de Burgos a León y queríamos terminar el peregrinar hasta llegar a Santiago.)

Ulla: Ich bin in diesem Jahr den Jakobsweg gegangen, weil es für mich die höchste Form der Erholung ist, ich meine Gedanken bearbeiten und loslassen kann. Außerdem bin ich eine Abenteurerin und war gespannt darauf, wie es unter Corona-Bedingungen klappen könnte. Ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen. Es war aber viel weniger spektakulär und kompliziert als erwartet. Eine weitere Motivation war die Ermutigung meines Neffen Johannes, der gerne pilgern wollte, sich aber noch nicht so recht traute. Ich bin ihm Voraus gegangen und er startet am nächsten Wochenende, allerdings läuft er den Camino del Norte. Er meinte, dass ich ihn sehr motiviert hätte

Pilgerin Ulla

Habt ihr alle Unterkünfte im Voraus gebucht?

Jaime:  Nur einen Tag im Voraus riefen wir in den Herbergen der nächsten Stadt und im nächsten Dorf an, um zu fragen, ob sie noch eine Unterkunft frei hätten, um zu vermeiden, dass wir kein Zimmer mehr bekommen. (Original: Únicamente con un día de antelación llamábamos al albergue del pueblo siguiente para ver si tenían disponibilidad de alojamiento para evitar la opción de quedarnos sin sitio.)

Ulla: Einige Übernachtungen hatte ich von zu Hause aus organisiert, bei anderen spontan angerufen und in „perfectly spanish“ reserviert. Aber auch Booking und Co haben sehr geholfen. Nachdem die großen Herbergen noch nicht aufhatten, bin ich in kleinere Unterkünfte abgestiegen. Das kam mir aber auch entgegen, weil ich die Ruhe und damit auch Einzelzimmer liebe.

Gibt es eine Unterkunft, die euch inspiriert hat und die ihr empfehlen könnt?

Jaime: Ja, in Foncebadón, in der Herberge „El convento“ waren wir sehr zufrieden, die Behandlung dort war hervorragend und die Ausstattung ist wirklich sehr gut. Auch das Essen war sehr lecker und wir waren besonders von der Knoblauchsuppe angetan. Abgesehen davon war es ein Ort, der zum Studieren und Nachdenken einlud, er liegt in einem kleinen Dorf mitten im Gebirge. Auch das Hotel „O Cebreiro“ in dem kleinen galicischen Dorf O Cebreiro war ein ganz besonderer Ort auf unserem Weg. Sowohl das Hotel-Restaurant als auch der Ort selbst haben einen besonderen Zauber. (Original:Si, en Foncebadón el Albergue “El convento” quedamos muy satisfechos, el trato fue exquisito y las instalaciones están muy bien. También, la comida era muy sabrosa en especial quedamos sorprendidos con la sopa de ajo. Dejando al lado el tema ergonómico fue un lugar en el que invitaba al estudio y la reflexión, se sitúa en un pequeño pueblo en mitad de la montaña.También, el hotel O cebreiro en la pequeña aldea gallega de O´cebreiro fue el sitio más especial de nuestro camino. Tanto en el hotel-restaurante como el pueblo en si tienen una magia especial.)

Habt ihr eine besondere Erfahrung gemacht?

Jaime: Nachdem ich 330 km zurückgelegt hatte, gab es viele besondere Erlebnisse, es wäre schwierig, sie alle zu nennen, denn der Jakobsweg selbst ist ein besonderes Erlebnis. Doch die Eucharistie, die in der kleinen und alten Kirche Santa Maria in O Cebrerio gefeiert wurde, hatte etwas Magisches. (Original: Tras recorrer 330 km fueron muchas las experiencias especiales, sería difícil nombrarlas todas pues el camino de Santiago en si es una experiencia especial. No obstante , la Eucaristía celebrada en la pequeña y antiquísima Iglesia de Santa María en O´cebrerio fue algo mágico.)

Habt ihr andere Pilger getroffen?

Jaime: Man muss bedenken, dass wir den Camino am ersten Tag nach der Aufhebung des Alarmzustandes durch die spanische Regierung begannen, so dass es in der ersten Woche nur sehr wenige Pilger gab. Als wir in Sarria ankamen, wuchs die Zahl der Pilger exponentiell. Das bedeutete, dass wir andere Pilger trafen und mit ihnen Erfahrungen, Kilometer und die gelegentliche Mahlzeit teilen konnten. Obwohl es mehrere Pilger gab, mit denen wir eine engere Beziehung hatten, war es Jellemieke, ein belgisches Mädchen, mit der wir bis heute in Kontakt sind und wir haben eine sehr schöne Freundschaft aufgebaut. (Original: Hay que tener en cuenta que empezamos el camino el primer día de quitar el Gobierno Español el estado de Alarma, por tanto,  había muy pocos peregrinos la primera semana. Una vez llegados a Sarria el número de peregrinos creció exponencialmente. Esto dio lugar a que conociéramos a otros peregrinos y pudiéramos compartir con ellos experiencias, kilómetros y alguna que otra comida. A pesar de que fueron varios los peregrinos con los que tuvimos un trato más cercarnos , fue Jellemieke, una chica Belga la que al día de hoy seguimos estando en contacto y creamos una bonita amistad.)

Ulla: Ich habe auf dem gesamten Weg keinen einzigen Pilger gesehen, gehört oder gesprochen, aber ich hatte damit gerechnet und war somit auch nicht überrascht.

Was war euer besonderer Moment auf dem Camino?

Jaime: Der schönste Moment war zweifellos im privaten Kreuzgang des Hotels „Reyes Católicos“ in Santiago, wo ich meiner damaligen Freundin Anastasia einen Heiratsantrag machte. Heute sind wir glücklich Verlobte und warten auf unseren großen Tag. (Original: Sin lugar a dudas, el momento más especial fue en el Claustro privado del Hotel Reyes Católicos en Santiago, donde le pedí matrimonio a mi por aquel entonces novia Anastasia. Al día de hoy estamos felizmente prometidos y a la espera de que llegue nuestro día.)

Ulla: Du fragst nach der besonderen Erfahrung: Ich habe in den Jahren des Pilgerns immer wieder erlebt, dass die Wegstrecken wie unsere Lebensstrecken aussehen, mal spektakulär, mal unüberschaubar, mal voller Überraschungen, mal trist und regnerisch und auch superlangweilig…… In diesem Jahr ist mir das auch wieder so ergangen, ganz auf mich und meiner Befindlichkeit konzentriert Stunde für Stunde einen Langstreckenweg zu gehen, Gedanken kommen und gehen zu lassen und frei zu werden im Kopf und die Sinne zu schärfen! Besser als jede Psychotherapie oder Reha, denke ich!  Das sind die besonderen Momente, von denen ich schon so viele erleben durfte.

Würdet ihr den Camino gerne noch einmal gehen?

Jaime: Nachdem ich 4 Mal in 2 Jahren nach Santiago gepilgert bin, ist die Zeit gekommen, den Camino de Santiago ein wenig beiseite zu lassen. Obwohl im Moment meine Pilgerreisen vorbei sind, bin ich mir sicher, dass ich in ein paar Jahren zurückkehren werde, denn er ist die perfekte Quelle, wo man seinen spirituellen Durst stillen kann. (Original: Tras peregrinar a Santiago 4 veces en 2 años ha llegado el momento de dejar un poco al lado el camino de Santiago, no obstante , aunque por la presente se haya acabado mis peregrinajes tengo claro que en unos años volveré , es la fuente perfecta donde calmar tu sed espiritual.)

Ulla: Im nächsten Jahr gehe ich in den Osterferien ab Caceres weitere 300 km und im Jahr 2023 nach Santiago (wenn es die Gesundheit zulässt). Ein Zeitfenster im Jahr (meistens in den Osterferien) ist die Pilgerzeit. Meine Familie und mein Freund wissen das schon und sie merken, dass es mir sehr gut tut. Daher ermutigen sie mich auch in dieser Regelmäßigkeit zu gehen.

Glaubt ihr, dass es etwas Besonderes auf dem Camino gibt, das ihn einzigartig macht?

Jaime: Zweifelsohne ist der Jakobsweg etwas Einzigartiges und Unwiederholbares. Er ist in einen besonderen Zauber gehüllt, der dank der guten Energien und des Glaubens jedes Pilgers, jeder Gastfreundschaft, jedes Priesters und vor allem dank der Kraft des Herrn und des Apostels Santiago den Jakobsweg zu etwas Einzigartigem macht, das den Geist und die Seele eines jeden, der ihn geht, verwandelt. (Original: Sin lugar a dudas, el camino de Santiago es algo único e irrepetible. Este está envuelto en una magia especial que gracias a las buenas energías y a la fe de cada peregrino, de cada hospitalario, de cada sacerdote y en especial gracias a la fuerza del Señor y del Apóstol Santiago hacen que el caminar hacia Santiago sea algo único que transforme la mente y el alma de cada uno de quien en él se encuentre.)

Welchen Rat möchtet ihr Menschen geben, die noch unentschlossen sind, ob sie den Camino gehen sollen?

Jaime: Dass sie nicht eine Sekunde zögern sollten, ihr Abenteuer zu beginnen. Sie sollten keine Pläne oder Entwürfe machen, wie ihre Reise verlaufen sollte, sondern einfach ihr Ziel in Form eines Rucksacks tragen und sich auf den Weg machen, um Gott, den anderen Pilgern und sich selbst zu begegnen. Sie sollen zulassen, dass das Göttliche ihr Herz berührt und sie verwandelt, so dass sie, wenn sie in ihrem Alltag ankommen, gelernt haben, dass es eine andere Art zu leben gibt, mehr in Gemeinschaft mit anderen und mit sich selbst, und so lernen, dass der Mensch ein Pilger in seinem Leben ist und dass das Ziel die Fülle des Seins mit Gott ist. (Original: Que no duden ni un solo segundo en empezar su aventura. Que no hagan planes ni esquemas de cómo tiene que ser su viaje, que simplemente se carguen su cruz en forma de mochila y vayan al encuentro con Dios, con los peregrinos y con ellos mismos. Que dejen que lo divino toque sus corazones y los transformes para cuando lleguen a sus vidas diarias hayan aprendido que hay un estilo diferente de vida, mas en comunión con el prójimo y consigo mismo, y así aprender que el ser humano es un peregrino en su vida y que el objetivo es la plenitud de ser con Dios.)

Ulla: Menschen, die nicht wissen, ob sie losgehen sollen frage ich immer ‚Auf was wartest du?‘ Geh los und fühle, wie gut es dir tut! Geh allein und treffe den, der auf dich wartet! Die Menschen die gegangen sind kommen immer verändert und gestärkt wieder!

Carolina: Vielen herzlichen Dank euch beiden für das Teilen eurer schönen Erfahrungen und buen Camino!

Exklusiv: Pilgern zu Corona-Zeiten – Ein Reisebericht von Raúl Etto

2021 ist ein sogenanntes Heiliges Jahr (Xacobeo). Der Festtag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, fällt auf einen Sonntag, eine Freude für jeden Pilger, denn man bekommt eine Menge Sünden erlassen, wenn, ja wenn man es in diesem Jahr bis Santiago schaffen sollte. Obwohl sich unser Sündenregister einigermaßen in Grenzen hielt, wollten wir es 2021 trotzdem unbedingt versuchen. Der Papst hat das diesjährige Heilige Jahr zwar auf 2022 verlängert, aber wir wollten nicht warten. Das nächste Heilige Jahr wird 2027 sein.

Eine Reisebeschreibung von Raúl Etto

Vorwort

Seit einigen Jahren sind wir vom Pilgerfieber erfasst, seitdem wir 2015 den Camino Frances gegangen sind. Dieser Weg hat uns damals so bewegt, dass ich darüber ein Büchlein „Jakobsweg für Manager“ geschrieben habe, was wiederum zahlreiche andere Pilger zu diesem Weg ermutigt hat, wie mir viele per Mail geschrieben haben. Warum ermutigt? Viele Menschen wollen pilgern, trauen es sich aber nicht zu. Nun bin ich ein völlig unsportlicher Mann in den 50ern, mit Übergewicht und paar gesundheitlichen Problem’chen. Und als ehemaliger CEO einer Firma wollte ich vor einigen Jahren aus dem Business aussteigen, und daher gingen wir auf Vorschlag meiner Frau diesen Weg. Und zur Überraschung aller hatten wir die 800 km bis Santiago und weitere 100 km bis Finisterre zu Fuß geschafft. Seit dieser Zeit will ich anderen Mut machen, es auch zu versuchen, denn es lohnt sich: Pilgern ist ja nicht Verzicht, Buße und Bettwanzen, nein, Pilgern ist Spaß, Freunde, gutes Essen und erholsamer Schlaf.

Jeder kann sich seinen Weg aussuchen, das genau ist ja das große Geheimnis des Camino, und so sollte es auch diesmal sein.

Sollte uns Corona im Heiligen Jahr vom Pilgern abhalten? Nein, sollte es nicht. Wir hatten den Weg fest geplant und wir wollten uns von Corona selbstverständlich nicht den Spaß verderben lassen. Sorgen machten uns eher die behördlichen Regeln, denn es ist nicht klar, ob uns die spanischen Behörden überall auf den Camino pilgern lassen würden, Spanien geht sehr restriktiv mit Corona um, das ist allgemein bekannt.

Fakten

Seit 15. März ist der Camino auch für Ausländer wieder geöffnet, jeder Pilger darf nach Spanien einreisen. Und Spanien hat Corona mittlerweile gut im Griff (außer in Hotspots wie Barcelona, Madrid etc.) Die 7-Tages-Inzidenzen in der Rioja lagen im März bei 80, in Kastilien & León bei 75, in Galizien sogar bei nur 33. Wer also Angst vor Corona hat, ist auf dem Camino sicherer als zu Hause in Deutschland. Problematisch ist jedoch, dass die Spanier seit Monaten nicht ihre inneren Landesgrenzen verlassen dürfen. Menschen aus der Rioja oder Kastilien dürfen aus touristischen Gründen nicht reisen. Genauso ist das mit allen anderen Bundesländern. Ob das aber auch für Auslänger gilt, ist bewusst nicht offiziell geklärt. Und ob diese Ländergrenzen-Restriktionen überhaupt für Pilger gelten, ist auch nicht geklärt. Aber es gibt einen Trick, der funktioniert: Sobald man von der spanischen Polizei angehalten wird (was uns passiert ist), sagt man, dass man in dem jeweiligen Bundesland nur auf Transit ist und nach Santiago pilgert. Als Ausländer kann man schließlich nicht zurückgeschickt werden, wohin auch. Wer sich diesen Stress ersparen möchte, fährt (oder fliegt) direkt von Deutschland nach Galizien, das ist hochoffiziell erlaubt und startet den Camino in O Cebreiro, dies ist der erste Pilgerort in Galizien und 160 km vor Santiago. Auch von dort aus gibt es noch genug zu tun. Und die Compostela erhält man, wenn man die letzten 100 km zu Fuß gegangen ist, also ab Sarria. Dies zu den Fakten. (Noch ein Hinweis für etwaige Reiseplanungen: Man muss berücksichtigen, dass in Spanien von 22 (23) bis 6 Uhr Ausganssperre herrscht, bei der Durchfahrt durch Frankreich galt im März die Ausgangssperre ab 18 Uhr, bei der Rückfahrt Anfang April ab 19 Uhr.)

Reisebeschreibung

Unsere Anreise per Auto führte uns nach Astorga, ca. 270 km vor Santiago. Es liegt in Kastilien, etwa zwei Pilgeretappen nach der schönen Stadt Leon. Astorga kannten wir bereits von anderen Pilgereisen und wollten mindestens von hier aus starten. Eigentlich hatten wir wieder den ganzen Weg ab Roncesvalles geplant, aber die Navarra (Pamplona) war im März wegen Corona noch geschlossen. Man kann ab der Rioja starten, aber dafür hatten wir dann doch keine Zeit. Nun, Astorga ist berühmt für die Maragatos. Wer hier noch nicht war, muss daher auch Cocido Maragato essen, aber bitte nicht alles an einem Pilgertag, es ist unheimlich viel.

Die Anreise durch Frankreich war übrigens problemlos. Bei der Einfahrt nach Kastilien (aus dem Baskenland, Bilbao) wurden wir von der Polizei gestoppt. Wir legten unseren Pilgerpass vor und ein Schreiben, dass wir als religiösen Gründen unterwegs sind und keinesfalls touristisch. Wir wurden durchgewunken und fuhren dann ohne nochmals gestoppt zu werden (und übrigens ganz ohne Maut) auf den Autobahnen bis Leon und dann weiter für 5 Euro nach Astorga. Dort ließen wir das Auto in einem Hotel für 10 Euro am Tag und gingen los.

Der Weg war wie immer traumhaft, nur etwas war anders. Wir waren alleine, ganz alleine. Sowas kannten wir schon von der Via de la Plata, aber nicht vom Camino Frances. Irgendwann trafen wir einen Franzosen und uns eilte ein Ruf voraus.

Die ersten internationalen Pilger 2021 sind da!

In den zahlreichen weiteren Pensionen und Hostals wurden wir fotografiert, um irgendwie auf Facebook zu erscheinen, jeder Wirt wollte der Welt sagen, dass Pilger da sind, und man wieder offen hat. Die Menschen am Pilgerweg benötigen ihre Pilger. In normalen Zeiten werden Pilger nicht immer nur geliebt, viel zu viele gehen hier täglich entlang, aber 2021 ist eben alles anders. Es geht bei vielen Wirten um die bloße Existenz. In Molinaseca gab es zur Feier des Tages beim Abendessen so viel Schnaps aufs Haus, dass wir nicht mehr wissen, wie wir ins Bett gekommen sind. Danke, Molinaseca!

In Ponferrada war viel (zu viel) Polizei unterwegs. Man muss wissen, in Spanien herrscht die totale Maskenpflicht, die sehr streng überprüft wird. Immer und überall. Das ist für Deutsche ungewöhnlich, aber dafür hat das Land komplett auf. Jede private Bar ist offen, jedes Restaurant, alle Geschäfte, Frisöre, Schulen. (Es gibt auch keine Testpflicht für Restaurants, Shops oder so. Und sobald man an einem Tisch sitzt nimmt man die Maske ab.) – In Spanien ist bis 22/23Uhr einfach (fast) alles so wie immer. Nur die Touristen und Pilger fehlen.

Aber was für ein Gefühl, den Weg für sich zu haben!

In Villafranca del Bierzo, meinem Favorit seit Jahren, war eine tolle Messe in der Iglesia Camino de Santiago am Ortsausgang. Das war einfach Pilgerglück, denn die meisten Kirchen am Wegesrand haben leider zu. Von wegen, die gewaltigen Portale sind alle im Heiligen Jahr 2021 auf – nein, sind sie nicht. Die Spanier halten hier ihre Versprechen nicht ein.

Der Grund: Corona. Überhaupt, daraus ist ein Witz geworden, auch für die Spanier selbst. Wenn mal wieder was nicht klappt, der Grund: Corona. Damit erklärt man alles, das muss man mit Humor nehmen. In der Bahn, Renfe, auf dem Rückweg von Santiago, ist jeder einzelne Platz besetzt, die Züge sind rammelvoll, in der Kathedrale in Santiago muss man selbst vom eigenen Partner zwei Meter Abstand halten, warum? – Corona. Aber solche unverständlichen Corona-Regeln kannten wir ja bereits aus Deutschland, es hat uns nichts ausgemacht.

In Trabadelo stoppten wir bei Bekannten, Susi und Fermin, bei Casa Susi auf einen Kaffee. (Anm. von Carolina: Gerne könnt ihr hier eine schöne Spendenkampagne unterstützen.) Casa Susi ist eine sehr schöne und privat geführte Albergue für 12 Pilger. Wir wurden herzlichst begrüßt. Seit 18 Monaten haben viele Alberguen keine einzigen Pilger mehr beherbergt. Saisonbedingt machen viele Unterkünfte ja im Winter immer zu. Und im März 2020 wurden die Pilger vom spanischen Militär noch direkt vom Camino runter geholt, damals war die Zeit der großen Angst vor Corona. Die Angst der Spanier hält sich mittlerweile aber in Grenzen. Wir haben das Gefühl, dass sie die Maske tragen, weil sie es müssen. Ein Maskenverstoß kostet in Spanien 100 Euro, das macht man nur einmal…

Was man jedoch hört, alle lieben Deutschland, man weiß um die Unterstützung der Hotels durch den deutschen Staat. Im spanischen TV sieht man auch immer und überall Merkel. Doch uns interessiert es natürlich nicht. Wir wollen Santiago erreichen.

In der Nacht in Las Herrerías de Valcarce sind wir aufgeregt. Wird uns die spanische Polizei nach Galizien rein lassen? Man sagt ja. Aber niemand weiß es wirklich. Beim Aufstieg von La Laguna bis Galizien rennt meine Frau, sie will es wissen. Dann kommt – wir kennen es gut – das Schild Galizien.

Und schon sind wir drinnen. Hier steht keine Polizei, das geht auch gar nicht, der Weg in den Bergen ist viel zu schmal. Nun müssen wir nur noch nach O Cebreiro in die Kirche – und es gelingt. An diesem Tag ist zum Glück keine Behörde in O Cebreiro zu sehen. Stattdessen zahlreiche Pilger aus Galizien selbst. Offiziell darf jeder spanische Pilger in seinem Heimatbundesland auf den Camino, nur die inneren Landesgrenzen sind ja das Problem. Auch Ausländer, die auf Nummer sicher gehen wollen, sollten direkt in Galizien anfangen. Das ist offiziell erlaubt und wahrscheinlich sogar erwünscht!

O Cebreiro. Hier liegt der Heilige Gral Spaniens. Es ist für mich der mystischste Ort (nach Roncesvalles) von ganz Spanien. Und wir haben Glück. Der Pfarrer gibt uns den Pilgersegen, er ist überglücklich, als wir erzählen, dass wir aus Astorga kommen. Er grinst und legt den Finger auf den Mund. Wir bekommen Pilgersteine als Glücksbringer zugesteckt und im Shop nebenan bekommen wir sogar Sticker – alles umsonst als Freude über unser Hiersein in dieser schwierigen Zeit. Ausländische Pilger sind da! Wir sind erleichtert, denn nun sind wir offiziell in Galizien und selbst das Auswärtige Amt erlaubt Reisen nach Galizien. Und Galizien ist nicht einmal ein Corona-Risikogebiet. Wir halten uns nun an alle offizielle Regeln, gut so. Man bedenke, dass Pilger seit dem 15. März auf den Camino dürfen, dies ist auch offiziell, aber die Überquerung der inneren Landesgrenzen wird nur geduldet, nirgends steht, dass man diese offiziell überqueren darf. Ich denke, das ist Absicht. Man will das Pilgern nicht verbieten, aber auch nicht die ganze Welt zum Pilgern auf dem Camino aufrufen. Zu tief sitzt bei den Behörden die Angst vor einem weiteren Versagen des Gesundheitswesens.

Fonfría, dann Ramil und der 800 Jahre alte Baum am Wegesrand erscheinen uns wie alte Bekannte. In Triacastela gibt es wieder frischen Pulpo, denn es ist Sonntag – also Markttag.

Samos, diesmal die ganz große Enttäuschung, diese einzigartige Kirche ist geschlossen – Corona halt. Irgendwann kommen wir nach Sarria, dem großem Einstiegspunkt vieler Pilger, da es 111 km von Santiago entfernt liegt. Aber selbst dort ist es sehr ruhig. Wir werden später in Santiago erfahren, dass an diesem Tag 77 Pilger auf dem Weg sind, normalerweise sind es in der Osterwoche jedoch Tausende. Wir lernen nette Pilgerinnen kennen, drei aus New York und zwei aus Florida, die als Lehrerinnen in Galizien arbeiten. Die galizischen Pilger bleiben meist unter sich, oft liegt es an der Sprachbarriere, aber wir haben genug mit uns zu tun.

Portomarín ist wieder sehenswert. Die Stadt empfängt uns bei Sonnenschein. Überhaupt. Galizien hat über 50 verschiedene Worte für Regen, denn für seinen Regen ist Galizien weltberühmt. Aber wir hatten in den ganzen zwei Wochen nur einen halben Tag Regen, leider genau beim Einmarsch nach Santiago.

In Palas de Rei war wieder eine Messe, wir wurden extra begrüßt, mittlerweile waren wir vier „echte“ Ausländer auf dem Weg. Es war toll. In Arzúa wieder eine große Messe, die Iglesia am Marktplatz rammelvoll, und noch voller war es in O Pedrouzo, kurz vor Santiago. Jeder Platz besetzt, knapp 100 Menschen waren zur Semana Santa, zur Ostermesse in der heiligen Woche, in die Kirche gekommen. Semana Santa, die heiligste Zeit, die Spanien zu bieten hat.

Der Einmarsch nach Santiago de Compostela war für uns dieses Mal nicht überwältigend. Am Monte do Gozo alles verbaut, hier stehen hunderte Pilgerunterkünfte in der Landschaft rum, man war 2021 auf eine Million Pilger vorbereitet. Jetzt steht alles leider leer. Ein durch und durch trauriger Anblick. Und es regnete auch noch in Strömen. Und durch die Maske ist die Brille auch noch beschlagen. Natürlich gehört auch das zum Weg, man ist total genervt. Irgendwann kommt dann doch die Kathedrale … und alles ist wie vergessen.

Das Pilgerbüro für die Credencial ist verlegt worden, wegen des angenommenen großen Andranges. Aber niemand ist zu sehen. Wo sonst täglich Hunderte oder gar Tausende sind, sind nun nur leere Gassen. Hier die ankommenden Pilgerzahlen für Ostern, die wir aus dem Pilgerbüro direkt vor Ort erfahren haben: Donnerstag: 57, Karfreitag (unser eigener Ankunftstag): 77, Samstag: 107, Ostersonntag: 232, Montag (geschätzt): 20.

Santiago de Compostela war diesmal anders. Aber anderes heißt eben auch nicht schlechter.

Freitagabend in der Messe, Samstag auch und am Ostersonntag 12 Uhr, die große Heilige Messe. Nur 150 Menschen werden eingelassen. Tolle Ansprachen. Der riesige Botafumeiro wird geschwenkt, ein großes Achhh und Ohhhh. Alle sind überglücklich. Jeder hier weiß, dass es irgendwie historisch ist.

Santiago, te quiero!

Nach einer Woche Erholung pur sind wir in Figueres gelandet, der obligatorische Coronatest vor Ort war wie zu erhoffen negativ (man kann sich in Spanien außer in den Hotspots nahezu nicht kontaminieren), wir können ohne Probleme nach Frankreich einreisen. Wir werden an der Grenze sogar durchgewunken, obwohl wirklich sehr viel Polizei an den Mautstationen steht. Hier sollte es niemand ohne Coronatest versuchen, Frankreich kontrolliert seine Grenzen nach Spanien sehr intensiv. Das gleiche war uns drei Wochen vorher in Biarritz (Westküste Frankreich) aufgefallen, man kam ohne Kontrolle zwar raus nach Spanien, aber nicht rein nach Frankreich. Nun gilt es 19 Uhr von der Autobahn zu sein, dann greift die französische Ausgangssperre, die auch für Transitreisende gilt. Wir fahren nonstop, und um 18.45 Uhr verlassen wir Frankreich bei Mühlhausen auf die A5. Die Deutschen kontrollieren ihre Grenzen nicht, wer weiß warum auch immer.

Fazit

Alles in allen, eine der verrücktesten Pilgererfahrungen unseres Lebens. Im Heiligen Jahr hatten wir den Camino Frances fast für uns allein. Und die Herzlichkeit der Spanier – wir waren wieder überwältigt. Die Spanier lieben ihre Pilger. Wer also Lust zum Pilgern hat, dem kann ich nur empfehlen, es auch dieses Jahr zu probieren, denn diese Erfahrung im Heiligen Jahr 2021 wird nicht wiederholbar sein. Wer gute Hostals sucht, kann im o.g. Jakobsweg-Buch blättern, die Hoteltipp-Seiten (hinten) sind kostenlos bei amazon.de in der Buch-Vorschau einsehbar.

Buen Camino!


Anm. von Carolina:

Das Buch von Raúl Etto kann ich nur sehr empfehlen. Anbei ein Amazon Link (kein Affiliate Link), ISBN-10 : 373235492X  und ISBN-13 : 978-3732354924.

Vielen Dank für den tollen Bericht und diese seltenen Einblicke auf den Camino in diesem Jahr 2021!

Meine Pilgererfahrungen:

Mein Camino im Jahr 2019

Mein Camino im Jahr 2018

Vom Suchen, Finden und gefunden werden

Ich merke gerade wie die Zeit vergeht, mein letzter Beitrag ist tatsächlich schon ein paar Monate her und fast hätte ich vergessen mein zweijähriges Blog-Jubiläum mit Euch zu feiern. Gerade in den letzten Tagen, wurde die Jakobswegtipps so viel besucht wie noch nie und das bestärkt mich in der Annahme, dass Ihr wie auch ich wieder anfangt Pläne zu schmieden, Dinge zu ordnen, Reisen zu planen, und sich auf neue Wege aufzumachen.

Was war das für eine verrückte Zeit in den letzten Wochen? War das nicht auch irgendwie eine Art Camino-Auszeit? Haben wir uns nicht mehr mit uns selbst beschäftigt, uns überlegt mit welchen Menschen wir uns (erlaubterweise zu zweit) treffen wollen, welche Gespräche und Begegnungen wir priorisieren. Welche Rechte wir haben. Und so weiter und so weiter.

Nicht nur mein Blog wurde zwei Jahre alt, sondern auch meine Credencia hat am 10.Mai ihren 3 Geburtstag gefeiert. 3 Jahre ist es her, dass ich meine wunderbare Camino-Family treffen durfte. Dass Jorge, Leonardo, Truus, Rogerio, Mary, Andrea und Mayra wortwörtlich „in mein Leben traten“. Drei dieser wunderbaren Pilgerherzensmenschen habe ich auch in Brasilien, Italien und Spanien besucht, wobei Jorges Dorf für mich eine Art zweiter Heimat wurde und immer noch ist. Irgendwie haben wir uns alle, in dieser großen Camino-Konstellation tatsächlich gefunden, ohne uns zu suchen. Und 2018 wurde die Pilgerfamilie noch größer, und um Ben erweitert, der nicht nur schon von meiner Schwester, sondern auch von guten Freunden in Kolumbien besucht wurde und mich selber in Madrid vernetzt hat. Letztes Jahr kamen dann noch zwei weiter liebe Pilger dazu, mit denen ich eine tolle Zeit auf unserer Deutschlandrundreise Frankfurt-Köln-Bremen-Hamburg hatte und ich sie auch schon in ihrem Dorf in Castilla besuchen durfte und warmherzig empfangen wurde. Doch es gehören noch viel mehr Menschen dazu, Menschen die man nicht gesucht bat, sondern gefunden, weil man am richtigen Ort zur richtigen Zeit war. Was hatte Jorge vor zwei Jahren nochmal so schön gesagt:

Du weißt nie, wer auf dem Camino, auf deinem Weg, bereits dein ständiger Begleiter ist. Du weißt nicht, wer eine Meile, einen Kilometer direkt hinter dir läuft, wer deine Fußspuren bereits sieht, deine Spuren im Sand liest und wer dich täglich auf deinem Weg begleitet. Nur um dann irgendwann eines Tages direkt neben dir zu laufen, nämlich dann, wenn ihr das gleiche Tempo im Leben oder auf dem Camino findet und beschließt von nun an, sei es für Minuten, Tage, Stunden, Wochen oder Jahre eine Strecke gemeinsam zu gehen.

Und so ist es, wie auf dem Camino auch im Leben. Wahrscheinlich gehört es auch dazu, zu begreifen, dass Menschen und Begegnungen uns „passieren“ ohne das wir etwas dafür tun müssen und ohne zu wissen, wie lange wir von diesen wunderbaren Menschen begleitet werden, ich hoffe jedenfalls das ich auch die nächsten Jahre diese wunderbaren Camino-Pilger in meinem Leben habe und freue mich auch im Hier und Jetzt über die schönen Begegnungen in der letzten Zeit.

Neues Jahr, neues Glück, neue Wege, neue Ziele, neue Vorsätze!

Etwas verspätet ein frohes Neues Jahr an alle liebe Pilgerinnen und Pilger, die sich auf meine Seite verlaufen haben :). Mein Camino- Jahr begann mit einem kleinen Beitrag über meinen Blog, verfasst von einem liebem Herzensmenschen, der im Radio bei Youfm gesendet wurde.

Gerne könnt ihr hier reinhören auf der Seite von YOUFM oder hier:

 

 

Vielleicht hat euer Jahr mit neuen Vorsätzen begonnen, vielleicht mit einem kurzen Innehalten. Das Neujahr trägt so einige Besinnlichkeit in sich denn wem schreibe ich am 01. Januar eigentlich als allererstes ? Oder wer sind die Menschen, die mir am meisten am Herzen liegen? Wer sind meine Herzensmenschen? Und was sind meine Vorsätze? Was sind die Dinge, die ich gerne noch ändern möchte oder die mir zu meinem Glück fehlen? Was wünsche ich mir zu meinem Glück? Viele sagen zwar, dass Vorsätze unnötig sind, da wir die meisten doch sowieso spätestens im nächsten Monat wieder vergessen, doch ich denke, sie helfen uns beim Innehalten. Beim kurzen Rasten und beim Nachdenken über unser Leben, unsere Ziele und unsere Wegbegleiter. Denn leider trägt auch jedes Jahr Veränderung in sich. Wir wissen nicht, wer nächstes Jahr weiterhin an unserer Seite sein wird. Mein Jahr hat nämlich auch sehr Nachdenklich angefangen, als ich bei den Johannitern beim Rettungsdienst assistieren durfte und sehr viele Notfälle begleitet habe.

Es ist tragisch wie vergänglich das Leben ist und wie schnell, meistens innerhalb von Sekunden sich alles ändert und somit alles sich verändert. Man weiß nicht, wann es soweit sein wird oder warum alles so kommt wie es kommt. Im Grunde wissen wir relativ wenig! Wir können planen, unseren nächsten Urlaub buchen, den Terminkalender vollpacken, doch wahrscheinlich sollten wir auch ab und zu Innehalten und Wissen, dass unser Leben im „Jetzt“ ist und alles andere nur Konstrukte und Gedanken. Und gerade im Jetzt können wir mit nur wenigen Taten und kleinen Schritten eine Richtung einschlagen. Meistens ist es nur ein klitzekleiner Schritt, der schon einen großen Unterschied machen kann!

So wie mit der Aktion „Random Acts of Kindness„. Habt ihr schonmal davon gehört? Hier geht es darum, mit nur klitzekleinen Gesten die Welt zu verbessern. Geht nicht, denkt ihr? Doch sehr wohl! Und zwar kann das jeder. Ein Random Act ist zum Beispiel einfach mal 50Cent mehr in die Parkuhr zu stecken, der nächste freut sich sicher, oder den nächsten Kaffee zu zahlen, für denjenigen der hinter uns in der Schlange steht, oder oder oder.

Oder wie einer meiner Nachbarn am Samstag ein kleines hübsches Porzellansparschwein in meiner Straße auf einen Stromkasten stellte und einen Zettel dazu legte mit der Aufschrift: „Zu verschenken – mein Name ist Heinrich. Ich bin ein sehr nettes Sparschwein und suche einen neuen Besitzer. Bitte adoptiere mich <3!“ Als ich noch etwas unentschlossen mit dem Sparschwein in der Hand auf der Straße stand, kamen zwei ältere Damen und überredeten mich Heinrich doch bitte bitte mitzunehmen, da er mir wohl ganz sicher Unmengen an Glück und Geld für das neue Jahr bringen würde. Zum Abschluss schmissen sie noch ein paar Glückscents in das Schweinchen und ich brachte Heinrich glücklich und mit voller Zuversicht in sein neues Zuhause.

Ja, so einfach kann es sein :). Kleine Taten können uns tatsächlich bestärken, motivieren und ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern.

Deswegen wünsche ich Euch für das neue Jahr viele kleine schöne Schritte in die richtige Richtung auf eurem Wege, sei es auf dem Camino, oder dem Lebensweg. Außerdem auch ganz viel Hoffnung und Zuversicht, wunderschöne Momente und vielleicht doch ein paar kleine Vorsätze, die vielleicht sogar in Erfüllung gehen.

Buen Camino,

Carolina

Vorbereitungen für den Jakobsweg

Über die Frage „Brauch ich das denn alles überhaupt?“

Was brauche ich denn alles für den Jakobsweg und wie gut muss ich mich für meine mehrwöchige Pilgerreise vorbereiten?

Dazu muss ich ehrlich sagen, dass ich mich im ersten Jahr überhaupt nicht vorbereitet hatte :). Weder meine Schuhe waren eingelaufen, noch eine Isomatte wurde gekauft und die Anziehsachen, die ich dabei hatte, waren alle von Familienmitgliedern geliehen oder ausrangiert gewesen. Das einzige, was ich mir für diese Reise wirklich kaufte, waren neue Schuhe und hier auch sehr günstige und eine leider sehr teure Regenjacke, die ich ja sogar auf dem Weg verlor und wie durch ein Wunder wieder fand (siehe hier).

Aber ich merke schon selber, wie ich mich einen Monat vor meinem Abflug und meiner zweiten Jakobswegreise durch alle möglichen Outdoor-Seiten klicke; Globetrotter hat super Angebote, dann noch schnell bei Osprey nach Schnäppchen gucken, ach und wenn man schon mal dabei ist, ….

Aber mal ganz ehrlich, braucht man, das denn alles?

Die „super-douber-high-functional-ultra-leight-waterproof-antiinsect – Isomatte? Mhmm, also – für den Jakobsweg von März-Juni eher nicht! Ja, ok – aber die „formstabilen-air-puls Hikingschuhe mit bio-zertifiziertem, geschmeidigen und handgeschliffenen Nubukleder made in Germany?“ Und was ist mit dem nach einem behaarten Fabelwesen des Himalayas (Kenner wissen, welche ich meine) benannten Schlafsack, mit „ultralight Function und integrierter 3-lag. Fußbox, …“- ich meine doch, gehört zu haben, den braucht man sicher bei diesem Wetter und in den Pyrenäen sowieso!!! Das Problem ist nur, dass dieses Leichtgewicht etwa 1,3kg wiegt und gerne nach der ersten Pyrenäenetappe via Post nach Hause gesendet wird (stimmts, Leo.. 😉) – außerdem braucht man keine Isomatte vor der Hochsaison, da man sicher irgendwo ein Bett bekommt.

Man braucht vieles also wirklich nicht!

Und spezielle Outdoor-Produkte habe ich 2017 nicht gebraucht, um von Pamplona in das etwa 730km entfernte Santiago de Compostela zu Fuß zu gelangen.

Aber gehe ich hier in ein Outdoor-Geschäft und sage, dass ich den Jakobsweg laufen möchte, komme ich mit etwa 5 Artikeln wieder raus und 3 davon werde ich bestimmt innerhalb der Reise entweder verschenken oder nach Hause schicken.

Denn mit den Bedenken man sei nicht gut vorbereitet, wird hier Geschäft gemacht.

Es ist super schwer, sich mehrere Wochen lang nur auf das Wesentliche zu konzentrieren. Und dabei fängt doch alles schon beim Packen an. Statt sich wirklich nur auf „wesentliche“ Dinge zu konzentrieren und möglichst wenig mitzunehmen, wird auf einmal alles „multi-function“. Trotzdem macht es natürlich Sinn, seine Schuhe einzulaufen und vorher Übungsstrecken zu gehen und eine gute Packliste zu haben. Jedoch kann man nicht planen, was passieren wird – alles kommt, wie es kommt. Man kann nicht beeinflussen, ob man den Weg wirklich schafft, oder vielleicht mal eine Tagesetappe mit dem Bus fahren muss.

Aber falls man also etwas vergessen haben sollte, gibt es viele Möglichkeiten auch auf dem Jakobsweg Schuhe, Funktionskleidung und andere Utensilien zu kaufen. So gibt es zum Beispiel in Estella einen riiiiesigen Decathlon-Laden (Calle Carlos VII, 27, 31200 Estella, Navarra, eine Tagesetappe hinter Puente la Reina, geöffnet Mo-Sa 09:30Uhr-21Uhr).

Trotzdem habe ich einige Tipps und Empfehlungen, die ich hier gerne mit Euch teile:

  • Vorfreude stärken
  • Packliste
  • Passende  Schuhe
  • Weitere nützliche Dinge, die man unbedingt dabei haben sollte
  • Anfahrt
  • Erste Übernachtung

Vorfreude stärken

Um sich seelisch einzustimmen und seine Vorfreude zu stärken empfehle ich den Jakobsweg-Film „The Way“ mit Martin Sheen. Dieser ist der beste Jakobswegfilm den ich kenne und es reist einen im Anschluss fast aus dem Sofa in Richtung Spanien :). Unbedingt anschauen!!!

Natürlich gibt es auch viele Bücher zum Thema Jakobsweg. So zum Beispiel den Klassiker von Hape Kerkeling – „Ich bin dann mal weg“ oder von Paulo Coelho „Auf dem Jakobsweg ‑ Tagebuch einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela“. Gerne erleichtere ich Euch noch die Vorbereitung mit einer Packliste. Mit freundlicher Genehmigung von Raúl Etto poste ich hier seine Packliste, die ich nur minimal veränderte. Er schrieb nach seiner Jakobswegwanderung im Jahre 2015 (von Roncesvalles bis nach Santiago zu Fuß) ein Buch über seine Reise. Es ist wirklich ein super Buch und übrigens sehr zu empfehlen für Menschen, die gerne den Camino laufen würden, aber sich scheuen in Pilgerherbergen zu übernachten (ISBN am Ende meines Artikels). Ich habe mich letztes Jahr an seine Packliste gehalten und etwa 6,5kg Gepäck gehabt.

Packliste für den Jakobsweg (diese Packliste ist aus dem Buch von Raúl Etto (Link)*)

Packliste für 6 Wochen
Das Gewicht des gesamten Gepäckes sollte 10% des Körpergewichtes nicht übersteigen. Überflüssiges Gepäck kann in jeder größeren Stadt mit der spanischen Post nach Hause gesendet werden (Achtung teuer).

  • Wäsche
    · 2 Paar Wandersocken
    · 1 Paar normale Socken
    · 3 Paar Unterhosen (Funktionsunterwäsche)
    · 3 Paar Unterhemden (Funktionsunterwäsche)
    · 1 T-Shirt lang, dünn
    · 1 T-Shirt lang, dick (gefüttert)
    · 1 T-Shirt kurz, dünn
    · 1 Schlafanzug
    · 2 Leggins
    · 1 Handtuch/Mikrofaser
    · 1 „Zipp“-Wanderhose
    · 1 Regenjacke
    · 1 Wollmütze (wenn im März gestartet wird)
    · 1 Schal (buff) –> habe ihn als Sonnenmütze und Schal benutzt
  • Schuhe
    · 1 Paar mittelschwere Wanderschuhe (keine Kletterschuhe)
    · 1 Paar leichte Straßenschuhe (man liebt sie am Abend)
    · 1 Paar Badelatschen/ Flip-Flops
  • Sonstiges
    · Personalausweis (muss in jedem Hotel vorgelegt werden)
    · Pilgerausweis, Stempelkarten
    · Geld und Kreditkarten
    · Handy und Ladegerät
    · 1 Wanderrucksack (Leergewicht < 1 kg)
    · 1 Mini-Stadtrucksack (100 g)
    · 1 Lesebuch + 1 Tagebuch, Stifte
    · Brillen / Sonnenbrillen
    · Toilettenartikel
    · Medikamente, Pflaster, Blasenpflaster, 2 große Mullbinden
    · Handwaschpaste (jeden Abend Wäsche waschen)
    · Sonnencreme
    · Hirschtalg (morgens und abends für die Füße, ohne geht nicht)
    · 4 Müsli-Riegel, 4 Traubenzuckerstangen, 1 Dose Salz (im Sommer)
    · 1 Liter Wasserflasche
    · 2 große Müllbeutel (zum Einwickeln der Wäsche im Rucksack bei Regenwetter)
    · 1 Taschenmesser mit Weinöffner
    · 1 Klappmesser (zurück gesendet)
    · 1 Isomatte und ziemlich teurer Schlafsack (zurück gesendet) 
    · 1 Taschenlampe
    · 1 Pfefferspray (benötigt, wegen streunender Hunde)
    · 1 sog. Sorgenstein für Cruz de Ferro (von zu Hause oder Beginn des Weges)
    · 1 Jakobsmuschel (am Rucksack, Erkennungszeichen der Pilger)
    · 1 Pilgerstab oder ein paar Wanderstöcke (ohne geht nicht!)

    Camino Packliste

    Packliste aus dem Buch von Raúl Etto „Jakobsweg für Manager

Passende Schuhe

Es gibt alles Mögliche an Schuhen; bei meiner Recherche habe ich nun gelernt, dass es Hikingschuhe, Hikingstiefel, Approach-Schuhe, Wanderschuhe, Wanderstiefel, Trekkingstiefel und Bergstiefel gibt, also eine wirklich große Auswahl.

Und welche sind nun die richtigen Schuhe für den Jakobsweg?

Sind die teuersten denn automatisch die besten? Erste Empfehlung sind unbedingt Schuhe ohne hohen Schaft! Bei den mehrwöchigen Wanderungen auf dem Jakobsweg scheuert es schnell und es müssen neue Schuhe auf dem Weg gekauft werden. Mein absoluter Favorit sind diese: Link zu den CMP-Schuhen nach amazon.de 

Schuhe auf dem Jakobsweg

Diese Schuhe von CMP sind sehr günstig, deswegen habe ich mich letztes Jahr hierfür entschieden und dabei sogar einen Glückstreffer gelandet. Ich hatte hiermit und der Hirschtalgcreme keine einzige Blase nach 730km Laufen. Die Schuhe sind der Wahnsinn! Ich hatte keine nassen Füße in meinen Schuhen, habe nicht in ihnen geschwitzt und es hat nicht gedrückt. Ich bin sie nicht mal eingelaufen und einfach damit gestartet. Sehr zu empfehlen!!

Weitere nützliche Dinge, die man unbedingt dabei haben sollte

Ich könnte einen ganzen Artikel über Hirschtalgcreme schreiben, denn Dank ihr und meiner super Schuhe, hatte ich letztes Jahr keine Blasen. Außerdem sehr zu empfehlen ist eine Stirnlampe. Gerade in Pilgerherbergen, wenn viele noch schlafen und das Licht noch nicht an ist, hat man so beide Hände beim Zusammenpacken frei und kann sich in aller Frühe auf den Weg machen.

Hier seht ihr ein kleines Video von meinem Lieblingskoreaner KM, den ich 2017 auf dem Jakobsweg treffen durfte und der diesen Film über unseren Camino gedreht hat.

Anfahrt

Letztes Jahr flog ich nach Bilbao und von dort ging es nach Pamplona. Mein Busticket kaufte ich am Busbahnhof in Bilbao, das hat alles wunderbar geklappt und mit mir waren auch schon dort viele Pilger unterwegs.
Falls Ihr ab SJP starten möchtet, würde ich den Bus schon im Vorfeld buchen, da es gerade in der Sommerzeit sehr voll wird und die Plätze begrenzt sind.

Gute Seiten sind hier:
www.ALSA.com oder www.busbud.com

Erste Übernachtung

Gerade, wenn man alleine seine Pilgerreise startet, hat man natürlich viele Bedenken. Wie die Angst, dass etwas auf dem Weg in Spanien passieren könnte. Und man kennt ja auch niemanden! Deswegen habe ich letztes Jahr ein schönes Hostel in Pamplona gebucht und dort gleich Anschluss gefunden. Abends war ich spontan mit ein paar Madrider-Studenten, die ich dort kennen lernte und die an der Filmhochschule eine Projektwoche zum Thema „Jakobsweg“ machten, essen und traf dort auch die drei Medizinstudentinnen aus den USA, Australien und Canada, mit denen ich gleich am nächsten morgen auf den Pilgerweg startete.

Pilgerfreundschaften vom Jakobsweg

Für den Start in Saint-Jean-Pied habe ich mir eine Übernachtung in der privaten Herberge „Beilari“ in Saint-Jean-Pied-de-Port gebucht.Sie ist zwar etwas teurer, als die gängigen Herbergen, jedoch gibt es ein gemeinsames verpflichtendes Abendessen, welches auf die Pilgerfahrt einstimmen soll. Ich kann es nur empfehlen!!!

Falls du nur eine Woche Zeit hast und einfach ein bisschen „Pilgerluft“ schnuppern magst, schau doch gerne hier vorbei: Gesagt, getan. gelaufen. Hier geht es zu meinem Reisebericht auf dem Jakobsweg 2018 und dem Reisebericht 2019. Meine Erfahrungen als Hospitalera, könnt ihr hier lesen.


Anm.: Ich kooperiere mit keinem Unternehmen und gebe in diesem Artikel nur meine persönliche Meinungen und Erfahrungen wieder.

Packliste aus dem Buch:

Raúl Etto – Jakobsweg für Manager: Die Business Class geht pilgern

ISBN-13: 978-3732354924

Oder über Amazon.

Ich bin Hospitalera – Teil 2

Grañón, Hospital de Peregrinos San Juan Bautista

Anfangs dachte ich, dass der Name meiner Herberge „Hospital de Peregrinos“ nur auf das Wort „hospitalis“ anspielt. Hospitalis ist lateinisch für gastfreundlich, „zum Gastwirt gehörend“. Bis man irgendwann im frühen Mittelalter damit begann, christliche Pilgerherbergen als Hospitale zu bezeichnen. Hospitale waren Orte der Speisung, der Bekleidung der Armen und Fremden, der Beherbergung und Pflege von Kranken. Im Spanischen und Englischem steht „Hospital“ für Krankenhaus. Und meine Herberge war wirklich ein Ort der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit, der Brüderlichkeit und Gleichheit, der Freiheit im Denken und Freiheit im Sein und der Pflege von physisch und psychisch erschöpften Pilgern.

Team-work

Ich dachte ich hätte Erfahrung im Pilgern. Erfahrung auf dem Camino, aber im Nachhinein musste ich feststellen, dass diese Wochen meiner Arbeit als Hospitalera mir alles gezeigt haben, was das Mensch sein ausmacht und auch wer ich bin und wie viel ich noch zu lernen habe. Und ich bin mir sicher, dass auch meine Erfahrungen in der Herberge wiederum nur eine minimal kleine Perspektive des Lebens sind, und es noch unendlich weitere Geschichten zu erzählen gibt.

Team-work

Es sind so viele Eindrücke, so viele Geschichten, so viele Gesichter, so viele Emotionen, die ich gerne mit euch teilen möchte und hoffe dass ich mit diesen Geschichten zeigen kann, dass jeder Mensch, jeder Pilger wiederum nur ein Spiegel unserer Selbst ist.

An einem meiner letzten Tage deckte ich den Tisch für das gemeinsame Abendessen als ich plötzlich aus dem Fenster schaute und einen jungen rumänischen Pilger auf der Wiese liegen sah. Er winkte mir zu und rief mir zu ich sollte doch eine Pause machen.

Als ich mich ins leicht feuchte Gras setzte, schaute er mich an und fragte: „Did you learn in your last weeks who you are?

Und da ich so viele Pilger getroffen hatte, so viele Eindrücke und Emotionen gesammelt hatte, begann ich ihm ausführlich zu erklären wer ich war und was mich ausmachte. Er unterbrach mich nicht und fragte nach meinem Redeschwall erneut. „Wer bist du?“ Und da ich dachte ich hätte noch mehr zu erzählen, fing ich wieder an von meinen Konzepten und Ideen über mein Leben zu erzählen. Auch diesmal unterbrach er mich nicht. Er schaute mich wieder an und sagte: „Ich werde dich solange fragen bis du mir die wirkliche Antwort gibst. Die Antwort die richtig ist und einfach und so offensichtlich, dass wir sie alle in unserem Herzen kennen, aber unser Ego und Selbstverständnis es nicht zulässt.“

Ich schwieg.

Nachts in der Kirche

Und irgendwann im Laufe des Tages wusste ich die Antwort. Bestechend einfach und bestechend wahr.

Wir alle spiegeln uns wider. Wenn uns etwas am anderen stört, dann meist weil wir uns im anderen erkennen, wenn wir etwas in anderen lieben, dann meist weil wir es an uns selber lieben. Liebe deinen nächsten so wie du dich selber liebst, heißt es.

Ich habe hier gelernt, dass die Wahrheit oft einfach ist, dass der tiefe Sinn oft der ist, der in den profansten Wörtern daher kommt.

In allen Sprachen

Und eigentlich wissen wir es alle. Und alle großen Dichter und Denker vor uns, alle nach uns.

Recherchiert man so erkennt man schnell, dass Hermann Hesse, Martin Luther King, Dietrich Bonhoeffer und viele viele weitere Philosophen, Humanisten, Prediger oder Philanthropen genau das immer und immer wieder sagen.

Nächstenliebe ist Selbstliebe.

Das habe ich hier gelernt, dass wir alle, alle Nationen, die ich hier treffen durfte, Koreaner, Australier, Deutsche, Italiener, Mexikaner und viele viele mehr am Ende ein Spiegel unserer selbst sind. Das alle Gespräche und Erfahrungen die ich hier machen durfte, mir gezeigt haben wer ich bin und wo die Grenzen verschwimmen.

Allen ein von ♥ kommendes „Ultreia y Suseia“.

Video über unsere Herberge von meinem lieben Freund Levi aus Portugal 🙂

Ich bin Hospitalera – Teil 1

Camino Francés, Herberge wird nicht verraten

Wow! So schnell kann es gehen. Innerhalb von drei Jahren bin ich zur Pilgerin und anschließend zur Hospitalera geworden und darf nun offiziell als Herbergsmutter arbeiten. Alles ging schnell, einfach und zufällig (Camino-mäßig) sehr leicht.

Nachdem ich letztes Wochenende noch den Kurs in Navacerrada besuchte, bin ich jetzt schon seit 3 Tagen in „meiner“ Herberge und empfange Leute aus aller Welt.

Und was ich hier erleben durfte ist der Wahnsinn.

Mal wieder!

Aber so ist der Camino eben.

Also kleiner Eindruck, seht ihr unten ein Video. Ich bat einen Pilger ein Lied über den Camino, Hoffnung und Glauben zu singen und ging mit ihm und 22 weiteren Pilgern nachts in die dunkle Kirche. Sein spontanes Lied, war einfach nur unglaublich schön und so einige Tränen flossen.

Ganz viel Liebe vom Jakobsweg.

PS: Einen ausführlicheren Artikel zu meiner Arbeit in der Herberge findet ihr hier: ❤️

–> Hospital de Peregrinos

@Otto: Ganz lieben Dank für diese tolle kurze Begegnung heute und deine lieben Worte! Man sieht sich immer zweimal und erst recht auf dem Camino ☀️

Nach dem Camino, Teil III

Gerade hat mir mein lieber Pilgerfreund Leo eine Anekdote beziehungsweise Metapher geschickt, die perfekt in die Kategorie „nach dem Camino“ passt und die ich somit gerne mit Euch teilen würde:

One of the last days of our Camino in 2017, I was leaving a church and talking to Mary. I told her I was afraid to loose that connection with myself I found on the Camino, and the connection with the Camino Spirit and with my fellow pilgrims. She stopped next to me while we were walking trough a bridge over one of the many rivers in Galicia, and she looked me in the eye and said: „Isn’t It true that this river will continue to flow after we go back home? Isn’t It true that our hearts will still be connected after we go back home? Isn’t It true that the silence we found in that church will still be inside us after we go back home?“

Weiter geht’s mit:

And she also said that the river of our lives were really wide and peaceful in this moment, but future moments will come which would be narrow the river and would be aggressive and violent, other moments would wide the river again. But the important thing to know is that after our Camino experience, even when the river narrows, it is wider than the narrow moments before the camino.

And the goal was always be widening the river, in every moment.

– Words from Leo and Mary, 2017

Camino Tag 10: Das Ende

Finisterre, Kilometerstein 0

Wie der Camino so will, hatte ich das Glück mit meinen spanischen Pilgerfreunden mit dem Auto nach Finisterre zu fahren.

Hier ist das Ende der Welt der Pilger, „Finisterre“ und somit das Ende des Caminos. Vor 11 Tagen hätte ich niemals geglaubt, was mir hier alles an Wunderbarem widerfahren ist.

Ich habe beeindruckende, liebenswerte und ganz verschiedene Menschen kennen lernen dürfen. Besonders Jac, Peter, Candela, Víctor, die dänische Familie mit Sara, Ann und Tobias, Ginny, Marc, Simon, Ben, Anna, Carmen, Faby, Angela und Jorge und Jaime werde ich so schnell nicht vergessen.

Aber auch alle anderen Pilger, auch diejenigen deren Namen man nicht kennt, mit denen man nur einen sehr kurzen Wegabschnitt geteilt hat, bleiben im ♥.

Bestimmt ist das nicht das Ende all meiner Jakobswege, aber für die nächste Zeit ganz sicher….

Doch vielleicht wird bald der Camino ganz anders betrachtet, nicht als Pilger, sondern als Hospitalera.

Wir werden sehen und allen ein siempre buen Camino!

Camino Tag 9: Unglaublich

Santiago de Compostela, 20km

Ich bin unglaublich glücklich.

Unglaublich k.o.

Unglaublich dankbar.

Unglaublich stolz.

Wir sind angekommen.

Camino-Family

Es gibt unglaublich viele Worte die all dies beschreiben können, was wir gerade fühlen. Aber ich habe gerade weder Muße noch Zeit. Der Weg ist einfach ein Wahnsinn. Die ganzen Emotionen, Freundschaften, Liebe die man hier empfängt sind ohne Worte.

Unser „Einmarsch“ – einfach unglaublich !

Hier sind erstmal Fotos und Eindrücke.

Diese Augenblicke werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Hier seht ihr auf Fotos unter anderem Ginny und Marc, die ich Camino-zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort traf, meine amerikanischen Freunden aus Califonia, Peter, den ich ganz Camino zufällig und zu meinem Glück auch wieder traf, außerdem noch Lisa und ihre Mama und meine spanischen Chicos Jaime und Jorge.

Ginny und Marc
Peter
Jaime und Jorge
Lieblingsamerikaner
die zwei lieben Münchnerinnen
Barbara

All diese Menschen wurden innerhalb kürzester Zeit zu Wegbegleitern, Zuhörern, Umarmern, Menschen mit denen man sich zum Abendessen trifft, Spitzenköchen, Vetrauten, Geheimnissbewahrern 😉 und vielen vielen mehr.

Nachts saßen wir dann noch ewig zusammen vor dem Platz an der Kathedrale. Wunderschön und unglaublich unvergesslich!

Gracias por la compania!

Ich kann nur empfehlen den Weg selber zu gehen. Sei es aus religiösen, sportlichen oder spirituellen Gründen, denn

Wege entstehen in dem man sie geht.

Hier geht´s zum Beginn meiner diesjährigen Pilgerreise –> Tag 0

Camino Tag 8: Wiedersehen

Arzúa nach O Pedrouzo, 20km

Gestern Abend hatte ich Ana und Ben wieder getroffen. Wir hatten einen sehr lustigen Abend, bei einem sehr teurem Italiener bei sehr guter Pizza. Morgens beschloss ich jedoch wieder alleine loszulaufen und traf den mexikanischen Pathologen, Jorge, wieder.

Die grünen Wiesen Galiziens waren auch schon auf meinem letzten Jakobsweg ein schöner Anblick gewesen.

Vor mir liefen zwei Jungs, mit gleichen Rucksäcken, gleichen Schuhen und gleichen Stöcken in etwa meinem Alter. Wir grüßen uns ein paar Mal, aber sie waren ein wenig zu langsam für mein heutiges Tempo 😉.

Als ich kurz vor 13Uhr in O Pedrouzo eintraf, stutzte ich. Im Straßengraben lagen zwei mir bekannte Pilger. Es waren Tobi und Sarah, die in der Sonne im Graben lagen und auf ihre Mum Ann warteten. Ich hatte beide seit circa einer Woche nicht mehr gesehen und wir vertrieben uns die Zeit, bis zur Öffnung der Herberge mit Kartenspielen.

Auch die riesige spanische Pilgergruppe, Barbara, Ana und Ben trafen in der Herberge ein und die Spanier überredeten mich zu einem Glässchen Ginebra.

Aber da ich noch zur Messe wollte, die ja keine Messe war (Karfreitag), löste ich mich irgendwann von der lustigen Gruppe und ergatterte einen Platz in der vollen Dorfkirche.Neben mir saß ein Pilger, der mir bekannt vorkam und sich als einer der Rucksackzwillinge erwies.

So beschlossen die beiden Rucksackzwillinge, Ana und Ben, die wir durch Zufall auch wieder trafen und ich den Abend bei Tapas und Vino tinto zusammen ausklingen zu lassen und morgens schon gegen 06.30Uhr gemeinsam nach Santiago loszulaufen.

Ultreia

❤️

Camino Tag 7: Serendipität

O Coto nach Arzúa, 20km

Es gibt ein wunderbares Wort, das ich heute gelernt habe; Serendipität. Serendipität beschreibt den Umstand neue Erkenntnisse durch glückliche Umstände zu gewinnen. So sind viele Erfindungen dank Serendipität entstanden. Doch es heißt auch „Der Zufall begünstigt nur einen vorbereiteten Geist.“

Durch Zufall 😉 hab ich heute zwei Spanierinnen wiedergetroffen und wir genossen in Melide bei Wein und Pulpo das schöne faule Leben der Pilger.

Und gerade als wir in die nächste Straße einbiegen traf ich Ginny wieder. Ginny ist schon in Frankreich gestartet und ich bin wirklich glücklich über die tollen Gespräche, die wir heute wieder hatten 😊

Was den Jakobsweg so besonders macht, sind für mich unter anderem die Gespräche mit Menschen aus aller Welt, über alle möglichen Themen und alle möglichen Höhen und Tiefen.

Auch die spanische Gruppe und viele andere Pilger liefen uns wieder über den Weg und ich hoffe, dass mir die anderen später auch noch über den Weg laufen werden.

❤️

Camino Tag 6: Projektion

Portomarín nach O Coto, 37km

So gleich dieser Weg auch immer ist, so unterschiedlich sind die Menschen und ihre Beweggründe den Weg zu gehen.

So unterschiedlich sind die Schrittgeschwindigkeiten, das Gepäck das wir Mitbringen und unsere Begleiter. Auch wenn wir alle am selben Tag starten, ist das, was wir aus dem Tag machen komplett verschieden.

Es ist ein Weg und eine Richtung. Aber es gibt so verschiedene Ideen und Arten diesen Weg zu beschreiten. Ich habe heute Reiter gesehen, viele Radpilger und sogar einen Pilger der den größten Teil der Strecke rückwärts lief, um seine Knie zu schonen.

Ich sehe den Camino, den Jakobsweg als Projektionsfläche. Als weißes Blatt Papier welches Du durch deine Taten zu verschiedenen Formen falten kannst und die Schönheit des Weges so aus Deiner ganz eigenen, subjektiven Betrachtungsweise erlebst.

Heute lief ich ziemlich schnell und ziemlich weit. Und las dann diesen Spruch (oberes Bild)

If you go fast you go alone BUT together you can walk far!

Und es stimmt. Nachdem ich die letzten 3h alleine, aber halbwegs zufrieden durch triefend nasse Wälder lief, beschloss ich morgen doch wieder ein wenig sozialer zu sein ☺.

Abends traf ich zu meinem Glück dann noch auf Faby aus Südamerika. Eine beeindruckende Pilgerin.

PS: Gracias Faby para compartir tu historia conmigo. Estos momentos sobre la sol y la sombra nunca olvidaré ❤

Camino Tag 5: Synchronität

Sarria nach Portomarín, 20km

Morgens ging es kurz nach halb acht von Sarria Richtung Barbadelo. Marc aus Montana, mein super lieber Wegbegleiter von gestern, und ich, beschlossen heute wieder alleine zu starten, wir würden uns im Lauf des Tages schon noch einholen.

Außerdem wollte ich auf Simon im nächsten Café warten, da wir ausgemacht hatten, ein Stück zusammen zu laufen. Als ich die Herberge verließ, schlief er noch, aber ich dachte solange kann das ja nicht mehr dauern 😊…

Irgendwo hinter Barbadelo lernte ich beim Frühstück ein paar von den neuen Pilgern kennen, die in Sarria gestartet waren. Wir verquatschten uns und es traten in das kleine Café immer mehr und mehr Pilger ein. Viele von den Pilger kannte man schon vom Sehen oder von den letzten Tagen.

Die Strecke hinter Sarria nach Portomarín ist wirklich einfach zu machen. So verging die Zeit wie im Fluge und ehe ich mich versah, waren 20km gelaufen.

Als ich in Portomarín aus dem Supermarkt kam, traf ich wie aus dem Nichts Victor und Peter wieder.

Das ist das kleine Glück des Caminos, welches einem hier jeden Tag begegnet. Oft hat man das Gefühl genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein.

Und als ich Víctor gerade fragte, ob er schon Marc aus Montana kenne und dass wir ihn bestimmt die nächsten Tage wieder treffen würden, drehten wir uns nach links und da saß er, in einer Bar in der Sonne und lud uns auf ein Bier ein.

Auch die italienische „Boyband“, die circa 20 Spanier und eine liebe Taiwanesin sahen wir wieder. Nur von Simon fehlt jede Spur…

Es wurde ein lustiger Abend mit lieben Mitpilgern, guten Gesprächen und noch besserem Wein aus der Rioja.

Wie oft vergessen wir im Alltag, dass wir das große Los im Kleinen finden? Die kleinen Augenblicke von Synchronität, wenn wir an einen Menschen denken, dann das Telefon klingelt und genau der Mensch dran ist.

Wenn wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind?

Umso schöner, wenn wir hier auf dem Camino, neben Laufen, Trinken Essen und Schlafen Zeit haben darüber nachzudenken, wie viele glückliche Zufälle der Tag uns gebracht hat.

Ultreia y Suseia❤️

Camino Tag 4: Alles im Reinen

Fonfria nach Sarria, 28,5km

Ich hatte einen wunderbaren Tag, mit ganz wunderbaren Menschen.

Zwar hat es durchgehend geregnet, alles ist nass, aber der Camino hat mich wieder in seinem Bann.

Es gibt so viele interessante Menschen hier auf dem Weg, mit bewegenden Geschichten. Bin wirklich dankbar, dass ich wieder hier sein darf 😊.

Pilgerherberge im alten Kloster Sarria

An alle Leser alles ❤️

Camino Tag 3: Wenn der Hahn kräht

Las Herrerías nach Fonfria, 25km

Morgens hatte ich den gleichen Fehler wie letztes Jahr gemacht. Denn die Idee um 05.30Uhr aufzustehen wurde zwar erfolgreich umgesetzt und ich bin auch gleich los gelaufen, doch nach ca 1km setzte ich mich vor dem Wald an eine Steinmauer, um auf den ersten Pilger zu warten, der mir entgegen kann. Es war einfach zu dunkel!

Es war richtig stockduster und hinter Las Herrerías sollte der Aufstieg ins Gebirge beginnen. Zwar sagt man, dass der Jakobsweg sicher ist, aber in Deutschland würde ich frühmorgens auch nicht alleine ins Gebirge aufsteigen. Neben mir krähte ein Hahn um den Tag zu begrüßen. Sonst war nichts zu hören. Und weit und breit niemand zu sehen.

Woher weiß der Hahn eigentlich, wann er krähen muss?

Als gegen 07.30Uhr immer noch niemand auftauchte machte ich mich alleine auf den Weg. Außer dem Rauschen des Baches war nichts zu hören.

Irgendwann tauchte ein Pilger vor mir im Nebel auf. Doch ich war zu langsam, um ihn einzuholen. Dadurch dass ich wusste, dass ich nicht alleine bin, ging aber das Laufen dann doch wieder einfacher.

Mitten im Nebel tauchte der Pilger plötzlich neben mir auf, stellte sich als Eduard vor und erklärte mir, dass er bereits 1500km von Frankreich bis hierher gelaufen sei. „Los grandes Caminos siempre lo haces solo“, gab er mir noch mit, auf den sprichwörtlichen Weg und weg war er auch wieder. Irgendwann erreichte ich nach La Faba endlich O’Cebreiro.

Das kleine Bergdörfchen wirkte durch den Nebel und die Kälte richtig mystisch.

Schließlich wurde es immer kälter und weit und breit war wieder niemand zu sehen.

Ich war froh, als ich in der Herberge durch Zufall wieder auf Víctor unf Peter traf, auch wenn beide noch 8km weiterlaufen wollten.

Nun geht’s weiter zum gemeinsamen Pilgerdinner, denn es haben auch andere Pilger beschlossen hier Halt zu machen.

❤️

PS: Schlussendlich wurde der Tag Camino-mäßig super. Wir hatten das beste Pilger-Menü überhaupt und ich habe eine ganz wunderbare Pilgerin, Ginny kennen gelernt.

Ultreia

Camino Tag 2: Lime & Coconut

Pieros nach Las Herrerías, 26km

Heute morgen ging es nach einem gemütlichen Frühstück mit meinen gestrigen Mitpilgern alleine weiter Richtung Villafranca del Bierzo.

Bei dieser Strecke hatte ich vorletztes Jahr etwas geschummelt und ich war gespannt ob die heute Etappe tatsächlich etwa 15km neben der Fernstraße lang gehen würde.

Achtung Pilger!

Und tatsächlich. Der Weg war asphaltig und steinig und ich bin echt dankbar, dass ich durch Zufall in einem kleinen Café am Weg Viktor aus Singapur und Peter aus der Slowakei wieder traf. Denn meine Motivation sank mit jedem Schritt. Letztendlich hatten wir drei, dank Viktors DJ-Künsten („You put the lime in the Coconut and drank them both up“…) einen sehr lustigen Tag zusammen und die Kilometer vergingen, trotz Fernverkehr und viel Asphalt, sehr schnell.

Am Ende traf ich sogar Susi und Fermin wieder. Mit Fermin, Jorge, Leonardo und Rogerio bin ich 2017 den Camino Francés gelaufen. Dort hat Fermin als Pilger in der (kurz vorher eröffneten) Herberge „Casa Susi“ Susi getroffen, sich verliebt und ihr noch am selben Tag einen Heiratsantrag gemacht. Seit diesem Tag sind sie nun beide Hospitaleros des „Casa Susi“. Susi ist eine unglaublich beeindruckende Frau, die 10-Mal den Jakobsweg lief und schließlich von Australien nach Trabadelo zog, um eine Herberge zu eröffnen.

Susi, Fermin und ich

Vielleicht besuche ich die beiden im Sommer nochmals für ein paar Tage.

Ab und zu, und gerade dann wenn es mal nicht an der Fernstraße lang ging, gab es super schöne Ausblicke auf unberührte Natur.

Dieser Tag war einfach einfach und unkompliziert. Wir haben gesungen, gelacht und sind gelaufen. Und genau das ist das was perfekt in diesen Tag gepasst hat.

Trotzdem würde ich gerne noch meinen Pilgersegen bekommen und die Pilgermesse besuchen.Doch nun bin ich erstmal geschafft und alles schmerzt, doch morgen ist meine Königsetappe des diesjährigen Camino Francés, denn etwa 900Höhenmeter und 25km Strecke müssen bewältigt werden. Deswegen plane ich gegen 6Uhr loszulaufen. Aber wie das mit Plänen so ist…

Wir werden sehen 😊

Carolina

PS:

PPS:

In meiner Unterkunft kommt gerade eine Pauschalpilgergruppe an. Sie haben riiiiiesige Koffer und kleine Minirucksäcke. Pero todos nos Caminos son diferentes!

Camino Tag 1: Never alone

Ponferrada nach Pieros, 18km

Ich sitze gerade im Vorgarten einer schönen kleinen Herberge in Pieros und trinke einen Kaffee „donativo“ mit Jaque und Jan aus Holland und Ann, Tobias und Sara aus Denmark. Mein erster Pilgertag in diesem Jahr war wirklich toll!

Die Templerburg in Ponferrada

Die Templerburg in Ponferrada

Morgens gegen 7Uhr machte ich mich von Ponferrada auf den Weg nach Cacabelos und traf auf Heinz und Gudrun aus Braunschweig. Beide starteten in León und berichteten von ihren Erlebnissen auf dem Camino. So hatte es zum Beispiel kurz vor Ponferrada gescheit und sie mussten morgens bei -2°C starten. Kurz darauf trafen wir einen mexikanischen Pathologen der in Frankreich gestartet war. Alle hatten wir andere Geschichten zu erzählen und ehe wir uns versahen, waren 15km geschafft und mein eigentliches Tagesziel Cacabelos erreicht.

Da es aber erst 11Uhr früh war, beschloss ich doch noch ein wenig weiter zu laufen und stoppte vor der schönen kleinen Herberge in Pieros.

Ann, ihre zwei Kinder, Jaque und Jan hatten die gleiche Idee. So sind wir heute Abend also zu fünft, da die meisten Pilger erst in Villafranca del Bierzo stoppen werden.

Aber es ist wirklich schön hier! Während Tobias und Sara Karten spielen, trinken Jan und Jaque ein kleines „Feierabend“ – Bier und wir quatschen über Gott und die Welt. Jeder hat einen anderen Grund den Camino zu laufen. Manchmal ist es einfach der Wunsch, bei sich selbst zu sein, aus dem Alltag raus-zukommen und abzuschalten. Es ist schön wie schnell hier aus Fremden Wegbegleiter werden. Man ist wirklich nie alleine, wenn man nicht allein sein möchte 😊. Alle Kilometer trifft man auf Pilger aus allen möglichen Ländern. Und trotzdem ist es nicht überlaufen, da das Wetter die letzten Tage sehr schlecht war und viele Pilger noch nicht über den Pass bei Foncebadón gekommen sind.

Nach einer kurzen Siesta geht’s nun auf zum Pilger-Menü, was der Herbergsvater extra für uns kochen wird.

Ich sende ganz liebe Pilgergrüße aus Pieros!

Carolina

PS: Ben, if you’re reading this. I learned a new word to impress you haha 😉. It’s *flabbergasted*

Noch nicht vom Jakobsbild, nein hier in Vencice, California

Camino Tag 0: „Qué vendrá, que vendrá“

Madrid – Busbahnhof Moncloa (auf dem Weg zum Jakobsweg nach Ponferrada)

Ich weiß nicht ob ich einfach mehr hinhöre, da ich egal wer oder wo „Camino“ oder „Jakobsweg“ gesagt wird, immer gleich aufhorchen muss, oder ob es tatsächlich stimmt, dass es so so viele Lieder gibt die die Worte, „Weg“, „Camino“ oder „laufen“ benutzen.

Heute zum Beispiel auf dem Weg zum Busbahnhof hörte ich „Que vendrá“ von der französischen Sängerin ZAZ und hier heißt es:

Qué vendrá qué vendrá
Yo escribo mi camino
Sin pensar sin pensar
Dónde acabará

Dans mes joies, dans mes peines
Dans mes choix, dans mes larmes
Je laisse aller mes sentiments
Au mieux on écrit son chemin comme on se soigne
Pour aimer indifféremment

ZAZ, Que vendrá

Was wird kommen?
Ich schreibe meinen Weg,
Ohne daran zu denken, daran zu denken,
Wo er enden wird

In Freud und Leid, in meinen Entscheidungen, in meinen Tränen,
Lasse ich meinen Gefühlen freien Lauf
Am besten, man schreibt seinen Weg so, wie es einem wichtig ist
Um ehrlich zu lieben

ZAZ, Que vendrá

Aber nicht nur ZAZ, Mark Forster, Johannes Oerding und viele andere benutzen gerne den „Weg“ als Metapher, sondern auch in fast jedem zweiten spanischen Lied kommt das Wort „Camino“ vor, was auch hier nicht nur „Weg“ im Sinne von „Strecke“ bedeutet, sondern von den Spaniern als Lebensweg im Sinne von Identität und Wahrheit benutzt wird. So bekommt der Ausdruck „Me voy al Camino – Ich gehe auf den Jakobsweg“ noch einmal eine ganz andere Facette.

Und nun ist es wieder soweit und genau 2 Jahre nach meinem ersten Camino, geht es zum dritten Mal zurück nach Nordspanien. Das Packen des etwa 6kg schweren Rucksacks wird immer einfacher, und vielleicht entwickelt sich sogar so etwas wie eine Routine. Da ich von der Semana Santa, der Woche vor Ostern, auf dem Jakobsweg gehört habe, dass es unglaublich voll sein soll, habe ich zum ersten Mal (fast) alle Unterkünfte gebucht und werde mir ab uns zu auch ein Einzelzimmer gönnen. Ein Einzelzimmer nach einer 25-30km langen Wanderung ist der große Luxus, den man sich (verdienterweise) 😉 leisten kann.

Außerdem laufe ich alle Etappen „gegen den Strom“, das heißt asynchron aber trotzdem natürlich in Richtung Santiago. Da ich weiß in welchen Örtchen die meisten Pilger übernachten werden, habe ich extra Etappen geplant, die kurz davor enden, oder noch 10km weiter sind, sodass meine Etappen ein wenig unregelmäßig sein werden.

Als einzige Vorbereitung sind Miléne, meine Mitbewohnerin hier in Spanien, und ich fast täglich eine Stunde durch den schönen Madrider Stadtpark gelaufen und haben anschließend eine kleine Runde durch das Viertel Salamanca gedreht, um dann bei dem Italiener in unserem Barrio den Abend bei einer Copa de Vino ausklingen zu lassen. Mehr Vorbereitung gab es nicht. Ich musste auch lange mit mir ringen, ob ich nun doch eine Regenhose kaufen soll, oder ob ein sporadisch umfunktionierter Mülltütenbeutel ausreichen wird. Bis jetzt hat der Müllbeutel gewonnen 😊.

Gestern habe ich etwas überstürzt bei Decathlon dann doch noch einige total notwendige Dinge gekauft, wie ein drittes Paar (leichte) Schuhe für Abends, Wanderstöcke, einen Badeanzug (man weiß ja nie) und eine Trinkflasche. Ich meine wenn man alles bedenkt, was ich gerne gekauft hätte, wie zum Beispiel diese super schöne, blaue dünne Softshelljacke, Handschuhe gegen Blasen, Multifunktions-24h-ohne-Hunger-Schokoriegel und etc., geht mein Rucksack echt als puristisch durch 😋.

Mein einziges wirkliches Extragepäck, neben dem intensiv abgewägtem und auf das notwendigste begrenztem Rucksackinhalt 😉, sind Ostereierfärbefarben, da ich Ostern nicht auf unsere Familientradition verzichten will und sich so vielleicht die Gelegenheit ergibt in einer Herberge meinen Mitpilgern eine Freude zu bereiten.

Nun bin ich also gespannt, was der Weg dieses Jahr bringt und ob der Jakobsweg mich auch weiterhin in seinen Bann zieht.

Morgen berichte ich von meiner ersten Etappe 2019. Die erste Etappe aus dem Jahr 2018 findet ihr hier –> Tag 1.

Ultreia und alles ❤️,

Carolina

Gesagt, getan, gelaufen – Tipps für den „kurzen“ Jakobsweg

Tipps für einen 100km-Kurztripp bzw. eine Woche auf dem Jakobsweg

Bei mir geht es nun fast los. Nicht mal in einer Woche ist es dann auch schon soweit. Und alles ist gepackt, geplant, und im Kopf wurden die knapp 200km schon mindestens 5 Mal gelaufen. „Camino numero tres me voy!“ Jakobsweg Nummero drei, ich komme und mache mich per Bus in wenigen Tagen auf den Weg von Madrid nach Castilla y León, genauer Ponferrada, um dann knapp 200km Richtung Santiago de Compostela zu laufen.

Ich beim Kauf meiner neuen „Credencial“ im Büro der Amigos del Camino de Santiago in Madrid/Sol.

Ideen für die Strecke. Dieser Blogpost ist jedoch für Vanessa, die fünf Tage auf dem Jakobsweg, Camino Francés, pilgern möchte. Und da ich denke, dass Vanessa nicht die einzige ist, die ein paar Fragen hat und der ich vielleicht ein bisschen bei der Planung helfen kann, habe ich mir gedacht, euch ein paar Camino-Ideen für einen kurzen Jakobsweg zu geben:

Kurzstrecken/5-Tage/100km

 Variante 1
Pilgerfeeling
(Meseta)
Variante 2
Pilgerfeeling
(Rioja und Co)
Variante 3
Endspurt
(Galizien)
1. TagBurgos
nach
Hornillos
(21km)
Logrono
nach
Nájera
(29km)
Sarría
nach
Portomarin
(23km)
2. TagHornillos
nach
Castrojeriz

(20km)
Nájera
nach
St. Domingo de
la Calzada
(21km)
Portomarin
nach
Palas de Rey

(25km)
3. TagCastrojeriz
nach
Fromista
(25km)
St. Domingo
nach
Belorado
(23km)
Palas de Rey
nach
Mélide
(15km)
4. TagFromista
nach
Carrión de los
Condes
(20km)
Belorado
nach
San Juan de
Ortega
(24km)
Mélide
nach
Santa Irene

(29km)
5. TagCarrión
nach
Teradillos
(25km)
San Juan
nach
Burgos
(27km)
Santa Irene
nach
Santiago
(23km)
Kilometer:111km125km115 km

Links, die dir hoffentlich weiterhelfen. Ich hoffe ich konnte dir mit Ideen für gute Kurzstrecken ein wenig helfen. Vielleicht helfen dir auch noch folgende Links, für deine Planung:

Bus und Bahn: https://www.omio.es/
Unterkünfte und Planung (offizielle Seite der europ. Union/Spanien): https://www.caminodesantiago.gal/es

Motivation. Wahrscheinlich brauchst du keine Motivation mehr, aber falls doch gibt es unzählig tolle Blogs, Bücher und Filme, die dich perfekt auf den Jakobsweg einstimmen. Zum Beispiel den Film „THE WAY“.

Es geht um den Arzt Tom der nach Frankreich reist, um den Leichnam seines Sohnes, der bei seiner Pilgerfahrt auf dem Jakobsweg in den Pyrenäen umkam, zurückzuholen. Um seinem Sohn die letzte Ehre zu erweisen beschließt Tom den Camino entlang zu pilgern und dort die Asche seines verstorbenen Sohnes zu verteilen. Obwohl Tom die Reise alleine startet, beginnt er sich mehr und mehr auf den Pilgerpfad mit seinen vielen verschiedenen Leute aus den verschiedensten Ländern der Welt und den verschiedensten Lebensweisen einzulassen …

Als ich im Februar 2017 den Film sah, beschloss ich mich schon drei Wochen später auf den 800km langen Pilgerweg zu machen und kann nur sagen, dass es noch viel besser wurde, als in dem Film, und dieser ist sogar schon großartig! Der Film bewegt und echt jeder Pilger auf dem Jakobsweg kennt ihn. Aber schau selber (kostenlose Version entdeckt auf Youtube) :

Ich bin gespannt ob du dich bald auf den Weg machst und werde hier fleißig von meinem dritten Jakobsweg berichten!

Un abrazo y ultreia ♥ Carolina

PS: Wenn du einen ausführlicheren Artikel suchst, schau doch gerne hier vorbei: Vorbereitung für den Jakobsweg.

Wo ist der „Flow“ wenn man ihn braucht?

Irgendwie wird das heute keine Oh wie schön ist-Folge, da Toledo und ich einfach nicht zusammen passen.

Ich weiß nicht wie es dir geht, aber gerade jetzt im Frühling, wo alles blüht, strahlt und lacht wird man eigentlich geradezu gezwungen glücklich zu sein 💐.

Strahlender Sonnenschein, Vögelgezwitscher und das erste leckere Eis sind eine der Gründe die einen so richtig glücklich machen sollten. Funktioniert aber nicht. Jedenfalls nicht immer! Das Gefühl „im Flow“ zu sein, ist etwas ganz anderes. Das ist ein Gefühl wie „unangestrengt in Honig zu schwimmen“, eine passendere Metapher fällt mir nicht ein. „Im Flow“ heißt für mich nämlich nicht, dass alles einfach einfach und leicht ist. Sondern das Gefühl von „getragen werden“ ohne etwas dafür tun zu müssen. Wenn du einmal dieses Gefühl hattest, weißt du sicher was ich meine. Doch wo ist der Flow? Und wie komme ich wieder auf die Welle?

Ich weiß es nicht?! Ich weiß nur, wann ich das letzte mal im Flow war. Und damit meine ich so richtig! Ich meine nicht, die einzelnen glücklichen Momente (davon gibt es zum Glück einige 😉), sondern diese Flow-Momente in denen alles einen Sinn macht. Sich alles richtig anfühlt und alles echt. Und man einfach nur im Moment sein mag.

Ihr wisst die Antwort wahrscheinlich. Und ich bin sicher nicht die einzige, die deshalb Jakobsweg-süchtig ist. Nach meinem Camino 2017 war ich im Flow. Alles, einfach alles fühlte sich so wunderbar echt und stimmig an. Als ich meine Camino-Familie 2017 vor der Kathedrale verabschiedete, wusste ich, dass es kein wirklicher Abschied war. Nachdem was wir alles miteinander erlebt hatten, mussten wir uns einfach wieder sehen. Und so war es auch.

Noch im selben Sommer besuchte ich den Italiener Alejandro mehrere Wochen am Gardasee und in Bologna. Im Frühjahr 2018 traf ich Camino-Papa Jorge in Spanien wieder und flog im Sommer des selben Jahres nach Brasilien, um meinen Camino-Hermano Leo wiederzusehen.

Uns alle verbindet der Flow des Caminos! Die gemeinsame Erinnerung, die man nicht wirklich in Worte fassen kann, da unser erster Jakobsweg so unglaublich intensiv und emotional war, dass sich nun zwei Jahre später, und einen Jakobsweg weiter, sich alles von damals wie ein Traum anfühlt.

Deshalb kommt es dieses Jahr nun endlich zu einer Teil-Reunión in Nordspanien, wo Leo, Jorge und ich uns im Camino Örtchen Santo Domingo de la Calzada treffen wollen. Auf meine Idee hin, beginnen Leo, der extra aus Sao Paulo geflogen kommt und Jorge, der auf dem letzten Jakobsweg schummelte und erst in SDdlC einstieg, den Weg an Saint Jean Pie du Port zusammen und ich treffe dann auf sie, um gemeinsam das nächste Camino-Abenteuer ausklingen zu lassen.

Vorher geht’s bei mir in der Osterwoche nochmals auf den Jakobsweg, um zu schauen, wo sich der Flow versteckt hat 😉🎉.

Ultreia ❤️

PS: Die heutigen Bilder stammen von meinem Ausflug nach Toledo, wo ich mir bei Café con leche Gedanken darüber machte, warum diese Stadt und ich einfach nicht im Flow sind….

Oh wie schön ist – Madrid! Teil 1

Falls du vor oder nach dem Camino in Madrid bist…

Wie schnell die Zeit vergeht! Mittlerweile sind schon einige Wochen vergangen und ich hatte mehrmals lieben Besuch in meinem schönen Madrid empfangen dürfen. Das tolle an Besuch ist, dass man dadurch nochmals viel offener durch die Stadt geht und sehr viel aktiver ist, als man vielleicht sonst an einem Wochenende wäre… Und da ich schon ein bisschen was sehen durfte, kann ich ein paar Madrid Tipps geben.

Gerne auch für all diejenigen die entweder vor oder nach dem Jakobsweg hier einen kurzen Zwischenstopp einlegen 😊.

Gängige Sehenswürdigkeiten in Madrid sind, Sol, der Palacio Real, die Kathedrale, la Calle Gran Vía, der Retiro Park, das Museum El Prado, der Platz um Callao. Das ist auch etwa das, was ich vor 10Jahren, bei meinem ersten Madrid-Aufenthalt gesehen habe. Und ehrlich gesagt, konnte es mich bis auf den Retiro und das Prado nicht überzeugen. Deshalb ein paar (Geheim-)Tipps, die dich schlussendlich von Madrid überzeugen und nie wieder sagen lassen: Aber Barcelona gefällt mir vieeel besser….

  • Brunchen in Malasaña

Ja ich weiß, das schöne Viertel Malasaña ist sicher kein Geheimtipp mehr, aber hat trotz Touristen seinen typischen Madrider Charme behalten. Meine französische Mitbewohnerin Milene und ich gehen mindestens einmal die Woche in ein neues Café, um uns kulinarischen durch die schönen Gässchen zu arbeiten. In Malasaña gibt es unzählige Vintage-Läden, Kneipen, Boutiquen und Cafés. Am besten googelst du hier Plaza 2 de Mayo und lässt dich ringsherum treiben. Mit am liebsten mag ich das Bistro Ojalá, wo ich sicher schon dreimal war in den letzten beiden Wochen. Hier kann ich vorallem den Brunch (10-14Euro mit 2 Getränken,ganztags) empfehlen, aber überzeugt euch selbst:

Abends in Malasaña lohnt sich eine Kneipentour zu Chupitos oder wer es klassisch mag zur Marcera Taller Bar, wo du ganz nach deinem Geschmack deinen eigenen Drink mixt und er immer 7Euro kostet.

  • Churros in der Chocolateria San Gines

Ich bin ehrlich gesagt nicht der „süße“ Typ, aber die Churros in der Chocolateria San Gines im Zentrum sind wirklich unglaublich lecker! Für etwa 4Euro bekommt man frittösefrische Churros mit heißer, cremiger Schoki und das 24h am Tag!!

  • Sonnenuntergang am Palacio Real

Bevor das hier noch in einen Food-Blog ausartet, gibt’s auch noch andere Tipps 🙃. Mit die schönsten Spots zum Sonnenuntergang-Gucken sind am Palacio Real und am Templo de Debot. Wobei der Templo leider kein Geheimtipp mehr ist, und die Touristengruppen dort etwas nerven… Das Bild unten ist deshalb vom Palacio Real, neben der Kathedrale (links).

  • Motivjagd rund um den Palacio Real

Ehrlich gesagt ist der Madrider Königspalast von Außen sehr viel beeindruckender als von Innen. Aber gerade deswegen kann man unglaublich einfach (ohne Anstehen und Gedrängel) aus dem frei zugänglichem Park daneben oder beim Aufstieg vom Casa de Campo Richtung Palast tolle Bilder knipsen.

Das obige Bild ist im exklusiven Palastbereich, aber das Bild des Beitrags ist aus dem kostenfreien Garten.

  • Der Supermarkt im Corté Inglés

Ich würde nicht über einen Supermarkt schreiben, wenn er nicht wirklich überragend wäre. Der Supermercado del Corte Inglés in der Calle de Preciados 3 direkt am Plaza de Sol ist etwa so, wie die Gourmet Abteilung des Lavayette Berlins. Ihr findet ihn versteckt, in dem ihr mit der Rolltreppe in das Untergeschoss fahrt. Hier bekommt man neben exquisiten Turrón, Chorizos, Jamón Ibérico und Co auch unglaublich guten Wein und Likör zu fairen Preisen. Mein ganzer Besuch hat bis jetzt je eine (oder auch zwei 😉) Flaschen Gecko gekauft. Diesen Karamell-Likör bekommt man sonst nur Nordspanien und man munkelt, dass ich sogar manchmal nur wegen des Likörs besucht wurde….

  • Zwischenstopp im Museum

Das Prado ist natürlich eines der bekanntesten Museen, aber daneben gibt es bei genügend Zeit oder Regentagen auch andere sehenswerte Ausstellungen. So zum Beispiel das Museo Reina Sofía, welches als Museum für Moderne Kunst Bilder von Dali, Picasso oder Goya beherbergt.

  • Laufen, Laufen, Laufen

Das tolle am Zentrum von Madrid ist, dass alles fußläufig zu erreichen ist. Jedenfalls wenn du dich als Jakobspilger auf meine Seite verirrt hast 😉. Am besten startest du von Sol aus ins Barrio de las Letras in Richtung Retiro, von dort bummelst du gen Norden nach Salamanca (was wirklich als Klein-Paris durchgehen könnte) und legst dann einen Schlenker gen Westen nach Chuecas und Malasaña ein. Natürlich musst du dafür Zeit einplanen, und gute Füße (15km),aber solltest du gerade vom Camino kommen, ist das total perfekt und du entdeckst, Schritt für Schritt diese tolle Stadt (Bild aus dem Barrio de las Letras)!!

Teil 2 folgt!!

❤️

Oh wie schön ist – Salamanca!

❤️-liche Grüße aus dem wunderschönen und sommerwarmen Salamanca. Während wir bei Café con leche am Plaza Mayor sitzen und leckere Churros in tiefschwarze Schoki tunken, habe ich die ersten Pilger entdeckt, die auf der Vía de la Plata, dem Jakobsweg durch Spanien, unterwegs sind.

Die Vía de la Plata führt von Sevilla, also Andalusien, über Salamanca nach Astorga, von wo es auf dem Camino Francés nach Santiago geht. Und obwohl man durch schöne Städte pilgern kann, ist die Vía de la Plata eine der am wenigsten frequentierten Jakobswege nach Santiago. Das liegt zu einem an der weiten Strecke und zu anderem an den weniger schönen Wegen. Doch wir sind ausnahmsweise mal nicht als Pilger unterwegs, sondern besuchen nur Salamanca. Leider können wir deshalb nicht in der hübschen Herberge am Garten „Calixto y Melibea“ schlafen, der allein schon durch seine Berühmtheit aufgrund der „Tragicomedia La Celestina“ sehenswert ist.

Aber nicht nur der Garten ist berühmt. Am berühmtesten ist Salamanca natürlich für seine Universität! Wusstet ihr, das man auf dem alten Portal den Frosch finden muss, um lebenslang Glück in seinem Studium und seiner Arbeit zu haben?

Im Mittelalter jedoch war Salamanca für seine „Cueva“ zu Deutsch „Höhle zur Hölle“ bekannt. Man sagt das im 15. Jahrhundert die Legende existierte, dass der Teufel in der Höhle seine Schüler unterrichte. Nicht nur Cervantes hat Bücher darüber geschrieben!

Viele Grüße also aus dem sagenumwobenen Salamanca.

Bald schon geht es zur nächsten Pilgerreise auf den Jakobsweg.

Ultreia!

Oh wie schön ist – El Escorial!

Soo, da nun die ersten Pläne für meine Caminos in 2019 getroffen wurden (und ich rede tatsächlich im Plural, da es höchstwahrscheinlich dieses Jahr 8 Wochen auf zwei verschiedene Jakobsweg geht), muss sich natürlich auch eingelaufen werden. Und hier eignet sich die schöne hügelige Landschaft rund um Madrid perfekt. Gestartet sind wir in dem kleinen, aber sehr berühmten Örtchen „El Escorial“, welches im Zug von Madrid/Atocha etwa in 40Minuten erreicht werden kann.

Tatsächlich merkt man jedoch unglaublich schnell, wenn man seine Camino-Schuhe das letzte halbe Jahr im Schrank vergessen hat :). Wir waren wirklich aus der Puste als wir an der Spitze des Berges ankamen und einen wunderschönen Blick über El Escorial hatten.

Rechts im Bild sieht man das „Monasterio San Lorenzo de El Escorial“, welches UNESCO-Weltkulturerbe ist und von einem Schüler Michelangelos entworfen wurde.

Der größte Renaissancebau der Welt besticht jedoch nicht nur durch seine Grundfläche von 33.000m², sondern auch durch seine wunderschönen Fassaden.

Aber uns ging es vorallem um die schöne Landschaft und darum endlich mal aus der hektischen Stadt Madrid herauszukommen und die Natur zu genießen.

Obwohl erst Anfang März ist, grünt und blüht es in Spanien bei 20°C. Nachdem wir nun das schöne El Escorial, was übrigens übersetzt „Schutthaufen“ heißt, entdeckt haben, geht es in den nächsten Wochen nach Segovia und von dort auf dem Madrider Jakobsweg einige Kilometer weiter. Mal schauen wie gut das Herbergsnetzwerk ausgebaut ist, denn bis zum heiligen Jahr 2021 haben die Spanier ja noch so einiges vor! Auf jeden Fall lohnt sich der Aufstieg rund um El Escorial.

Oder wie die Spanier sagen „¡Vale la pena!“.

Ultreia und abrazos de Madrid!!

El Camino te llama

Tjaaaa. Wie das so ist mit dem Jakobsweg. Man denkt Tage oder Wochen lang nicht an den Weg und an Spanien und auf einmal wacht man auf und weiß, dass man wieder ein Stück gehen sollte oder sogar gehen muss. Und hat plötzlich dieses wunderbar intensive Camino-Gefühl. Das Gefühl das alles, alles richtig ist, so wie es ist und man ganz wunderbare Momente auf dem Camino haben wird. Und man genau auf dem richtigen Weg ist. Und wenn dann auf einmal ein Flug nur 15Euro kostet und die Unterkunft nur 20Euro, dann weiß man, alles ist gut und wird noch viel besser! Genauso war es heute Morgen bei mir. Aufgewacht und gewusst „El Camino te llama!“ Und ich habe auch ein paar Freunde gefragt, ob sie mich begleiten wollen. Jeder von ihnen hat schon einmal erwähnt, gerne den Weg zu laufen und vielleicht ist das ja der richtige Zeitpunkt für den ein oder anderen einen Teil des Weges zu gehen. Wir haben wahrscheinlich nur 8-10Tage aber das entspricht der Strecke zwischen Burgos nach León oder der Strecke von Roncesvalles nach Burgos (bzw. vielleicht lieber von Pamplona nach Burgos) oder der Etappe von Ponferrada nach Santiago. Mal schauen was die anderen sagen und wie viele von uns dann tatsächlich laufen werden. Bis dahin – ultreia! 🙂

Oh wie schön ist – Rio

Was für eine Stadt! Ich dachte schon nach Buenos Aires hätte ich die beeindruckenste Stadt Südamerikas gesehen, doch dann kam Rio de Janeiro!

Ich habe mich wahrhaftig verliebt in diese raue Stadt am Meer, umringt vom Zuckerhut und umarmt von Cristos.

Die Stadt ist anders als alle andere Städte. Es scheint als würde die Natur die Stadt umwuchern und nicht anders herum. Felsen und Bäume umfassen Straßen in Santa Theresa oder auch in Lapa. Überall ist Natur; Blumen, Palmen, Felsen und das kristallblaue Meer. Und dann dieser Strand!! Copacabana ist unglaublich.

Wir hatten sehr gutes Wetter auf dem Zuckerhut, also werden dir paar Wolken am Strand verziehen ;)… Die Stadt ist bunt und lebt! Jede kleine Gasse scheint belebt. Und ich verstehe meinen Lieblingsautor Stefan Zweig, wenn er folgendes über Rio de Janeiro schreibt:

„Vor fast vierhundert Jahren, 1552, schreibt Tomé de Sousa, da er in Rio landet: Tudo é graça que dela se pode dizer. Man kann es eigentlich nicht besser ausdrücken als dieser rauhe Kriegsmann. Die Schönheit dieser Stadt, dieser Landschaft läßt sich wirklich kaum wiedergeben. Sie versagt sich dem Wort, sie versagt sich der Fotografie, weil sie zu vielfältig, zu unübersichtlich, zu unerschöpflich ist; selbst ein Maler, der Rio in seiner Gänze darstellen wollte mit all seinen tausend Farben und Szenen, käme in einem einzigen Leben nicht zu Ende. Denn hier hat die Natur in einer einmaligen Laune von Verschwendung von den Elementen der landschaftlichen Schönheit alles in einen engen Raum zusammengerückt, was sie sonst sparsam auf ganze Länder verteilt und vereinzelt. Hier ist das Meer, aber Meer in allen seinen Formen und Farben, grün anschäumend am Strand von Copacabana von der unendlichen Ferne des Atlantischen Ozeans, bei Gávea wieder grimmig aufspringend an einzelnen Felsen und dann wieder in Niterói glatt und blau an den flachen Sandstrand sich schmiegend oder die Inseln zärtlich umschließend. Da sind Gebirge, aber jeder Gipfel und Hang anders geformt, schroff, grau und felsig der eine, umgrünt und weich der andere, spitz gestellt der Pão de Açúcar und wie von einem gigantischen Hammer flach geschlagen die Höhe von Gávea, hier zerrissen und zerzackt die Bergkette des Dedo de Deus, des Fingers Gottes. Jeder seine eigene Form eigenwillig bewahrend und doch alle in brüderlichem Kreise sich verbindend. Da sind Seen wie die Lagoa Rodrigo de Freitas und der von Tijuca, die die Berge, die Landschaft und gleichzeitig die elektrischen Linien der Stadt spiegeln, da sind Wasserfälle, kühl und schäumend aus den Felsen fallend, da sind Bäche und Flüsse, Wasser in allen seinen unfaßbaren Formen. Da ist Grün in allen Farben, Urwald bis knapp heran an die Stadt mit wuchernden Lianen und undurchdringlichem Dickicht, da sind Parks und gepflegte Gärten, die jeden Baum, jede Frucht, jeden Strauch der Tropen in scheinbarem Durcheinander und doch weiser Ordnung vereinen. Überall ist die Natur eine überschwengliche und doch harmonische, und inmitten der Natur die Stadt selbst, ein steinerner Wald, mit ihren Wolkenkratzern und kleinen Palästen, mit ihren Avenuen und Plätzen und farbig orientalischen Gäßchen, mit ihren Hütten und gigantischen Ministerien, mit ihren Badestränden und Kasinos – ein Alles-Zugleich, eine Luxusstadt, eine Hafenstadt, eine Geschäftsstadt, eine Fremdenstadt, eine Industriestadt, eine Beamtenstadt. Und über dem allen ein seliger Himmel, tiefblau des Tags wie ein riesiges Zelt und nachts besät mit südlichen Sternen; wo immer der Blick in Rio hinwandert, ist er von neuem beglückt.
Es gibt – wer sie einmal gesehen, wird mir nicht widersprechen – keine schönere Stadt auf Erden, und es gibt kaum eine unergründlichere, eine unübersichtlichere. Man wird nicht fertig mit ihr. Schon das Meer hat in einem sonderbaren Zickzack die Strandlinien gezogen und das Gebirge ihr in den Raum der Entfaltung steile Hänge geworfen. Überall trifft man auf Ecken und Kurven, alle Straßen schneiden sich in unregelmäßigen Formen, unablässig verliert man die Richtung. Wo man zu Ende zu sein glaubt, stößt man auf einen neuen Anfang, wo man eine Bucht verlassen, um in den Kern der Stadt zu dringen, gelangt man überrascht an eine andere Bucht. Auf jedem Weg entdeckt man etwas Neues, einen überraschenden Durchblick von den Hügeln, einen kleinen, wie aus der Kolonialzeit vergessenen Platz, einen Markt, einen palmenbestandenen Kanal, einen Garten, eine favela. Wo man hundertmal vorbeigegangen, findet man, wenn man aus Versehen eine Nebengasse nimmt, sich in einer anderen Welt: es ist, als ob man auf einer Drehscheibe stünde, die einen ununterbrochen zu anderen Ausblicken bringt. Dazu kommt noch, daß sich die Stadt mit einer radikalen Geschwindigkeit von Jahr zu Jahr, ja von Monat zu Monat verändert. Jemand, der ihr einige Jahre ferngeblieben, braucht geraume Zeit, um sich wieder zurechtzufinden. Man will einen Hügel hinauf, wieder einmal die alten romantischen Quartiere mitten in der Stadt zu sehen, und findet ihn nicht: er ist einfach abgeräumt, und ein mächtiger Boulevard, rechts und links von zwölf Stock hohen Häusern flankiert, durchquert die alte Stelle. Wo ein Felsen den Weg sperrte, ist jetzt ein Tunnel, wo das Meer zutraulich bis an den Strand kam, ein Flugplatz weit ins Meer gebaut, wo man vor drei Monaten noch an einer abgelegenen Küste im leeren weichen Sand hinstapfte, steht eine ganze Villenkolonie; all das geht hier mit traumhafter Geschwindigkeit. Überall geschieht etwas, überall ist Farbe, Licht und Bewegung, nichts wiederholt sich, nichts paßt zusammen, und doch paßt alles zusammen. Spazierenschlendern – in anderen Großstädten unergiebig und kaum mehr möglich – ist hier noch eine Lust und eine tägliche Entdeckungsfreude. Wo immer man sich befindet, überall wird dem Blick eine Wohltat getan. Man geht zu einem Freunde und schaut im Gespräch vom sechsten Stock zufällig aus dem Fenster: breit und majestätisch, wie man sie nie gesehen, breitet sich die Bucht mit ihren schimmernden Inseln und gleitenden Dampfern vor einem aus. Man tritt in derselben Wohnung in ein rückwärtiges Zimmer, und fort ist das Meer, aber entgegen glüht einem das Kreuz des Corcovado und die dunklen Gestalten der Sterne. Stundenweit glänzen die Lichter der Straße, und zugleich sieht man, wenn man sich vom Balkon vorbeugt, unten in ein Negerdorf mit kleinen Hütten und farbigen Lichtern hinein. Man will zur Stadt fahren, und der Weg geht quer über einen Berg; jeden Augenblick bittet man den Freund, der den Wagen chauffiert, anzuhalten, um einen andern überraschenden Ausblick nicht zu versäumen. Man will in ein Vorstadtviertel, um sich dort an den bunten kleinen Läden zu erfreuen, und findet sich plötzlich zwischen großen feudalen Palacetes mit hundertjährigen Gärten. Man fährt bei Santa Teresa mit der Tram den Berg hinauf, um ganz in der einsamen Natur zu sein, und ist plötzlich auf einem Aquädukt aus dem achtzehnten Jahrhundert und ein paar Minuten später inmitten einer Gruppe steiler Mietshäuser. In einer Viertelstunde kann man vom funkelnden Ufer des Meers auf einer Bergspitze sein, in fünf Minuten aus einer Luxuswelt in der primitivsten Armut der Lehmhütten und wieder mitten im kosmopolitischen Getriebe von blitzenden Cafés und zwischen einem Malstrom von Automobilen – alles geht hier durcheinander, ineinander, kreuz und quer, arm und reich und neu und alt, Landschaft und Kultur, Hütten und Wolkenkratzer, Schwarze und Weiße, altväterische Lastkarren und Automobile, Strand und Fels und Grün und Asphalt. Und all das glänzt und glüht in denselben vollen und blendenden Farben, schön das eine und schön das andere, beides immer neu durchmischt und immer faszinierend. Nie wird man müde, nie hat man genug. Nie hat man das volle Profil der Stadt erfaßt, denn sie hat Dutzende, nein Hunderte. Sie ist immer anders von jeder Seite, von jeder Fläche, von jeder Perspektive, anders von innen, von außen, von oben, von unten, vom Berg, vom Meer, von der Straße, vom Flugzeug, von der Fähre, anders von jedem Haus und anders von jedem einzelnen Stockwerk und jedem Zimmer dieses Hauses. Wer von Rio kommt, dem scheinen in allen anderen Städten dann alle Farben ohne Leuchtkraft, die Menschen auf der Straße monoton, das Leben zu ordentlich, zu einheitlich. Alles nach dem ist Ernüchterung, Abschattung nach diesem Rausch von Farben und Formen, nach der göttlichen Vielfalt dieser Stadt.
Man kann leben in Rio, wie man will. Der Gedanke ist verführerischer als anderswo, hier reich zu sein, in einem dieser von Parks umschlossenen Traumhäuser auf den Hügeln von Tijuca zu wohnen, und es ist doch gleichzeitig leichter hier, arm zu sein, als in einer anderen Großstadt. Das Meer ist frei für das Bad, die Schönheit frei für jeden Blick, die kleinen Notwendigkeiten des Daseins billig, die Menschen freundlich und unerschöpflich die Vielfalt jener kleinen täglichen Überraschungen, die einen glücklich machen, ohne daß man wüßte warum. Etwas Weiches und Entspannendes liegt hier in der Luft, das einen weniger kämpferisch, vielleicht auch weniger energisch sein läßt. Immer ist man hier der Empfangende in Schauen und Genießen, und unbewußt kommt einem von dieser Landschaft eine geheimnisvolle Tröstung wie immer von dem Schönen und Einmaligen auf Erden zu. Nachts mit ihren Millionen Sternen und Lichtern, tags mit ihren hellen und grellen, ihren heißen und explodierenden Farben, in der Dämmerung mit ihrem leisen Nebel und Wolkenspiel, in ihrer duftenden Schwüle und in ihrem tropischen Wetterguß, immer ist diese Stadt zauberhaft. Je länger man sie kennt, um so mehr liebt man sie, und doch, je länger man sie kennt, um so weniger kann man sie beschreiben.“

– Stefan Zweig in „Brasilien – Ein Land der Zukunft

Diese Stadt ist eine Wucht. Sie ist alles in einem; arm und reich, schön und hässlich, natürlich und extravagant, hoch und niedrig, voll und leer, purer Luxus und die ärmsten Favelas. Ohne jede Wertung ist Rio de Janeiro einer der beeindruckensten Städte der Welt für mich.

Man hat den schönsten Blick der Welt auf einer Seite. Und dann einen der traurigsten Blicke in die Türme von Favelabauten auf der anderen. Rio de Janeiro ist nicht wirklich fassbar. Hier hat die Natur die Stadt bestimmt.

Neben der Natur, findet man unglaublich viel Straßenkunst. Und einer der Hauptsehenswürdigkeiten sind die Stufen „Escadaria Selarón“. Dies  ist eine Treppe, die derzeit aus über hunderten  Stufen besteht und mit bunten Fliesen zahlreicher Länder verziert wurde. Neben asiatischen, chilenischen, afrikanischen und vielen vielen Fliessen mehr, konnten wir auch ein paar deutsche Fliessen finden.

Und wen habe ich in Rio getroffen? Heidi, die Weltenbummlerin aus Ilha Grande. Als wir gegen Abend in ein kleineres Restaurant an der Copacabana gingen, saß dort auch Heidi und die Freude war natürlich groß!

Liebste Grüße!

Oh wie schön ist – Ilha Grande

Einer der schönsten Orte der Welt ist für mich nun definitiv Ilha Grande. Und da ich gestern die „berühmte“ Palme umarmt habe, werde ich auch auf jeden Fall zurückkehren, denn man sagt, dass das Umarmen der Palme einen zurück auf die Insel bringt.

Jeden Morgen ging ich in dieses süße kleine Café mit dem wohl schönsten Ausblick, den man sich vorstellen kann und genoss hier Croissant und Cappuccino. Mehr Urlaub geht nicht!

Wenn man bei diesem Ausblick frühstücken kann, man fast nahezu immer Sonne hat, in türkis-blauem Wasser bunte Fische schwimmen und einer der schönsten Strände der Welt, Lopes Mendes, auf einen warten, weiß ich einfach, dass ich wieder kommen werde.

Außerdem habe ich ganz besondere Menschen kennen lernen dürfen. Zum einem Heidi, eine 72-Jährige Weltenbummlerin, die schon wirklich fast überall auf der Welt gelebt hat (Hawai, Teneriffa, Japan, Italien, Deutschland, USA, … ) und (natürlich) den Camino de Santiago gelaufen ist :). Und  Jeronimo, der eines der schönsten Häuser hat, die ich bis jetzt gesehen habe. Schaut euch dieses schöne Strandhaus an!

Dieses wunderschöne Haus, liegt in einer kleinen Bucht, nur wenige Minuten von der blauen Lagune, Blue Lagoon, entfernt. In der Lagune schwärmen tausende kleine bunte Fische in türkisblauem Wasser. Wirklich wunderschön!

Neben den beiden habe ich noch Karen und ihren Freund aus Argentinien, und eine junge Brasilianerin kennen gelernt, die alle Anfang 30 und nach ihrem Studium beschlossen haben, dem heimischen Büro den Rücken zu kehren und sich auf Ilha Grande selbständig zu machen.

Lustigerweise hat der feste Freund, einer guten Freundin von mir, hier auf Ilha Grande 10 Jahre gewohnt und ist vom schönen Paradies in das eher nicht so schöne Darmstadt „geflohen“. Im Paradies lebt es sich nicht „paradiesisch“? Müsste man nicht gerade hier glücklich sein? Doch auch  Jeronimo erzählte mir, dass er hier auf Ilha Grande sehr alleine lebe, da seine Familie nach Wien ausgewandert sei und bezeichnete sich als „unglücklichen Menschen“. Und es ist natürlich eine Binnenweisheit, dass äußere Umstände nicht wirklich glücklich machen können. Doch es selbst mal zu erleben, selbst mal im Paradies gewesen zu sein, denn als das bezeichne ich Ilha Grande, ist irgendwie dann doch noch mal ganz anders.

Wir werden sehen, ob ich nicht auch eines Tages nach Ilha Grande auswandern werde. Also falls man mich eines Tages sucht, sollte man unbedingt im schönen Strandcafé auf Ilha Grande vorbeischauen … Mit der lieben Heidi habe ich keine E-Mailadresse ausgetauscht, da sie davon ausgeht, dass wir uns in Rio de Janeiro wieder begegnen werden. Mal sehen, ob es stimmt!

Ab nach Rio de Janeiro!

Oh wie schön ist – Paraty

Paraty ist eine Stadt voller Geschichten, wunderschöner Häuser im Kolonialstil, unglaublich tollen kleinen Läden junger Designer und einfach ein perfekter Ort, um ein Wochenende voller Spaß, gutem Essen und dem ersteigern einiger Souvenirs zu verbringen.

Ich bin froh, dass nach dem anstrengenden Sâo Paulo, Montevideo und Buenos Aires alles ein bisschen gemütlicher wird. Und ich dachte schon in Colonia del Sacramento in Uruguay, dass es gar keine schönere Kolonialstadt geben könne, doch Paraty ist wie Colonia und dennoch 100-Mal schöner 🙈.

Etwas entfernt von Paraty und dennoch sehr gut im Local-Bus zu erreichen, liegt die Hippie-Stadt Trinidade.

Und wir hatten wirklich Glück! Neben super leckerer Fejoada (in etwas abgewandelter Form), dem Nationalgericht Brasiliens, gab es Cachaça for free. Die netten Kellner boten uns an, sich an der Cachaça-Bar zu bedienen und das haben wir dann auch gerne gemacht :).

Liebe Grüße aus dem schönen Brasilien! Und noch ein letztes Bild aus Paraty, der schönen Stadt am Meer:

Oh wie schön ist – Iguassú

Endlich sind wir in Foz de Iguassú. Und auch am Dreiländerdreieck zwischen Paraguay, Argentinien und Brasilien. Und ich möchte hier gar nicht so viel über die Schönheit der Wasserfälle schreiben, denn nicht umsonst gehört Iguassú zu einem der wichtigsten Naturweltwunder. Man kann nicht wirklich in Worte fassen, was man sieht. Schaut euch einfach folgende Bilder an und seht diese beeindruckenden Fälle, die in unendliche Tiefen zu fallen scheinen.


Das obige Bild ist von der brasilianischen Seite, das folgende von der argentinischen:


Leider muss ich sagen, dass neben Wassermassen auch Touristenmassen unterwegs waren. Und wenn man bei kurzem (reinem) Anblick des Naturspektakels angesprochen wird, doch nun endlich ein Foto zu schießen oder Platz zu machen, fragt man sich wann man denn wirklich das genießt was man sieht? Und wer tut es noch? Schießen wir nicht mehr Fotos als den reinen Moment zu genießen?


Ich mache es nicht besser und wahrscheinlich genauso wie die anderen, aber es hat mich hier am Iguassú wirklich ein wenig geärgert …

Nun wird noch ein wenig der Wasserfall genossen und dann geht es weiter ❤.

Oh wie schön ist – Mercedes

Einfach leben. Hier auf der Estancia in Uruguay fällt das nicht schwer.

Eine Estancia ist so etwas wie eine Ranch und es gibt hier kein WLAN, kein wirklich warmes Wasser und auch sonst nicht viel, doch trotzdem oder gerade deshalb waren die paar Tage hier auf der Ranch richtig schön.

Zum ersten Mal im Leben ging ich angeln und wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, als dann wirklich etwas anbiss.

Außerdem gingen wir reiten, backten Empanadas, machten Stockbrot am Lagerfeuer und genossen die Zeit vor Iguassú, dem Weltwunder Brasiliens, was wir in einigen Tagen besuchen werden.

Bei Lagerfeuer und Kerzenschein hatten wir eine wirklich tolle Zeit und beim Betrachten der Bilder sehe ich noch einmal mehr, wie schön es auf der Estancia war.

Ich konnte mich gar nicht entscheiden welche tollen Bilder ich euch zeige, aber das wird sicher nochmals schwerer in Iguassú.

Denn nun ist die Zeit in Uruguay vorbei und es geht per Nachtbus und 19-stündiger Busfahrt weiter nach Brasilien und von dort nochmals auf die argentinische Seite der Wasserfälle. Ich bin wirklich dankbar für diese tollen Erlebnisse, denn letztes Jahr war ich mir fast sicher, dass nach meinen Reisen nach Russland, die USA und dem Jakobsweg bestimmt nicht mehr so viel erlebt werden kann, aber das stimmt wohl nicht :).

Bin sehr gespannt auf Rio, Iguassú, Paraty und Ilha Grande. Und es kommt mit vor, als wären Monate vergangenen seit dem ich in Lissabon war. Liebe Grüße an dieser Stelle an Luis, dem Hostelkoch aud Lissabon.

@Luis: Gracias por tu mensaje y gracias por acompañarme en mi Blog! Te enseñó un abrazo de América del Sur!

Oh wie schön ist – Montevideo

Montevideo, die uruguayische Hauptstadt ist ein bisschen so wie Monaco und etwas entfernt in Puente del Este, wohnen die reichsten der reichsten Uruguays.

Was und hier in den letzten Tagen aufgefallen ist, sind zwei Dinge:

  1. Mate, Mate, Mate
  2. Überfüllte Banken

Zu dem Mate-Tee gibt es morgen auf der Estancia in Mercedes ein schönes Bild. Mate-Tee ist eine Art Grüntee, der hier zu jeder Zeit getrunken wird. In Montevideo laufen zahlreiche Menschen mit Teebecher mit „Strohhalm“ und Thermoskanne unter dem Arm herum.

Das zweite, was uns hier auffällt sind die Banken. VISA gibt 10-25% Rabatt (auf alles in allen Läden!!!) wenn man mit Karte zahlt. Zum anderen gibt es lange lange Schlangen an Bankschalter. Was ich mir hier zusammen reime (in Anbetracht des Währungsfalles des brasilianischen Reales vor zwei Wochen) ist, dass entweder gerade schon, oder aber in den nächsten Tagen/Wochen ein kleiner Crash bevorsteht, da der Staat/die Banken versuchen Bargeldauszahlungen mehr und mehr zu beschränken und Kartenzahlungen bevorzugen, aber das ist nur meine Meinung. Mal schauen, was kommt 🙂 .

Nun aber zum Fussball ⚽. Wo war die erste WM der Welt?

Genau, 1930 in Uruguay in Montevideo! Deswegen musste natürlich das Stadion besucht werden, wenn auch mit einem anderen Trikot (natürlich nur mit argentinischem Messi-Shirt, was einige Arbeiter hier im Stadium nicht gut aufnahmen 🙈!).

Montevideo hat außerdem eine schöne Altstadt und einen kleinen Hafen. Wir waren etwa 7h mit dem Fahrrad unterwegs und sind total geschafft.

Das war es erstmal aus Montevideo. Morgen geht es für ein paar Tage auf eine Ranch in die Nähe von Mercedes/Uruguay.

Oh wie schön ist – Colonia del Sacramento

Colonia del Sacramento ist eine schöne, kleine verschlafene Kolonialstadt am Wasser und nur einige Stunden von Buenos Aires entfernt. Willkommen in Uruguay!

Kleine hübsche Kacheln zieren die Hauswände und auf breiten Alleen parken so einige Oldtimer.

Uruguay ist bekannt als „Schweiz Südamerikas“, was man vorallem an den Preisen merkt; alles ist unglaublich teuer! Eine kleine 0,5Liter Wasserflasche unter 1,30€ habe ich hier nicht gefunden.

Aber Colonial del Sacramento ist auf jeden Fall eine schöne Ablenkung nach dem hektischen Buenos Aires!

Am späten Nachmittag wurde dann „Fernet con Coca“, das uruguayische „Nationalgetränk“ getrunken. Hier muss ich ein bisschen schmunzeln, da „Nationalgericht“ auch Chivitos sind. Und Chicitos sind belegte Brötchen…

Aber dafür ist hier alles ganz entspannt, was vielleicht auch mit dem staatlichen und legalem Anbau von Marihuana liegt, das hier öfters, jedoch nicht so oft wie erwartet, in der Luft liegt…

Neben dem Fernet wird hier aber vor allem Mate-Tee getrunken. Überall wo man schaut, laufen Jung und Alt mit Matebechern durch die Gegend, aber dazu morgen mehr und angeblich gibt es auch eine Sprache des Mate …

Oh wie schön ist – Buenos Aires

Buenos Aires; die „guten Lüfte“ hatten wir hier leider nicht. Dafür ein paar dennoch schöne Regentage in der argentinischen Hauptstadt. Trotz Regen, Wolken und Kälte möchte ich auf jeden Fall wieder kommen; oder vielleicht gerade deshalb?

In Buenos Aires begeistert die Vielfalt der einzelnen Stadtviertel; das früher noble San Telmo in dem jetzt jeden Sonntag allerlei Antiquitäten gekauft werden können, das Tango und Graffiti-Viertel La Boca mit dem berühmten Stadion der La Boca Juniors, das Viertel Ricoleta mit dem berühmten Friedhof auf dem einige Gräber kleinen Mausoleen gleichen und dann unter anderem natürlich noch Palermo.

Buenos Aires ist eine Stadt der Gegensätze, was man nicht nicht nur in den besagten Stadtviertel, sondern auch in der Politik und Geschichte der Stadt sieht. Argentiniens dunkle Geschichte der Diktatur und dem verschwinden zahlreicher Erwachsenen und gerade auch Kinder bewegt auch heutzutage noch viele Mütter der „Niños Perdidos“ auf den Platz vor dem Casa Roseada zu Protestmärschen. Auf dem Boden sieht man weiße Tücher auf den Stein gemalt, die Babytücher der verlorenen Kinder symbolisieren.

Und dann gibt’s natürlich auch die bekannte Figur der Mafalda. Des ständig fragenden Mädchens nach dem „Warum?“.

Und natürlich natürlich, den ganzen politischen Diskurs beiseite gibt es hier in Buenos Aires eines: FLEISCH!

Asado – das frisch gegrillte Fleisch vom Rind oder Schwein bekommt man hier überall. Wobei natürlich das argentinische Rindersteak sehr berühmt ist. Und auch wirklich sagenhaft lecker schmeckt!

Über „La Boca“ heißt es das hier der Tango erfunden wurde. Ursprünglich war der Tango eine Art des Kampfes bis er hier in La Boca zum erotisch angehauchtem Tanz zwischen Prostituierten und Arbeitern wurde und im Laufe der Zeit zu dem was wir unter Tango verstehen.

Ich komme auf jeden Fall wieder, da zwei Tage für diese beeindruckende Stadt wirklich nicht ausreichen. Nun geht es weiter nach Uruguay!

PS: Alfajor ist übrigens eine Art doppelter Cookie mit Dulce de Leche und Schokoladenüberzug …. Mhhhmmm

Buenos Aires: Vamos Argentina

¡Vamos Argentina!

Auch nach dem Camino merkt man, dass der Weg, auf dem man tolle Menschen trifft, noch lange nicht vorbei ist. Wieviele Menschen kreuzen täglich unseren Weg? Wieviele Gesichter, Geschichten und Anekdoten, wieviele Persönlichkeiten? Da ist ein Flughafen, wie ein Drehkreuz der verschiedensten Begegnungen.

Habe eben durch Zufall den argentinischen Kommentator der Fussball-WM getroffen. Aufgrund einiger Flugänderungen und Verspätungen ist er nach 4 Tagen in Sâo Paulo gelandet. Da ich sowieso vorhabe eines Tages zur WM zu fahren, war es super spannend zu hören wie die diesjährige WM war (Argentinien ist ja im Achtelfinale ausgeschieden…). Und die WM in Russland soll richtig toll gewesen sein :). Federico hat ganz begeistert von der russischen Gastfreundschaft, dem wohl schönen Kasan, Warink und Palemeni erzählt. Es muss toll sein, die ganze Welt auf einem Haufen zu haben. Und ich als bekennender Lionel-Messi-Fan, habe auch ein kleines Andenken von ihm bekommen 😍. Die Entscheidung steht; Qatar ich komme in 2022! Und hoffentlich ist Messi dann noch dabei!

¡Vamos Argentina!

¡Y nos vemos en Qatar Federico!

Oh wie schön ist – Sâo Paulo

„Sâo Paulo ist nicht Rio.“ Ist das erste was meine Pilgerfreunde nach meiner Ankunft in Brasilien über SP sagen und das zweite: „Sâo Paulo ist ein Gourmet-Himmel!“ Fühle mich als hätte ich in den letzten 2 Tagen ein bis zwei Kilos zugenommen. Denn gestartet wird der Tag mit himmlischen Pâo de Queijo, Croissants, Tapiocas und Sanduiches. Mhmmm.

Pâo de Queijo ist ein weiches Käsegebäck mit dem man in Europa bestimmt reich werden würde. Allgemein gibt es hier Delikatessen, die bei uns sehr sicher den einen oder anderen Magen füllen würden und einen Hype auslösen könnten. Habe nun also ein Plan D für meine berufliche Laufbahn :).

Denn meine zweite kulinarische Idee ist, den zwar schon bekannten Mate Tee, in meinem zukünftigen Pâo-de-Queijo-Laden zu vermarkten, doch so, wie hier in Brasilien, denn wie hier habe ich ihn noch nie getrunken! Wirklich himmlisch!

Doch neben dem himmlischen Essen (Mittwoch ist städtischer Fejoada-Tag, was ein Glück) hat mich noch etwas anderes begeistert: Stellt euch vor ihr seid in China-Town, vor einer katholischen Kirche, vor der afroamerikanische, ältere Damen Tarotkarten legen, in Händen lesen und im benachbarten Umbanda-Laden Weihrauchstäbchen, Kruzifixe und Vodoo-Puppen verkauft werden. Genauso war es gestern. Ist das nicht unglaublich, was für eine religiöse Toleranz alleine in dieser einen Szene liegt? Leider habe ich kein Foto machen können. Aber es was wirklich beeindruckend.

Noch beeindruckender waren die Gesprächsthemen für mich, die ich hier in Sâo Paulo hatte. Spiritualität, Spirits, Umbanda, Out-of-Body-Erfahrungen, über all das wird hier oder wurde hier gestern in geselliger Runde offen gesprochen. Und nicht wie bei uns in Deutschland, wo Themen wie diese eher „sozialen Tabus“ unterliegen, hatte ich gestern die Gelegenheit mit 5 Absolventen der Higher School Of Economics drüber zu quatschen. Also nicht wie bei uns gerne als „Esoterikfreaks“ abgetanen „Spinnern“ (nicht meine Meinung …). Bei uns, wo vieles von den akademischen Eliten als „Humbuk“ abgetan wird, wird hier offen gequatscht, gestritten, diskutiert. Wirklich beeindruckend. Und vorallem, da es ein normales Gesprächsthema zu sein scheint.

Auch politische Themen wurden hier sehr offen besprochen. Vielleicht ist es einfach einfacher 1000-ende Kilometer entfernt von Europa von einem anderen Blickwinkel auf Politik und Gesellschaft zu schauen. Aber ich bin unglaublich dankbar, dass Reisen eben nicht nur Sightseeing ist, sondern Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringt, zu Gesprächen einlädt, wir gemeinsamen lachen und diskutieren können. Meine Reise hat sich jetzt schon gelohnt, da ich so tolle Menschen kennen lernen durfte. Schon in Lissabon beim gemeinsamen Essen im Hostel, was wir bis 2 Uhr nachts hinzogen und nun hier auf einem Balkon, mit einer Zigarre in der Hand im lauten und vielleicht etwas stickigem Sâo Paulo.

Oben seht ihr meinen lieben Camino-Freund Leo vom Jakobsweg 2017. Und wie sollte es natürlich anders sein, wenn zwei „Pilger“ durch Sâo Paulo ziehen? Kaum an der Ampel nach rechts gedreht und wir entdecken in einem Kiosk ein Buch über den Jakobsweg. Mit dem schönen Camino-Zeichen. Vielleicht das einzige in Sâo Paulo?

Ultreia e buen Camino! Auf geht’s nach Argentina!

Oh wie schön ist – Lissabon, Teil 2

Pessoa, Pessoa, Pessoa. An jeder Ecke, in den Buchläden der Stadt, den Cafés, den Plätzen. „Hier war Fernando Pessoa“. Wer also ist er, der größte portugiesische Schriftsteller des 20. Jahrhunderts?

Er ist der Literat der Moderne, der Übersetzer der inneren Dichotomie (so heißt es). Er ist futuristisch und nostalgisch, euphorisch und depressiv. Er ist alles in einem. Pessoa selbst verwendete mehrere Synonyme wie Alberto Caeiro, Ricordo Reis und Álvaro de Campos. Alle mit einer eigenen Geschichte, einem eigenen Stil und doch alle nur einer: Fernando Pessoa.

Fernando Pessoa spricht einem aus der Seele. Simple Wörter, komplexe Strukturen, große Bedeutung:

„Uns, com os olhos postos no passado, vêem o que nâo vêem; outros, fitos

Os mesmos olhos no futuro, vêem o que nâo pode ver-se.

Porque tão longe ir pôr o que está perto – a segurança nossa?

Este é o dia, esta é a hora, este o momento, isto é quem somos, e é tudo.

…“

– Fernando Pessoa

Und immer sagt er : „Colhe O dia, porque és ele.

Lebe den Tag und den Moment, denn nur er ist dir gegeben und er ist was du bist.

Nun sitze ich also hier; verzichte auf Sintra und Bélem und genieße Pura Poesia: Pasteles de Nata und Pessoa.

Colhe O dia ❤

Oh wie schön ist – Lissabon, Teil 1

Was eine wunderschöne Stadt! Von der TAP wurde mir angeboten ein paar Nächte für einen Zwischenstopp in Lissabon zu bleiben und da ich noch nie in Portugal war, musste ich das natürlich annehmen (zumal auch keine Mehrkosten entstehen und man einen Voucher mit ganz vielen Rabatten bekommt –> Geheimtipp ;)) Da ich keinerlei Erwartungen an Lissabon hatte, bin ich nun total begeistert von dieser schönen Stadt am Meer, die mich an eine Mischung aus Bologna und Barcelona erinnert. Mit mildem und dennoch warmen Klima, super-leckerem Essen, einer malerischen Altstadt und Museen wohin das Auge reicht.

Bekannt ist Lissabon ja auch für seine schöne Keramik, die hier und dort eine Hauswand schmückt und natürlich für … Fußball. Doch leider war hier nicht viel mit WM-Stimmung nach dem gestrigen Spiel …

Ganz gemütlich musste natürlich erstmal eine kleine Fahrt mit der berühmten Tram 28 unternommen werden, bevor es ins Castello Sâo Jorge und anschließend ins MAAT und ins Museum für zeitgenössische Kunst ging.

Und obwohl ich von moderner „Kunst“ wirklich nicht viel halte, fand ich diese Austellung richtig gelungen.

In mehreren weißen Räumen, schmückten realistische und puristische Fotografien die weißen, kahlen Wände – und das alles sogar gratis :).

Das schöne Viertel Chiade mit seinem französisch angehauchten Baustil und die Baixa zieren die Altstadt, welche durch seine kopfsteingepflasterten Straßen und dem Hoch und Runter des hügeligen Lissabons einen auch ein wenig ins Schwitzen bringt.

In Lissabon herrscht so eine Gemütlichkeit, die ich mit keiner anderen europäischen Hauptstadt vergleichen kann. Und natürlich muss nun die *Única Fábrica Pastéis de Belém* besucht werden, um ein paar kleine Vanillecremetörtchen (frisch aus dem Ofen) zu ergattern.

Und gerade als ich dachte, dass die Altstadt doch relativ klein ist, habe ich mich total verlaufen. Läuft man nämlich über das Barrio Alto und anschließend den Berg wieder hinab, ist man ganz schön unterwegs…:)

In unserem Hostel „Living Lounge Hostel“ kocht Luis jeden Abend ein 3-4Gänge Menü und abends geht es zum Pub Crawl oder zu einer melancholisch-schönen Fado-Tour. Die Lage zwischen Baixa und Chaido ist super, also eine absolute Empfehlung!

Übermorgen geht es dann weiter nach Brasilien 🙂

Auf geht’s nach …

Frankfurter Flughafen

Irgendwie geht es nun schon wieder los, obwohl es mir doch sehr so vorkommt, als ob ich gestern erst aus León und vom schönen Jakobsweg zurück gekehrt wäre. Und zwar geht es nach Südamerika und dort vorallem nach Brasilien, mit einem Abstecher nach Buenos Aires und Montevideo in Uruguay. Und eigentlich war natürlich alles wieder anders geplant, aber wie das mit mir und meinen Plänen nun so ist … Irgendwie wird immer alles anders, aber das ist ja auch irgendwie dann wieder ganz schön so :). Erster Abstecher wird, nach einem kleinem Zwischenstopp in Lissabon, Saô Paulo

Das Saô Paulo, von dem jeder dem ich erzähle, (egal ob zu Hause oder hier am Flughafen) sagt: „Na dann pass mal gut auf dich auf.“ Und das werde ich natürlich! Und vor allem werde ich den lieben Leo, ein Mitglied meiner Pilgerfamilie von 2017, besuchen. Er ist nun schon das dritte Mitglied unserer sechsköpfigen Camino-Familie, den ich nach Mai 2017 wiedersehen darf. Und ich hoffe, dass wir bald eine „Reunión“ der ganzen Jakobsweg-Familie zustande bringen. Mal schauen was 2019 bringen wird.

Erst einmal liebe Grüße und Sonnenschein aus Frankfurt am Main!

Carolina 💖

Nach dem Camino, Teil II

Über Mark Forsters „Auf dem Weg“ und zauberhafte Erinnerungen

Eigentlich sollte ich genau in diesem Moment gerade Lernen – doch dann bin ich auf dieses Bild gestoßen und dachte:

Ohh, bin etwa ich das?“

Durch Zufall habe ich ein Gruppenporträt von meinen lieben Camino-Freunden und mir entdeckt. Wer weiß wann und wo Lira, eine nette Koreanerin, die ich kurz hinter Estella-Lizarra traf, es gemalt hat. Und sie hat es und nicht einmal erzählt! (Lira, that´s amazing, thank you so much!). Auch dieses schöne Bild ist von ihr:

Hier seht ihr uns 5 Originale 🙂 – ganz links ist die Künstlerin zu sehen:

Dies war einer der schönsten und fast letzten Abenden des Caminos! Bin sehr dankbar, dass ich diese lieben Leute treffen durfte. Lira hat noch mehr Jakobsweg-Bilder gemalt und ich finde ihre Werke richtig toll! Schaut doch einfach mal auf ihre Seite: https://www.instagram.com/lira_kkori/

Gerade jetzt wo der Alltag uns alle wieder mehr und mehr einholt, die Erinnerungen, aber auch wir selber immer mehr in die Ferne rücken und uns nun auf unterschiedlichen Pfaden befinden – ist es so schön, von den zauberhaften Momenten des Caminos im Alltag begleitet zu werden.

Und das Vermissen des schönen Jakobsweges geht wohl nicht nur mir so, da ich vor einigen Tagen (und auch heute) Mails von Camino-Freunden bekommen habe, von denen ich seit Wochen oder Monaten nichts gehört hatte. So zum Beispiel von Pat aus Australien, die für mich etwas auf dem Cruz de Ferro ablegte, von Peter, den ich als allerersten Pilger an meinem allerersten Pilgertag in diesem Jahr auf dem Flughafen in Pamplona traf und dann aus den Augen verlor und von Andrea, einem netten Italiener.

Wusstet ihr, dass Mark Forster im Jahre 2009 den Jakobsweg gelaufen ist und in diesem tollen Lied seinen Jakobsweg verarbeitet hat?

„Ich weiß jetzt:
Auf dem Weg, auf dem ich lauf’,
bin ich an so vielem vorbeigerauscht,
auf dem Weg liegt, was ich such’,
Ich schau’ jetzt hin, ich lass’ es endlich zu.“
– Mark Forster, Auf dem Weg

Und hat er nicht Recht? Wer von uns wollte denn wirklich in Santiago de Compostela ankommen? Und wie sagt er auch so schön: „Es kann komm was will, ich bleib auf der Bahn. Ich suche das Ziel und komm nicht an.

Danke Mark Forster für diese schönen Jakobsweg-Gedanken.

Wenn der Prüfungsstress vorbei ist, werde ich auch wieder mehr zum Schreiben kommen und euch von meiner großen Südamerikareise erzählen, die schon in einigen Wochen ansteht. Das war alles ein bisschen spontan, aber ich freue mich den lieben Leo, den ich auf dem Camino 2017 kennen lernte, in Brasilien zu besuchen und mich dann weiter Richtung Uruguay und Argentinien aufzumachen.

Bis dahin euch alles Liebe !


@Lira, thank you so much for this beautiful picture and the beautiful memory you gave me! I miss you all very much and hug you!

Carolina Travelina

Nach dem Camino, Teil I

Nimm es dir nicht so zu Herzen

Kaum ist man wieder daheim und öffnet sein E-Mailpostfach nach wochenlangem (einigermaßen kontinuierlichem) offline sein , geht der Stress auch schon weiter beziehungsweise fängt wieder von vorne an. Und wie kann ich meinen Zustand der Tiefenentspannung in meinen Alltag einbauen? Auf dem Camino war es natürlich einfacher. Auch dort gab es unangenehme Situationen, mit denen man sich auseinander setzen musste. Doch man konnte auch „weiterlaufen“.

Ein spanischer Pilgerfreund sagte zu mir:

Carolina egal was passiert – nimm es dir nicht so zu Herzen. Du selbst gibst Dingen und Momenten eine Bedeutung. Du selber kreierst Stress. All das bist du. Versuche eine Art Schmetterling zu sein und halte dich nicht zu lange bei Orten, Blumen, Menschen auf, die dir nicht gut tun. Flieg weiter und nimm dir, bitte bitte, nicht alles so zu Herzen.

Und natürlich hat er Recht – wie immer. Leider. Was kann ich nun also tun, um mich durch den Alltagsdschungel zu schlagen? Gibt es eine Art Geheimrezept?

Mit meinem Pilgerfreund stellte ich ein paar einfache Regeln auf:

1. Nimm dir nichts zu sehr zu Herzen

Das heißt, dass das Gefühl, welches man nach dem Cruz de Ferro gewinnt – nämlich die Leichtigkeit – nach dem Ablegen des Sorgensteines nur dann im Herzen bestehen bleiben kann, wenn man locker lässt und sich keinen neuen Ballast auflädt. Das heißt nicht, dass man nichts ernst nehmen sollte. Doch man sollte immer Platz haben seine Flügel zu schwingen und den Windhauch der Leichtigkeit zu spüren.

2. Lebe den Augenblick & das Leben in Tageseinheiten

Diese Phrase ist sehr bekannt, sehr gängig und sehr sehr schwer durchzusetzen. Aber diese Phrase ist auch der Camino. „Unser tägliches Brot gib uns heute ….“. Diesen Satz griff schon Dale Carnegie in seinem Buch „Sorge dich nicht – lebe“ auf. Und er hat Recht. Um das tägliche Brot muss gebeten werden. Nicht um das Brot der nächsten Wochen, Monate und Jahre. Die Spanier sagen „poco a poco“/ Stück für Stück. Und für mich heißt das „Schritt für Schritt“. Deshalb habe ich auch meinem Blog den Namen „Schritt für Schritt um die Welt“ gegeben. Schritt für Schritt geht alles und das habe ich auch an meinem Tag 1 auf dem Jakobsweg gemerkt. Schritt für Schritt kam ich über die Pyrenäen. Schritt für Schritt kann wirklich jeder Berg gemeistert werden. Deswegen war ich auch froh über den Nebel und die schlechte Sicht, so musste ich die Gesamtheit der Mühe, des Berges nicht sehen – und konnte immer Schritt für Schritt, poco a poco, weitergehen.

3. Sei achtsam

Sei achtsam mit allem. Mit dem was du denkst, dem was du isst, mit den Dingen mit denen du deine Zeit verbringst. Gehe achtsam mit deinen Mitmenschen um. Und vorallem mit dir selbst! Und am aller wichtigsten; Achte auf deinen Camino und die Dinge, die dich leiten. Auf dem Jakobsweg ist es sehr einfach den richtigen Weg zu finden, denn es gibt die schönen Zeichen & Symbole, Pfeile und Muscheln, die uns nach Santiago de Compostela lenken. Aber ich denke genauso ist es auch im Leben. Es gibt immer kleine Wegweiser. Manchmal nur klitzekleine. Es sind kleine Zufälle oder große Zusammenführungen. Man kann an Fügung glauben, aber man muss es nicht.

Ich bin mir jedoch ganz ganz sicher, dass es immer kleine Wegweiser gibt, die einen auf die richtige Lebensspur lenken, wenn man ihnen Achtung schenkt –

Be-Achtung!

Ultreia ❤


Hier geht es zu meinem Abenteuer: Jakobsweg 2017 🙂

Camino Tag 16: Fazit

León, vor der Kathedrale & Madrid, Callao

Ich sitze gerade vor der Kathedrale in León und warte auf mein „Mind-Appointment“ auch wenn ich glaube, dass meine gedachte Verabredung wohl etwas zu spät war :). In der Zwischenzeit ist es nun Zeit ein Camino-Fazit für meinen Jakobsweg 2018 zu finden. Fleißige Leser haben bestimmt bemerkt, dass ich meinen kontinuierlichen Jakobsweg ab Burgos ein bisschen durcheinander gewürfelt habe. Von Santo Domingo de la Calzada ging es nach Astorga, von dort zu Fuß nach Ponferrada 2 Tage und heute zurück zu meiner Camino-„Crowd“ in León, den Menschen mit denen ich in Saint-Jean gestartet bin.

Glockenschlag drei und keine Pilgerverabredung hier, mist! Es wäre auch zu schön gewesen, wenn es ein Jahr später nochmals geklappt hätte. Nächstes Mal lasse ich mir wohl einfach die Telefonnummer geben …

Freue mich sehr, dass ich liebe Pilger aus Deutschland, Sebastian, Dana und Ralf durch Zufall in León wieder traf! So konnte man sich nochmals richtig verabschieden. Den Abend ließ ich mit einem meiner Lieblingscanadier ausklingen, der bekennender Anti-Pilger ist. Ihm gefällt zwar der Weg als Touri-Ziel, aber in seiner Gegenwart darf man Wörter wie „Symbole, Zeichen oder Spiritualität“ nicht benutzen :).

Was auch vollkommen ok ist! Haben wir nicht alle unseren eigenen Glauben, unsere eigene Realität? Und erschaffen wir nicht durch unsere Gedanken unsere Realität, indem manche Menschen Dinge und Gegebenheiten als Zeichen interpretieren und andere eben nicht? Ich denke der Jakobsweg ist eine Projektion unserer selbst auf den Weg. Wer nicht an Zeichen glaubt, wird auch hier keine finden. Wer an den Niedergang der Menschheit glaubt, wird hier auf dem Weg immer wieder die gleichen 2-3 einzigen unfreundlichen Menschen treffen, die den Tag dann so richtig mies machen. Der Jakobsweg ist keine Antwort, wenn du keine Frage stellst. Der Jakobsweg ist viel mehr, was du selbst bist. Der Camino bist du! Es stimmt, dass ich stundenlang schwärmen könnte über den Weg. Aber der Canadier hat mir gestern, ohne es zu wollen, eine wichtige Antwort gegeben.

Entlang des Weges

Was macht den Weg so besonders? Was ist das Geheimnis des Weges?

Ist es die Tradition? Die Wallfahrt? Das Streben zu Gott und Höherem? Die Kirche? Die raue Meseta? Die leckeren Tapas? Der Wein der Rioja?

Nein!

Du selbst bist es!

Du, indem du dich einlässt auf einen neuen Weg, neue Menschen und vor allem auf dich selbst.

Könnte man dann nicht jeden anderen Weg der Welt gehen, um zu sich zufinden?

Wahrscheinlich schon!

Doch der Jakobsweg ist eben einer dieser Wege, dieser Möglichkeiten und nebenbei eine wunderschöne Herausforderung.

Ultreia ❤

Camino Tag 15: Leichtigkeit

Ponferrada, 29km

Das „Cruz de Ferro“ ist eines der wichtigsten Ziele und Stationen des gesamten Caminos, denn hier darf man seinen „Sorgen“-Stein ablegen, den viele bereits von zu Hause mitnehmen.

Motto des Tages ist also „Ballast abwerfen“. Gerade diese heutige Strecke war letztes Jahr unglaublich wichtig für mich. Deswegen war es umso schöner, dass ich Quique, den Radpilger aus Burgos wieder traf, der mich den halben Tag begleitete. Sonst hätte ich mich – gerade heute – ein bisschen allein gefühlt.

Gegen 8Uhr fing es dann auch noch an zu schneien! Es war aber wirklich die richtige Entscheidung, den Zug nach Astorga zu nehmen, um diese Strecke zu laufen, das kann ich spüren :). Letztes Jahr wurde mir an dieser Stelle ein Schlüssel für ein Schloss (siehe Bild) gegeben, welches ich auch wieder fand und froh war, mein Ballast, den Schlüssel, dort zu lassen. Den manche Dinge gehören einfach zusammen, so wie das Schloss und der Schlüssel, und es fühlte sich mehr als gut an, beide Dinge wieder zusammen zu bringen.

Als ich vor der Reise gefragt wurde, warum ich nochmals den Jakobsweg gehe, wusste ich es nicht wirklich. Nun weiß ich aber das einer der Gründe wohl auch der Schlüssel war, der mir im letzten Jahr kurz nach Cruz de Ferro von einem Italiener gegeben wurde mit den Worten, dass der Schlüssel der Zugang zu seinen Ängsten, Sorgen und Ballast ist. All dem was er auf dem Cruz de Ferro hinter ließ. Und auch wenn es nur ein Symbol ist – ich möchte diesen Zugang nicht!

Kurz nachdem ich mich von Quique verabschieden musste, da er weiter nach O’Cebreiro muss (80km), traf ich den Brasilianer Manuel und wir hatten einen super angenehmen Weg zusammen. Lustig war vor allem, dass Manuel und ich am gleichen Tag in SJP gestartet sind, aber aufgrund seiner Tagesetappen von 35-45km uns vorher nicht über den Weg gelaufen sind.

Heute Abend nach der Pilgermesse wurde ich schon fast sentimental, da ich in Ponferrada fast niemanden kenne und dann lief mir Waldemar aus Solingen entgegen, der im gleichen Zimmer in Foncebadón schlief. Wir beschlossen zusammen Abend zu essen, und es war ein sehr sehr toller Abend! Richtiger Camino-Spirit!!

Ultreia ❤

Camino Tag 14: Wieder zurück

Zugfahrt, durch die Meseta, etwa 250km

Heute morgen hatte ich in Santo Domingo de la Calzada die Eingebung irgendwie doch nochmal weiter zu laufen und zwar nach Foncebadón, um morgen in aller Frühe meinen „Sorgenstein“ am Cruz de Ferro abzulegen. Nur ist es gar nicht so einfach dort anzukommen! Gegen 7:30Uhr machte ich mich in Santo Domingo via Bus auf den Weg und bin nun im Zug auf dem Weg nach Astorga um dann gegen 15Uhr loszulaufen! Mal schauen was dieser Tag so bringt!

Foncebadón, 28km

Wen man merkt, dass man das richtige getan hat, obwohl man vorher viele Zweifel hatte, ist es ein wunderbares Gefühl! Und gerade die Zweifel vorher, machen es eigentlich noch schöner, denn sie zeigen, dass Zweifeln erlaubt ist! Man muss sich nicht immer sich sein, über seinen Weg und seine Entscheidungen, sondern es reicht zu wissen, dass man wahrscheinlich den richtigen gewählt hat, da wahrscheinlich wahrscheinlich der Moment kommt, indem es sich richtig anfühlt :). So wie meine spontane Rückkehr zum Jakobsweg für ein paar kurze Etappen.

Ultreia ❤

Camino Tag 13: Wegbegleiter

Burgos, Café am Marktplatz

Ich sitze gerade mit einem Kaffee auf dem Plaza Mayor in Burgos und lasse die letzten Tage Revue passieren. Es sind unglaubliche Dinge passiert! Ich komme mir selbst so vor, als wäre ich innerhalb der letzten 3 Tage um einiges älter geworden.

Im Sinne von den Erfahrungen, die ich gemacht habe und deswegen habe ich mich auch nun dazu entschlossen, dass ich – aufgrund eines wunderschönen gefühlten letzten Tag des Caminos – meinen Jakobsweg heute beende, da alles so wie es wahr unglaublich perfekt war.

Die 5 Tage, die ich für den Abschnitt zwischen Burgos und Leon eingeplant hatte, werde ich bei Freunden in Santo Domingo de la Calzada verbringen (einem Teil meiner Camino-Family von 2017). Ich weiß gar nicht wie ich die letzten Tage beschreiben soll und will deshalb nun etwas über meine Wegbegleiter schreiben, die nun schon wieder mit gepackten Rucksack auf dem Weg nach Hontanas, Carrion de los Condes oder weiter sind. Danke für diese wunderschöne Zeit mit euch!

Oben seht ihr meine lieben Pilgerfreunde an unserem zweiten Pilger-Pause-Tag in Burgos! Was für einen schönen Tag und eine lustige Nacht wir zusammen hatten! Einfach Danke an euch :).

Danke an meine beiden Canadier Chris und Joel! Euer Lachen ist einfach ansteckend! Danke an Quique aus Cartagena – Meditationen mit dir sind unglaublich! Danke an Ben aus England, meine treuste Pilgerbegleitung dieses Jahr (mit ihm gemeinsam habe ich bestimmt etwa 100km zurück gelegt). Danke an meine wunderschöne Melisa aus Argentinien, meine beiden Koreaner, meine 5 Camino-Mamas, William aus Frankreich, Pat aus Ireland, Rebecca aus Brasilien …

Was für wunderbare, liebenswerte Menschen! Und so so viele, die ich hier jetzt gar nicht mehr erwähnen konnte. Innerhalb von nur 13/14 Tagen konnte ich sehr intensive und wunderbare Erfahrungen machen. Und habe zum Glück nicht mal eine Blase am Fuß!

Oben seht ihr den lieben Engländer.

Zwei meiner etwa 5 Camino-Mamas :). Und Melisa aus Argentinien.

Meine anderen beiden Camino-Mamas aus Holland. Was für schöne Gespräche wir gestern hatten :).

Einfach danke! Für diesen wunderbaren Weg, für die Gemeinschaft. Obwohl ich nicht alle Erlebnisse teilen kann, die ich hier gemacht habe, möchte ich mich mit folgendem Gedanken an meinen Beitrag: „Über die Magie des Weges“ anschließen. Auch dieses Jahr war sie ständig präsent. Als ich gestern den Entschluss fasste, meine Reise in Burgos zu beenden, habe ich wirklich alle!!! – wirklich alle Menschen wieder getroffen, die mir in letzter Zeit ans Herz gewachsen sind.

So zum Beispiel den Canadier Joel von Tag 2. Ich hatte ihn tagelang nicht gesehen und mit den Jungs beschlossen auf die Aussichtsplattform „El Mirador“ zu wandern. Beim Aufstieg sagte ich zu Ben, dem Engländer: „Ich habe heute wirklich nochmal alle Menschen getroffen, die ich treffen wollte. Außer Joel, wo ist der denn bloß?“ Ben meinte, dass ich mal in der Herberge vorbeischauen sollte. Und ich meinte nur, nach etwa 45 Tagen Gesamt-Camino-Erfahrungen:

„Der Camino wird es schon machen.“

Etwa eine Minute später liefen wir an einer Parkbank vorbei und dort saß Joel, so als würde er auf mich warten und wir hätten eine Verabredung gehabt. Das war genial!

Camino Tag 12: Entschlüsse

Burgos, 26 km

Was ein wunderschöner Tag! Morgens sind wir aus San Juan de Ortega gestartet und ich habe beschlossen meine Reise in Burgos zu beenden, um die letzten Tage bei meiner Camino-Family zu verbringen. Der gestrige Abend war genial! Wir haben eine verrückte Krankenschwester aus Irland kennen gelernt, die uns allen Valium-Tabletten aufschwatzen wollte und Stefan aus Schweden. Mit der Argentinierin Melisa ging es dann weiter Richtung Burgos. Der heutige Weg ist einer meiner Lieblingsstage gewesen, vorallem der Aufstieg hinter Atapuerca!

Schaut euch diese tollen Steinfelder an!

Auch unser Abend in Burgos Altstadt war sehr sehr schön – und wurde noch schöner, als wir eine „Geheimtür“ entdeckten, die uns erlaubte unseren Tag in Burgos gesellig ausklingen zu lassen. Denn eigentlich muss man um 22Uhr in der Herberge sein…

Ultreia und ganz liebe Umarmungen aus Burgos ❤

Camino Tag 11: Spielfiguren

San Juan de Ortega, 15km

Heute habe ich ein wenig geschummelt und mich von meinem Camino-Papa Jorge von Santo Domingo nach Orca fahren lassen, um wieder Anschluss an meine Gruppe zu gewinnen. Bin zur Zeit am Hin und Her überlegen, ob ich weiter nach León laufen soll, oder das Wochenende in Santo Domingo verbringen werde. Irgendwie zieht es mich aber wieder auf den Weg und wir glauben, dass wenn man den Weg beginnt, ihn auf irgendeine Art zu Ende bringen muss. Wie Spielfiguren in einem Spiel. Ich habe das Gefühl, das noch 3 Tage mit Camino-Erfahrungen auf mich warten!

Camino Tag 10: (Ge-)danken

Santo Domingo de la Calzada, 4km

Heute ist ein Tag an dem ich meine eigene Weltanschauung ein bisschen korrigieren muss und feststelle, dass ich ziemlich dankbar sein darf und auch muss für alles was ich hier gerade erlebe und „bekomme“. Und ich glaube auch, dass ich ein wenig undankbar war – denn ich weiß noch, wie ich mich letztes Jahr einige Monate nach dem Camino und einigen Hochs und Tiefs ziemlich geärgert hatte, dass ich auf dem Camino so viel gegeben hatte. Nicht nur emotional hatte ich sehr viel investiert, allgemein kam es mir einige Monate nach meinem Jakobsweg so vor, dass das Leben ein wenig ungerecht ist. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich auf dem Weg mehr gegeben als genommen hatte.

Und nun aus einiger Distanz betrachtet, schäme ich mich etwas für meine Gedanken. Denn was ich die letzten Tage alles für Einladungen und Geschenke bekommen habe ist unglaublich! Dieses Jahr bin ich wohl der „Nehmer“ und letztes Jahr bin ich eben ein bisschen mehr der „Geber“ gewesen – doch die Balance ist mehr als nur da, sogar fast ein wenig zu viel zu meinem Gunsten! Denn nach all den Einladungen in Restaurants, Freibiers und Geschenken wird mir bewusst, dass es nicht immer gleich eine Balance gibt, denn mir wurden in den letzten 10 Tagen unter anderem ein Shirt, Handschuhe, zwei Pilgermuscheln, ein Lippenstift, ein Mp3-Stick, zwei Cremes, ein paar Socken, ein Ring, eine Kette, viel viel Liebe, Komplimente, tausende von Lächeln, gute Gedanken … geschenkt. Viel viel mehr als ich in den letzten Tagen investiert habe! Und ich muss sagen, dass ich mehr als nur glücklich sein darf! Und es auch bin :). Erst heute Morgen zum Beispiel wurde ich in dem Hostel „El Molino de Floren“ in Santo Domingo de la Calzada von den Besitzern des Hostels zum Frühstück eingeladen und möchte hier auch gerne ein bisschen Werbung für die schöne Unterkunft machen (Link).

Ich hoffe ich kann mir diese Gedanken ein wenig behalten, wenn ich ein nächstes Mal das Leben als ungerecht empfinde :). Denn wie oft vergessen wir, dass wir nicht zwingend von den Menschen Dankbarkeit erwarten dürfen, denen wir auf irgendeine Art und Weise ein Geschenk gemacht haben. Seien es nur ein paar nette Worte, sei es irgendeine Gabe. Und überhaupt ist es nicht gerade die hohe Kunst, einfach nur zu Geben? Ich denke ich brauche noch ein paar Tage auf dem Camino, um reinen Herzens dem Weg zu vetrauen, aber möchte auf diesem Wege einmal „Danke“ sagen an all die lieben Menschen, die mich täglich unterstützen, mich beschenkt haben (jeglicher Art und Weise) oder auch dem lieben Leser, der das gerade liest.

Merci!

Gracias!

Danke!


Anm.:

Die heutige Pilgermesse hatte durch Zufall das Thema „Don“, was Gaben heißt und es war genial, dass der Priester, kurze Zeit nachdem ich meinen Beitrag verfasst hatte, genau dieses Thema zum Thema der heutigen Messe machte – Camino-Spirit 🙂

Camino Tag 9: Überraschungen

Santo Domingo de la Calzada, 32,1km

Heute ist ein ganz besonderer Tag, denn ich besuche einen Pilgerfreund vom letzten Jahr, der im schönen Santo Domingo de la Calzada wohnt! Zufällig ist er auch einer der Organisatoren des jährlichen Stadtfestes des „Santo Domingos“ welches immer von Anfang Mai bis zum 11/12.Mai statt findet.

Ich habe heute also die Ehre, in der ältesten Pilgerherberge des Weges, Teil der großen Feier zu sein (und meine Pilgerfreunde sind alle sehr sehr neidisch ….). Lustigerweise kannte der Herbergsvater mich noch, da ich letztes Jahr hier „Hospitalera“ spielen durfte und dafür mit Eis und Wein belohnt wurde (Bild unten). Eigentlich wollte mich mein Camino-Freund Jorge seinen Freunden, die in der Herberge arbeiten, vorstellen, aber die zwei kannten mich schon, das war super lustig :).

Jakobsweg 2017 in der Herberge in Santo Domingo de la Calzada

Wir hatten eine sehr schöne Feier in der Herberge und ich freue mich sehr einige Traditionen der Santo-Domingo-Woche kennen gelernt zu haben. Ich durfte auch ein paar meiner Pilgerfreunde in den Saal schmuggeln…

Camino Tag 8: Begegnungen

Ventosa, etwa 20km

Wahrscheinlich ist es hier auf dem Camino wie überall – und dann doch irgendwie ganz anders. Denn heute möchte ich von Menschen berichten, die mir in unglaublich kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen sind. Menschen, denen ich, hier auf dem Jakobsweg, nur ab und zu begegne aber das Beste daran ist, dass es Menschen sind, denen ich immer und immer wieder ohne jegliche „bewusste“ Verabredung jeden Tag erneut über den Weg laufe :). Heute zum Beispiel habe ich in einer sehr kleinen Albergue in einem sehr sehr kleinen Dörfchen eine liebe Argentinierin wieder getroffen, die ich 3 Tage nicht gesehen hatte.

Schuhe auf dem Jakobswweg

Und wir hatten uns unglaublich viel zu erzählen. Es fühlte sich an, als hätte man sich Jahre nicht gesehen und trotzdem dann wieder so, als würde eine Freundschaft seit Kindertagen bestehen. Aber nicht nur die Argentinierin traf ich aus „Zufall“ heute wieder, sondern auch die beiden Powerfrauen aus Dänemark, einen jungen Deutschen aus Würzburg und viele viele mehr. Wir laufen uns alle irgendwie immer wieder in die Arme und das fühlt sich unglaublich toll an! Das Gefühl zu wissen, dass man sich um sehr viele Beziehungen und Begegnungen im Leben, oder hier auf dem Jakobsweg nicht kümmern muss, sondern dass sich alles ergibt, wie es sich ergibt, ist unglaublich!

Gestern traf ich einen Pilgerfreund, den ich letztes Jahr auf dem Camino kennen lernte, und er hatte eine sehr sehr schöne Metapher zu diesem Thema parat:

„Du weißt nie, wer auf dem Camino, auf deinem Weg, bereits dein ständiger Begleiter ist. Du weißt nicht, wer eine Meile, einen Kilometer direkt hinter dir läuft, wer deine Fußspuren bereits sieht, deine Spuren im Sand liest und wer dich täglich auf deinem Weg begleitet. Nur um dann irgendwann eines Tages direkt neben dir zu laufen, nämlich dann, wenn ihr das gleiche Tempo im Leben oder auf dem Camino findet und beschließt von nun an, sei es für Minuten, Tage, Stunden, Wochen oder Jahre eine Strecke gemeinsam zu gehen.“

Sehr schöne Worte für mich!

Ultreia ❤

Camino Tag 7: Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Logroño, 21,8km

Heute waren wir am richtigen Ort zur richtigen Zeit denn es war 25igste-Jahrfeier der „Albergue Municipal“/Herberge aus Logroño! Als wir gegen 12Uhr ankamen, wurden wir schon auf der Straße von Kamerateams und heimische Reporter begrüßt und bekamen ein Pilgerbrot, Wein aus der Region „Rioja“ (Logroño ist Hauptstadt) und ein Pilger-Shirt gratis geschenkt! So ein Empfang kann man gerne öfter haben ;).

Abends gab es noch eine Party mit super viel Essen, Wein und Musik! Wir hatten alle einen wirklich schönen Tag zusammen!

Ich freue mich total darüber, dass ich den netten Engländern, Ben, von Tag 2 (der, der mich vom Weg abrachte) und die anderen Pilger immer besser kennen lerne.

Auf den Fotos seht ihr großartige Pilger aus Korea, Brasilien, England, Texas, Italien und Frankreich.

Es ist unglaublich toll, wie der Camino hier alle zusammen bringt und wie schnell man hier einen Draht zueinander findet.

Back to Camino Spirit!

Camino Tag 6: Inspire someone today

Torres del Rio, 28km

Was ein schöner Tag! Morgens ging es ein bisschen zu früh (5Uhr) los und der „Weinbrunnen“ des Monasterio de Iraché war leider noch geschlossen. Es war auch so dunkel, dass ich keine gelben Pfeile finden konnte, aber zum traf ich einen Jogger, der mich ein Stück begleitete und mir den Weg zeigte.

Es ging durch kleine Örtchen und durch eine wunderschöne, wenn auch etwas triste Landschaft. Beim Frühstück traf ich eine Deutsche, eine Engländerin und einen Amerikaner und irgendwie kamen wir auf meine „Karma“-Karten, die ich dabei habe. Auf meiner Karte des Tages stand: „Inspire someone today“. Und wie inspiriert man am besten?

Vielleicht in dem man alle 52 Karmakarten auf dem Camino verteilt?

Später traf ich zwei liebe Südkoreaner und eine Nonne in Los Arcos mit dem wunderschönen Namen Milagro, die mich zum Abendessen einlud. Aber da ich noch ein bisschen weiter laufen wollte, entschloss ich mich, mich den anderen und dem gemeinsamen Pilgermenü anzuschließen.

Zu guter Letzt hatte ich noch eine lustige Wette mit dem Kellner, ob Real Madrid oder Bayern-München heute Abend beim Fußball gewinnt und wurde vom Barbesitzer auf Freibier eingeladen, da ich ihm half ein kleinen Streit auf Spanisch/Englisch zu schlichten, denn ein älterer, ziemlich ruppiger Amerikaner, wollte seine Rechnung nicht bezahlen, ehe er einen Restaurantstempel bekommt …

Ultreia ❤

Camino Tag 5: Einer dieser Tage

Ayegui, 24km

Manchmal gibt es Tage, an denen einfach alles doof ist. Und genau solch ein Tag ist heute! Mir kann man es heute so gar nicht recht machen und das obwohl ich zum ersten Mal auf diesem Weg, mehr als 4h in einer Herberge, schlafen konnte.

Das Wetter wird wieder besser und auch den schweren Rucksack auf meinem Rücken spüre ich kaum mehr. Doch trotzdem hat meine schlechte Laune heute nur Situationen herauf beschworen, die alles noch doofer machten – wie Mitpilger, die mit mir über Sachen reden wollten, über die ich einfach gar nicht gerne rede…

Ich weiß, dass es hauptsächlich an mir liegt und man eigentlich immer selber für seine Laune verantwortlich ist – aber es gibt diese Tage an denen man es nicht ändern kann ;).

Nach einer warmen Dusche sieht die Welt auch wieder ganz anders aus und ich werde nun für meine Pilgerfreunde ein (hoffentlich) leckeres Abendessen kochen. Hätte ich gewusst, dass auch zwei Italiener meine italienischen „Kochkünste“ probieren wollen, hätte ich vielleicht nicht gerade Zutaten für italienische Pasta gekauft – aber das kann ja nur noch schief gehen ;).

Nun wird gekocht – Ultreia ❤

Camino Tag 4: Vergeben, vergessen!?

Puente la Reina, 18,5km

Heute waren wir auf dem Alto de Perdón. Ist es schwieriger sich selber zu vergeben oder eher denjenigen, die sich uns gegenüber auf irgendeine Art und Weise „schuldig“ gemacht haben? Denn heißt vergeben, nicht „Schuld zu erlassen“? Und heißt das wieder rum, das Vergebung immer mit persönlicher Schuldzuweisung zusammen hängt? Denn wie kann ich vergeben, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass mir Unrecht getan wurde? Und ist „Unrecht“ nun also mit meiner persönlichen Moral gekoppelt, mit meinen persönlichen Erwartungen? Erwartungen heißt, dass ich selbst diejenige oder derjenige bin, die durch meine Haltung und meine Gedanken „Unrecht“ empfinden kann, denn ich meine mit diesem Unrecht keine strafrechtlichen Gesetzesbrüche und sagen wir „klare Grenzüberschreitungen“, sondern das kleine Unrecht des Alltags, denn das ist das Unrecht das ich kenne und das der ältere deutsche Pilger meinte, mit dem ich am Flughafen über den „Alto de Perdón“ (auf Deutsch: Höhe/Berg der Vergebung) sprach.

Nach christlicher Pilgertradition ist dies der Berg auf dem man Menschen vergeben soll, die einem auf irgendeine Art und Weise Unrecht getan haben, bevor in Santiago de Compostela einem jeden Pilger von höchster kirchlicher Instanz selbst vergeben wird. Und obwohl ich nicht an den Sündenerlass in Santiago glaube, ist es trotzdem ein guter Moment inne zu halten und darüber nachzudenken Wem man selber vergeben sollte, um Situationen, Erinnerungen und Menschen nach und nach loslassen zu können.

Meine Füße schmerzen heute nicht mehr und auch der Rucksack fühlt sich nach und nach leichter an. Trotzdem beschlossen wir ein bisschen kürzer zu treten 🙂 und es bei etwa 20km zu belassen, um erst morgen in Estella/Lizarra anzukommen.


PS: Sorry, falls es mit der Kommentar Freischaltung etwas dauert, aber es gibt ein paar Probleme mit dem WIFI :).

Camino Tag 3: Take your time

Cizur Minor, etwa 10km

Heute war ein sehr gemütlicher Tag und wir sind nur etwa 10km gelaufen, da die gestrigen 40km wirklich etwas zu viel für unsere Füße und auch unsere Rücken waren! Da das Wetter zur Zeit sehr zwischen prallem Sonnenschein und Regenschauer schwankt, beschlossen wir statt nur bis Pamplona doch bis Cizur Minor, vor dem schönen Alto de Perdón, zu laufen. Ich freue mich echt darüber, dass der nette Kandier zur Zeit meine Pilgerbegleitung ist! Man kennt aber auch die anderen auf dem Weg mitllerweile mindestens schon vom Sehen und wir haben uns sehr gefreut, die beiden lieben älteren Herren aus Frankreich durch Zufall in unserer Herberge wieder zu treffen.

Langsam wird mir wieder mehr und mehr bewusst, dass der Camino nicht nur irgendein Weg ist – aber dazu morgen mehr :).

Letzte Nacht war furchtbar, da in dem Zimmer mehre Schnarcher waren, der Mann im Bett unter mir mitten in der Nacht anfing zu schreien und ein anderer im Bett neben mir kontinuierlich laut Schmatzgeräusche machte. Im heutigen Zimmer sehen unsere Mitpilger jedoch nicht aus wie „Schnarcher“ oder „Schmatzer“ und ich denke, dass diese Nacht endlich wieder erholsamer wird :). Nun haben wir alle, der Kanadier, die zwei netten Franzosen und ich ein sehr schönes Pilgermenü zusammen. Wir freuen uns, dass hier auf dem Camino Altersunterschiede keine wirklichen Unterschiede machen. Sondern wir alle zusammen, egal welche Nationalität wir haben, wie alt man ist oder was ein Päckchen man mit sich rumträgt – jeder sehr Willkommen ist, Teil der Gemeinschaft zu sein.

Ultreia!

Camino Tag 2: Held des Tages

Villava, etwa 40km hinter Roncesvalles

Was ein anstrengender aber schöner Tag! Irgendwie liefen wir viel viel weiter als gedacht.

Morgens war ich leider erstmal als „Pilgerschreck“ in der Klosterherberge unterwegs, denn da ich weder einschlafen noch aufwachen konnte, hielt ich es irgendwann im Klosterkeller nicht mehr aus und wollte mich deshalb gegen 5Uhr morgens auf den Weg machen, nur um festzustellen, dass die schwere Klosterpforte noch geschlossen war. Als ich dann doch vom Herbergsvater rausgelassen wurde und vor dem dunklen Buchenwald stand und ein paar Schritte ging, drehte ich auch gleich wieder um und setzte mich neben das berühmte „Santiago-Schild“, um mit dem ersten Pilger, der mir über den Weg lief, diese dunkle Passage zu meistern.

Denn es war wirklich stockduster und nicht einmal Vogelgezwitscher zu hören! Der Italiener, der mir gegen 06:30Uhr entgegen kam, war auch froh, dass wir zu zweit waren, da zwei Lampen immerhin mehr Licht geben als eine :). Einige Zeit später traf ich einen jüngeren Engländer und wir verquatschten uns, sodass wir total vom Weg abkamen und einen etwa 4km langen Umweg in Kauf nehmen mussten. Das lustige war, dass ich durch diesen Umweg zeitlich so gut wie als „letzte“ schließlich die Örtchen rund um Roncesvalles verließ und ich somit auf die „Langschläfer“ traf, die zum Glück nicht wussten, dass ich das Klostergespenst war, dass gegen 5Uhr durch die Herbergsmauern geisterte :).

Kurze Zeit später traf ich zu meinem Glück und Unglück 😉 den Kanadier Joel – Unglück auch nur, da wir beide es irgendwie schafften keine Pilgerherberge zu finden und wir deshalb 38,5km laufen mussten. Titel des „Helden des Tages“ geht an Joel, da er ab Kilometer 35,5 des Tages heldenhaft statt nur seinen, auch meinen Rucksack trug!

Heute ging es eher darum, seinen Körper wieder „in den Griff zu bekommen“. Alles schmerzt und es ist wie ein Kampf zwischen Kopf und Körper.

Camino Tag 1: Alles auf null

Roncesvalles – Klosterherberge, 1800 Höhenmeter, 27,2km

Was ein Tag. Wo soll ich anfangen?

„Night-Family“ im Beilari

Gestern Abend kam ich in der Herberge Beilari an und war schon sehr gespannt, da ich auf vielen Foren gelesen habe, dass man seinen Jakobsweg gar nicht besser beginnen kann, als hier im Beilari. Und ich stimme eindeutig zu! Von der Lage war es auch perfekt, denn direkt gegenüber des Pilgerbüros gelegen, kann man seine Reise gar nicht besser beginnen :). Die Magie des Abends verdanken wir dem Hospitalero Joseph, der unsere bunt-gemischte Truppe als „Night-Family“ weihte. Das heißt falls uns irgendwas auf dem Weg passieren sollte oder wir einen Ansprechpartner bräuchten, seien wir nun eine Familie, die uns auf dem Weg begleitet. Ich mag gar nicht zu viel verraten, sondern euch diesen Link mit auf den Weg geben: http://www.beilari.info/fr

(Anm.: Jetzt bin ich ja schon wieder zu Hause und kann euch verraten, dass es in dieser Gruppe tatsächlich ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl gab, wann immer wir uns gesehen haben. Wir waren ganz bunt zusammengewürfelt; fast alle kamen aus einem anderen Land, oder sogar Kontinent. Ihr sehr Anthony aus Kalifornien mit seinem Dad, den lieben Holländer, Margarethe aus Australien, die beiden Österreicher, „Marathon-Men“ aus England und und und … 🙂 ).

Morgens in aller früh machte ich mich von Saint-Jean-Pied-du-Port in Frankreich auf den Weg zur Klosterherberge in Roncesvalles. Dies ist die schwerste Etappe, so sagt man. Und ich denke bevor ich meine romantisch-verklärten Pilgererfahrungen niederschreibe, erstmal ein paar leider sehr wahre Fakten. Erstens, niemals aus dem „heiligen Rolandbrunnen“ trinken. Wirklich. Einfach nicht machen. Der liebe Holländer, mit dem ich heute gepilgert bin und mir geht’s jetzt nicht mehr sooo gut …. Lassen wir es dabei… Zweitens: Dieser Weg, oh mein Gott, ist unglaublich hart. Die Etappe durch die Pyrenäen war wirklich wirklich schwer! Ich hatte das total vergessen! Hatte vergessen, dass der Camino nicht nur „Friedefreudeeierkuchen“ ist, sondern auch viel viel Arbeit! Ich spüre Muskeln, von denen ich nie wusste, dass sie existieren (Anatomie war noch nie meine Stärke :)). Kurz hinter Col de Lepoeder, auf 1437m, schauten der nette Holländer und ich uns an und fragten uns zum ersten Mal: „Was machen wir eigentlich hier?“ Und die nächste Frage: „Warum das alles freiwillig?“.

Man konnte aufgrund des Nebels heute maximal 15m weit sehen, was im Nachhinein wahrscheinlich gut war, denn sonst hätte ich beim Anblick der Strecke und der Berge bestimmt nicht durchgehalten.

Auch neben dem Holländer hab ich heute unglaublich warmherzige und liebe Menschen kennen lernen dürfen. Die helfende Hand ist wirklich überall. Da der Holländer auch zum zweiten Mal den Jakobsweg läuft, haben wir viel über Erwartungen gesprochen. Deswegen ist mein Motto ab nun an: „Alles auf null“. All meine Erwartungen an den Weg und an die Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten werden, habe ich nun in den letzten 27km auf dem Weg gelassen :).

Alles auf null.

Gestern Abend hat uns der liebe Hospitalero Joseph aus der Albergue „Beilari“, nach einem wirklich zauberhaften Dinner, auch noch gebeten unserem Weg ein Motto zu geben. Aber ich denke, dass mein Motto sich auf diesem Weg mehrfach ändern wird. Wenn nicht sogar täglich 🙂. Jeder Tag hier fühlt sich wie eine „Lesson“ und eine neue Erfahrung an.

Ultreia – nun geht es zum Pilgersegen!

Noch nicht vom Jakobsbild, nein hier in Vencice, California

Camino Tag 0: „Le long de la route“

Flughafen Frankfurt International

Es geht los! Jakobsweg ich komme zum zweiten Mal !!! Endlich endlich sind 11 Klausuren geschafft und es darf nun losgepilgert werden. Schnell noch mal den Rucksack optimiert, schönste Pilger-Leggings für den Flughafen angezogen, Pilgermuschel an meinen Rucksack angebracht und in aller Hergottsfrühe auf zum Frankfurter Flughafen und von dort immer weiter nach Saint-Jean-Pie-du-Port hoch in die Pyrenäen auf den Jakobsweg. Vorher, und damit sie auch wirklich ankommen, werden diesmal schon am Flughafen meine „ich bin dann mal weg“-Postkarten eingeworfen. Mal schauen, ob sie ihren Weg finden und wer schneller wieder daheim ist :).

Im Ohr dieses unglaublich tolle Lied von ZAZ „Le long de la route“ (Entlang des Weges):

Prenons-nous la main
Le long de la route
Choisissons nos destins
Sans plus aucun doute
J’ai foi et ce n’est rien
Qu’une question d’écoute
D’ouvrir grand nos petites mains
Coûte que coût

– ZAZ

Lass uns Hand in Hand
den Weg entlang gehen
Lass uns unser Schicksal
ab jetzt ohne jeden Zweifel in die Hand nehmen
Ich habe meinen Glauben und es ist nur
eine Frage des Zuhörens
unsere kleinen Hände weit zu öffnen
koste es was es wolle

– ZAZ

Was wird wohl dieses Jahr „entlang des Weges“ geschehen? Doch erst einmal soll es viel, viel Regen und Sturm geben. Gerade in den Pyrenäen gibt es laut meiner spanischen Pilgerfreunde einen Wetterumschwung und Sturmwarnungen. Wird dann die „Route Napoleon“ überhaupt zu machen sein? Jetzt wo ich seit Tagen Knieprobleme habe, die aber hoffentlich nur vom tagelangem Sitzen in der Bib kommen und sich „auslaufen“ werden, habe ich noch mehr Bedenken… Oh je, oh je was für Starts! Letztes Jahr hatte ich bis zwei Tage vor Abflug noch Krücken und dieses Jahr ist es das Knie – aber heute geht es erstmal mit dem Bus ganz entspannt nach Saint-Jean-Pie-du-Port und erst morgen dann zu Fuß weiter nach Roncesvalles. Hier steht auch die sehr bekannte Klosterherberge Roncesvalles, über die schon im Film „The Way“, in Hapes Buch „Ich bin dann mal weg“ oder im Buch meines Vaters „Jakobsweg für Manager“ berichtet wurde. Jaa, genau die mit den 120 Betten in einem Raum :). Ich bin echt sehr gespannt, wie der Camino dieses Jahr sein wird.

Noch nicht vom Jakobsweg, nein hier in Venice, California

D’ouvrir grand nos petites mains coûte que coût-Opening wide our small hands at whatever cost.

Ultreia ♥ – und Euch auch eine gute Zeit! Ich werde versuchen hier täglich ein wenig zu berichten. Carolina

PS: Dear N, I took a “ a little stone of sorrow“ for you with me but couldn’t find the key, I told you about. Happy you read this :).

Über die Magie des Weges, Teil II

Ich weiß, es klingt einfach und oft bekomme ich zu hören: „Deine Gedanken formen deine Realität.“ Oder „Du bist was du denkst“. Aber wie oft nimmt man diese Aussagen an? Denn was heißt das schon? Wie formen denn meine Gedanken meine Realität und was soll das für Auswirkungen auf mein Leben haben? Können Gedanken denn wirklich in mein Leben eingreifen? Bestimmt nicht so leicht, dachte ich. Doch ich musste auf dem Jakobsweg erfahren, dass alles doch ein bisschen komplizierter zu sein scheint. Oder eben viel einfacher. Wie man es nimmt!

Dazu eine Anekdote meines letzten Jakobsweges, es ist meine Lieblingsgeschichte von meinem Jakobsweg 2017:

Kurz hinter Burgos lernte ich auf dem Jakobsweg einen jungen Italiener kennen, er war etwa in meinem Alter und wir dachten, dass wir uns kennen würden. Ich dachte ich kenne ihn aus Logroño und er dachte wir kennen uns aus Najera.

Jedenfalls kannten wir uns nicht, aber wie es auf dem Jakobsweg ist, dauerte es nicht lange, bis wir uns unterhielten. Es waren wunderbare Gespräche!

Und auch die nächsten Tage begegneten wir uns immer mal wieder. Morgens sah man sich und plauderte, dann irgendwann am Mittag traf man sich durch Zufall in einem Café und so weiter. Wirkliche Verabredungen gab es auf dem Pilgerweg nie, da der Zufall uns ja alle zusammenführte.

Wunderschönes Burgos 🙂

Das Schöne war, dass Antonio und ich sehr viele gemeinsame Parallelen in unseren Leben hatten und uns auf Anhieb richtig gut verstanden. Einige Tage später lief ich mit Chechu aus Spanien und dem jungen Brasilianer Leo, es war kurz hinter Sahagún und ich sah den netten Italiener den ganzen Tag nicht. Da wir die vorherigen Tage solch guten und intensiven Gespräche geführt hatten, fragte ich ein paar Pilger, ob sie Antonio gesehen hätten, aber keiner hatte ihn gesehen.

Eine junge Engländerin erzählte mir, dass er an der Weggabelung wohl den anderen Weg genommen habe (hinter Sahagún gibt es eine Trennung) und erst nach 2 Tagen wieder auf den gemeinsamen Streckenabschnitt treffen würde. Gerade an diesem Tag unterhielten meine Pilgerfreunde und ich uns über die Kraft der Gedanken. Viele von ihnen waren der Ansicht, dass unsere Gedanken unseren Alltag und auch unsere Umwelt beeinflussen würden. Ich wusste nicht recht, was ich davon hielt.

Ein Spanier mittleren Alters war sogar davon überzeugt, dass man mit Gedanken Verabredungen treffen könne und auch Bestellungen aufgeben kann.

Nun gut, dachte ich. Wenn alles so einfach ist, dann denke ich jetzt mal an den Italiener und verabrede ein Treffen mit ihm nur mit meinen Gedanken. Ich setzte mich in der Pilgerherberge auf mein kleines Herbergsbett und dachte: Hi Antonio, ich weiß nicht genau ob du mich hören kannst. Es ist verrückt, was ich mache. Aber lass und doch morgen in Reliegos treffen. Also um 14Uhr in Reliegos im ersten Café im Dorf“. Denn in Reliegos sollten beide Wege wieder zusammen treffen. Ich dachte also an die Verabredung und daran, was der ältere Spanier mir gesagt hatte und obwohl ich es ein bisschen komisch fand, dachte ich den Gedanken zu Ende und „schickte“ ihn ab. Kaum hatte ich den Gedanken „abgeschickt“ hatte ich ihn auch schon wieder vergessen.

Meine Pilgerfreunde und ich genossen ein sehr schönes gemeinsames Essen in der Herberge (vielen Dank liebe Herbergsväter aus Bercianos del Real Camino).

Pilgeressen in Bercianos

Morgens machten der Brasilianer Leo und ich uns auf den Weg. Leider waren an diesem Tag die Schilder (gelbe Pfeile) auf dem Weg nicht gut oder Leo und ich verquatschten uns, denn wir kamen vom Weg ab und in ein kleines Dorf mit einer schrulligen alten Dame (Leo, você se lembra?). Sie lenkte uns Querfeld ein zurück auf den Weg und wir mussten einen Umweg von etwa zwei Stunden in Kauf nehmen. Dann fing es plötzlich auch noch an zu regnen. Zum Glück waren nach einer Weile kleine Häuser in Sicht und wir rannten in ein kleines Café am Ortsanfang.

Es war das Dorf Reliegos.

Kaum dort angekommen, bestellten wir uns ein Kaffee. Plötzlich schaute ich aus dem Fenster und rief „Dort ist Antonio, schau mal!“.

Ich machte die Tür auf, der Regen prasselte. Antonio, der Italiener kam auf uns zu und setzte sich zu uns. Er sei im Dorf nochmals umgekehrt und suche in diesem Café seine Pilgergruppe. Ich schaute auf die Uhr.

Es war, wirklich, wirklich 14:02.

Ich begann zu zittern und mir wurde schlecht. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass wir in Reliegos waren und dann auch noch in dem ersten Café?! Aber das konnte doch nur Zufall sein? Als ich Antonio, davon berichtete und ihn fragte ob er irgendwie wüsste, dass wir heute eine „Verabredung“ hätten, schaute er mich komisch an und dachte ich sei eine Spinnerin (wer sollte es ihm verübeln?). Er wird es nie zugeben, aber allein sein Blick sprach Bände ;). Trotzdem war er froh, auch uns wiederzusehen und wir liefen alle ein Stück gemeinsam. Es war komisch, dass er wirklich genau um die Uhrzeit, genau in dem Café, genau nachdem wir uns verlaufen hatten und viel viel später als geplant noch unterwegs waren, dort, im Café, gewesen war.

Aber wie es so war, verlor man sich wieder und am nächsten Tag ging es mit meiner liebgewonnenen Pilger-Familie weiter nach León. Den Italiener sah ich nicht, aber ich wusste, dass er ein wenig verschreckt war vom Tag zuvor. Ich meine, wenn jemand zu mir sagen würde: „Schön, dass du hier bist, wir hatten eine imaginäre Verabredung und du bist pünktlich“, würde ich auch denken mein Gegenüber sei „Plemplem“.

Als wir nach einem schönen, aber anstrengendem Pilger-Marsch in León endlich in einer kleiner Pilgerherberge ankamen, richteten wir unsere Betten ein und die anderen wollten sich erstmal duschen und anschließend etwas essen gehen.

Bettenburgen in León

„Möchtest du auch etwas essen, Carolina“, fragte mich eine Koreanerin, die in der Küche etwas zu bereitete.

„Hey, Carolina, ich ruhe mich kurz aus und dann können wir uns die Stadt angucken“, sagte der Brasilianer. Und was machte ich?

Ich lehnte ab, irgendwie war mir nicht danach.

Ich nahm meinen Stadtrucksack, sagte allen ich würde kurz spazieren gehen und machte mich auf den Weg. Ich weiß bis heute nicht wieso. Ich hatte Hunger, war verschwitzt und müde.Aber meine Füße liefen. León ist eine wirklich große Stadt, müsst ihr wissen. Und ich lief und lief und lief.

Ich wusste selber nicht wohin, aber ich war in Eile.

Wieso wusste ich nicht. Auf einmal stand ich vor der Kathedrale und setzte mich auf eine Bank. Schaute auf mein Handy, es war kurz vor 14Uhr. Die Turmuhr schlug zwei. Ich blickte nach links und sah Antonio. Aber nicht nur den „normalen“ Antonio, sondern einen total kreischenden und schreienden A.

„Carolina, what are you doing here? That can´t be. Why are you here? This is crazy, this is crazy, ….“. Er war so laut, dass einige Leute von den Bänken aufstanden und den Platz verließen. Ich schaute verdutzt. Was war los? A sagte: „Carolina, I made a „mind-appointment“. I made the appointment that we will meet here at the Cathedral at 14:00 in León. In the morning I took a bus to León, to make sure, that we wouldn´t see each other before this „appointment“. I just wanted to see if you are totally crazy – or if „mind-appointments“ can work? ….“.

Er hatte also einen Abend vorher, kurz nachdem ich ihm die verrückte Geschichte erzählte, dass wir eine „Verabredung“ hatten und er „Kraft seiner Gedanken“ sie befolgt habe, eine neue Verabredung mit mir gemacht. Letztes Mal ich, dieses Mal er. Wir saßen nun nebeneinander auf der Bank und wussten nicht ob wir lachen oder weinen sollten. Wir waren sprachlos. Jakobsweg-Zauber?! Doch eines wussten wir, nämlich dass wir keine „Mind-Appointments“ mehr machen würden. Denn zweimal könnten diese Art „Zufälle“ noch Zufall sein, aber ab einem dritten Mal, würden wir bestimmt für verrückt erklärt werden.

Alles Zufall?

Ich weiß es nicht. Dies ist aber tatsächlich genauso passiert. Da A. morgens seinen Pilgerfreunden erzählte, dass er später, um 14Uhr, eine Verabredung mit mir in León vor der Kathedrale habe und deswegen schnell noch ein bisschen Vesper kaufen würde, haben wir auch Zeugen.

Es ist wirklich so passiert.

Warum wissen wir nicht.

Wer weiß?


Hier geht´s zu:  Über die Magie des Weges Teil I 🙂

CarolinaTravelina

Endlich Endspurt (bald geht´s los)

Nun ist es endlich (fast) soweit. Jedenfalls soweit, dass endlich endlich ohne schlechtes Gewissen der Rucksack gepackt werden darf, die Schuhe eingelaufen und die allerletzten Kleinigkeiten noch gekauft werden dürfen.

Ein paar Tage dauert es zwar noch, aber bei diesem schönen Frühlingswetter geht die Zeit bestimmt auch ganz schnell und wie im Fluge rum. Heute Morgen sind auch endlich meine selbstgemachten „Ich bin dann mal weg„-Jakobsweg-Postkarten angekommen, die ich von unterwegs aus verschicken werde. Das habe ich auch letztes Jahr gemacht, doch einige meiner aus Santo Domingo de la Calzada verschickten Postkarten, sind leider immer noch nicht angekommen – vielleicht war der Briefkasten ja auch eher eine Art Attrappe ;).

Meine „Ich bin dann mal weg“-Jakobsweg Postkarte (Rückseite)

Einfach mal 3-4 Wochen online nicht erreichbar sein.

Es tat mir letztes Jahr sehr gut, Whatsapp zu löschen und mein E-Mail Postfach mit einem „Ich bin leider die nächsten 4 Wochen nicht zu erreichen“-Spruch zu belegen. Dadurch habe ich den Kopf freibekommen und konnte nicht nur physisch, sondern auch psychisch etwas Abstand zum Alltag nach Hause schaffen, zwar habe ich dadurch bestimmt die eine oder andere wichtige Nachricht verpasst, aber  von Klausuren, Arbeit, Uniabfragen, der Organisation aller möglichen Pläne umgeben; nahezu immer mit dem Kopf im „morgen“ – und nebenbei in Whatsapp, Facebook und Threema online – war es ein neuer und sehr einprägsamer Moment einfach mal nur im „Jetzt“ anzukommen und mein Leben mehr und mehr als „Leben in Tageseinheiten“ zu begreifen.

Glücklich der Mensch, glücklich er allein, der das Heute ganz besitzen kann, der, in sich ruhend, sagen kann: Morgen sei es noch so schlimm, ich hab heut gelebt.

– Horaz

Und was für ein wunderbares Geschenk des Caminos ist es doch, wenn man am eigenen Körper spürt, wie nach zwei bis drei Tagen des Laufens, der physischen Grenzen, des Schweißes, des Tragens der schweren Last auf dem Rücken, man endlich nur im Jetzt zu sein scheint und man eines wird mit dem Tag.

Du kommst in den Rhythmus deiner Umwelt und lässt dich Tragen, du wandelst auf vorgegeben Pfaden, gibst deinem Leben eine Richtung, musst nicht Suchen, sondern einfach nur den gelben Pfeilen folgen.

Du bist im Jetzt.

Dies ist für mich ein Teil des Jakobswegzaubers 😊. Bald geht´s los – Endspurt vor der Pilgerreise!

Über die Magie des Weges, Teil I

Es gibt so viele Pilger, die von ihrer Reise zurückkehren und unter anderem davon berichten, dass sie sich auf dem Camino keine Sorgen machen mussten, denn der Camino „habe für sie gesorgt“. Doch was genau meinen sie denn alle damit?

Dazu eine Anekdote von meiner letzten Reise auf dem Camino:

Auf meinem letzten Jakobsweg habe ich die Erfahrung gemacht, dass alles seinen Weg findet. Es war morgens um halb sechs in Ponferrada (etwa der zwanzigste Tag meiner Reise) und ich hatte keinen Schlaf gefunden, denn die letzten Jahre waren voller solcher Emotionalität, wir hatten gelacht und geweint, meine Gruppe hatte sich getrennt und wiedergefunden – ich hatte Menschen getroffen, die mich mit ihren Geschichten sehr berührt hatten, es ging um Krankheiten, Verluste, Freundschaft und Liebe. Als ich entschloss früh aufzubrechen und meinen Rucksack zusammenpackte, viel mir auf, dass meine Regenjacke verschwunden war. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte meine innere Furcht; es regnete in Strömen. Ich schaute im Aufenthaltsraum nach und fand sie nicht, fragte einige Pilgern die schon wach waren und auch die Hospitaleros, doch alle hatten keine Ahnung, wo sie sein könnte. Und auf einmal dachte ich; ok, ich höre auf, dies ist das Ende meines Jakobsweges. Ich möchte nicht weiter – ich kann nicht weiter. Ponferrada ist eine große Stadt, es wird einen Bus nach Madrid geben und ich bin am Ende meiner Kräfte. Ich saß im Aufenthaltsraum der Herberge und begann zu weinen. Vielleicht versteht mich hier der eine oder andere Pilger, warum der Verlust einer Regenjacke zu solchen emotionalen Ausbrüchen führen kann., es ist einfach das Gefühl, dass du den Weg nicht mehr im Griff hast, sondern der Weg dich. Ich begann also im Internet nach Busverbindungen zu suchen und meine Reise zurück nach Madrid zu planen, als auf einmal die Tür der Albergue aufging und eine etwas ältere Frau mit Pilgerrucksack hinein trat uns zu mir auf Spanisch sagte: „Ich habe deine Jacke vor 25km gefunden und möchte, dass du sie nimmt und deinen Weg weiter nach Santiago gehst“.

Uffff. Das saß. Es war um kurz vor sechs Uhr morgens. Nur wenige Pilger waren überhaupt wach und Ponferrada war eine wirklich große Stadt mit zahlreichen Alberguen. Was machte diese Frau hier? Warum kam sie genau um diese Zeit in unsere Herberge? Und warum hat sie genau das zu mir gesagt, was sie gesagt hatte? Ich weiß es nicht. Und auch die Pilgerin wusste es nicht, sie hatte einfach das Gefühl gehabt, in diese Herberge kommen zu müssen. Natürlich kann es Zufall sein, doch viele Zufälle dieser Art auf dem Jakobsweg zeigten mir, dass der Camino für mich sorgte. Ich setzte meinen Weg fort und wurde Tage später noch von vorher unbekannten Pilgern gefragt, ob ich das Mädchen mit der gefundenen Regenjacke sei.

Definitiv ist meine Geschichten nicht die einzige dieser Art, es gibt unglaublich viele Geschichten, so wie zum Beispiel von Taxen, die aus dem Nichts mitten im Wald erschienen, wenn ein Pilger an den Enden seiner Kräfte war, von Wanderstöcken, die am Wegrand stehen, wenn man seine eigenen verloren hat, es ist die Einladung zum Abendessen, wenn man am Ende seiner Kräfte in eine Herberge kommt und jemand dort anbieten, doch bitte mitzuessen. Es sind mal kleine oder auch große Geschichten. Mal ist es die Regenjacke, mal der gefundene Schlüssel. Eine andere Pilgerin erzählte mir, dass sie ohne Wasser gestartet sei und in der Meseta von einem Pilger eine Flasche geschenkt bekam.

Der Weg gibt dir, was du brauchst

Dies gehört zur Magie des Weges. Nämlich das Wissen nicht alleine zu sein und dass der Weg weiter geht. Dass man sich nicht sorgen muss, da sehr oft für einen gesorgt wird. Es sind die Pilger untereinander, die als große Gemeinschaft sich gegenseitig stützen, es sind Begegnungen, es sind kleine Weggaben, es sind Geschichten, die von ähnlichen Lebenssituationen handeln, Ideen und Inspirationen und es ist die helfende Hand, die dafür sorgt, den Zauber des Weges weiterzutragen.

Falls ihr auch eine schöne Erfahrung dieser Art gesammelt hat oder gehört habt, würde ich mich freuen davon zu hören, entweder per Mail oder hier in den Kommentaren.
Ultreia!


Hier geht´s zu Über die Magie des Weges Teil II 🙂

Vorurteile über den Jakobsweg

Achja, Vorurteile über den Jakobsweg gibt es zuhauf. Gibt es einen anderen Weg, der mehr von Vorurteilen geprägt ist?

So glauben doch viele Menschen, dass der Jakobsweg, der Camino etwas für Aussteiger oder Spinner sei.

Etwas für strenggläubige Katholiken oder pendelnde Esoterikfreaks, etwas für Menschen mit Depressionen und Angst vor dem „realen“ Leben, etwas für Sünder auf der Suche nach Ablass, für Weltverschwörer und so wieter und so weiter. Ich schreibe das alles mal ganz direkt, da ich das alles schon in meinem Umfeld so oder so ähnlich gehört habe.
Und dazu sage ich nur zu den lieben, nennen wir sie mal Camino-Kritikern – schön, dass ihr rundum glücklich seid mit eurem Lebensweg. Schön, dass ihr euer Leben und euch selbst auch in eurem Alltag reflektieren könnt und dazu die „Sicht aus der Ferne“ nicht braucht, schön, dass ihr immer „auf der richtigen Spur seid“, die richtige Abzweigung nehmt, die richtige Geschwindigkeit habt, dass euch Medien und Menschen nicht zu viel beeinflussen und ihr euer Medienkonsum (oder jeglichen anderen) immer im Griff habt. Schön, dass ihr nicht nur über Oberflächliches in eurem Alltag redet, sondern auch eure Mitmenschen sich gerne mit Themen wie dem Leben, der Zukunft und dem Sinn hinter allem oder vielem befassen. Schön, dass ihr bewusst lebt und nicht nur euch selbst seht in eurem Spiegel, sondern auch eure Mitmenschen und schön, dass ihr den Camino „nicht braucht“, da euer Alltag wunderbar erfüllt ist. Das ist toll! Und ich freue mich wirklich und mit ganzem Herzen, dass ihr erfüllt seid.
Doch für all die, die leider nicht so hundertprozentig erfüllt sind, nicht ganz ihren Weg finden, nicht wirklich neue Wegweiser in ihrem Leben sehen, ist der Camino eine Chance, eine Möglichkeit – nicht jedoch eine Garantie – sondern eine Chance sich selber und sein Leben zu reflektieren und mit sich uns seiner Umwelt in Einklang zu kommen. Vielleicht mal das Handy wegzulassen, E-Mails nicht zu beantworten und sich körperlich und geistig bis an seine Grenzen zu bringen.

Der Camino ist ein Geschenk und eine Herausforderung für alle möglichen Ziele.

Wer einfach eine sportliche Herausforderung sucht, wird sie hier finden. Wer Gemeinschaft sucht, wir sie finden. Wer Medien-Entzug sucht, bekommt hier die Möglichkeit in den Pyrenäen in ein Funkloch zu geraten … und und und. Lass dich einfach auf den Jakobsweg ein und bestimme selber, was du von deinen Begegnungen und Erfahrungen hälts und lies vielleicht das, was Thomas Morus schon im 15. Jahrhundert sagte:

Es kommt niemals ein Pilger nach Hause, ohne ein Vorurteil weniger und eine neue Idee mehr zu haben.

PS: Und ja, auch ich habe viele interessante und vielleicht auch merkwürdige Dingen erlebt und einige besondere Menschen getroffen; mir wurde in den Händen gelesen, die Zukunft vorhergesagt und meine Aura analysiert.

Ob ich das alles glaube? Eher nicht!
Manches? Vielleicht ein bisschen
(- immer nur das Gute :))!

Warum denn bloß alleine reisen?

Oft werde ich gefragt warum ich gerne alleine reise. Gerade im Bezug auf den Jakobsweg ist das immer mal wieder Thema. Letztes Jahr war es so, dass ich, wirklich alleine gehen wollte. Ich wollte die Erfahrung machen, wie es ist, auf mich selber gestellt zu sein und mein eigenes Tempo vorzugeben. Und ich wollte mich alleine um meine sieben Sachen kümmern und lerne sehr gerne neue Leute kennen.

Alleine bist du frei, offen für Gespräche und neue Begegnungen – das genieße ich sehr!

Es gibt auf dem Jakobsweg sehr viele Leute, die auch alleine sind und die sich über Begleitung auf einer Wegstrecke freuen, manchmal werden daraus auch Tage und Wochen, das hängt alles davon ab, wie man das magst – aber, dass man 800km alleine ist, obwohl man sich Begleitung wünscht, habe ich auf dem Camino bis jetzt nicht erlebt. Meine Gruppe war letztes Jahr bunt gemischt und durcheinander.

Alleine reisen heißt mit sich sein

Die Konstellationen änderten sich öfters und so lief ich die ersten Tage mit 3 Medizinstudentinnen aus Australien, Kanada und London, später mit Mariah aus Australien und traf dann Leo aus Brasilien, der mich die meiste Zeit auf dem Weg begleitete. Mit dem Brasilianer, traf ich noch die liebe Mayra aus Mexiko und Josie aus Deutschland, bis sich auch diese Gruppe wieder trennte und sich eine Camino-Familie bildete mit meinem Lieblingsbrasilianer, dem wunderbaren Jorge aus Spanien, Mary aus NYC mit ihrer unglaublichen Lebensgeschichte und dem zweiten Brasilianer im Bunde: Rogerio. Mary aus NYC möchte ich besonders erwähnen, da sie uns mit ihrer Lebensgeschichte wahrlich in den Bann zog. Man könnte nicht nur einige Seiten dieses Blogs mit ihrer Geschichte füllen, sondern bestimmt auch das ein oder andere Buch. Lasst mich nur so viel sagen, dass Mary eine gute Bekannte Fidel Castros war und uns unter anderem von einigen lustigen Tanzabenden mit ihm erzählte.

Ihr seht also – auf dem Camino ist man nicht alleine.

Falls man sich dies aber wünscht, geht das auch ganz einfach – entweder ihr lasst euch zurückfallen oder zieht das Tempo an 🙂 (wobei meiner eigenen Erfahrung nach das Zurückfallenlassen die bessere Idee ist…).

Einmal Jakobsweg – immer Jakobsweg?

Wie oft habe ich letztes Jahr geweint, gelacht, Menschen auf diesem Weg verloren und wiedergefunden. Im Verlaufe meiner 30 Tage auf dem Camino hatte ich Menschen getroffen, die in kürzester Zeit zu einer Familie wurde.

Meine internationale Jakobsweg-Familie 2017

Ich habe Leo aus Brasilien getroffen, der schon nach 4 Tagen für mich zu wie ein Bruder wurde. Ich bin so unglaublich dankbar, dass ich ihn getroffen habe und unendlich dankbar, dass diese Freundschaft auch weiterhin besteht und ich ihn im Sommer besuchen werde. Ich bin dankbar für Mariah aus Australien, Mayra aus Mexico, Andrea aus Italien (bei dessen Familie ich den Sommer am Gardasee verbringen durfte), KM und SK aus Korea und Jorge und Chechu aus Spanien, die beide am Camino wohnen und die ich in Logroño und Santo Domingo de la Calzada besuchen werde.
Es war eigentlich auch dieses Jahr überhaupt nicht geplant den Camino zu laufen. Aber es kam dennoch irgendwie anders.

Wie sagt die Pilger-Community so schön: „Der Jakobsweg ruft dich!

Na mal schauen, was dieses Jahr davon stimmt…. Es war eigentlich geplant eine Réunion in Santo Domingo de la Calzada bei Jorge mit meiner Camino-Family zu halten, doch wie das Leben so spielt, war ich die einzige, die es auch wirklich schaffte ein Ticket zu buchen und mir mit Müh und Not ein bisschen Freiraum im Alltag zu schaffen. Jedoch buchte ich erstmal nur den Rückflug. Und umso mehr ich darüber nachdachte, dass es doch bestimmt merkwürdig sein würde, in Santo Domingo und Logroño zu sein, ohne selbst zu pilgern – entschloss ich mich auch dieses Jahr wieder meinen Pilgerrucksack zu packen und loszuziehen.

Nun also auf – wieder auf den Camino, wieder nach Spanien.

Und um ehrlich zu sein, habe ich auch Bedenken. Möchte ich in den selben Alberguen übernachten, die selben Wege gehen, die selben Gefühle haben, wie letztes Jahr? Geht das denn? Können wir den selben Ort gehen, den wir so sehr mit unseren Emotionen und Erfahrungen zu „unserem“ Ort gemacht haben? Zu unseren Vorstellungen? Aber gerade, da ich Furcht habe, den Weg nochmals zu gehen, da ich nicht weiß ob ich glücklich sein werde und ob es wieder so eine schöne Erfahrung wird – werde ich genau das tun! Wie nach einem Unfall, man wieder genau das tun soll, bei dem man gestürzt ist, nur umgekehrt. Mir hat der Camino unglaublich viel gebracht letztes Jahr, es war kein Unfall sondern ein Glücksmoment. Es gab sehr viele Höhen und Tiefen und wahrscheinlich habe ich mich in manchen Punkten, Zielen und Zeichen auch „verrannt“, aber auf jeden Fall steht fest, dass der Camino die prägendste Reise meines Lebens war und mich sehr verändert hat. Denn vielleicht ist ja der Camino wie ein Rad, wie unser Rad des Lebens. Vielleicht können wir ja immer einsteigen und der nächste Tag in SJP ist wie der Tag nach Santiago und wir erleben all das was wir erlebt hätten, wenn es einen weiteren Tag auf dem Camino gegeben hätte.

Das hoffe ich zumindest :)!