Alle Artikel in: gedanken

Auf dem Camino – mit Pilgerin Julia

Es geht wieder auf den Camino Francés. Diesmal (virtuell) mit der lieben Pilgerin Julia, deren Erlebnisse wir hier auf der Seite ab und zu verfolgen dürfen. Wir sind also wieder am Mitpilgern und freuen uns schon auf die kleinen und großen Geschichten vom Wegesrand und von „mitten im Geschehen“, vom Camino Francés. Julia startet in Frankreich, im schönen Pilgerdorf Saint-Jean-Pied-de-Port. Wir wünschen ihr: „Buen Camino“! Share this…FacebookPinterestTwitteremailPrint

Neue Wege, neue Pfade – neue Fußstapfen

Wow, wie die Zeit vergeht. Und endlich habe ich mal wieder Zeit mich hinzusetzen und zu schreiben. Meine Pilgerreise geht zurzeit nicht durch Spanien, auch nicht durch Frankreich, sondern durchs Leben – ganz neu als Mami. Gerade durfte ich eine superliebe Mami treffen, die mich sehr motiviert hat, doch mal wieder zu schreiben und neben dem Mami sein, sich hinzusetzen und die Worte fließen zu lassen. Florentina hat selbst vier Kinder und dazu noch einen Debüt-Roman veröffentlicht. Sobald ich ein bisschen Zeit habe und das Baby schläft, werde ich mich an den kleinen Wälzer wagen. Ihr könnt hier schon einmal hereinschauen (Florentina Volonte – Auf den Spuren der Regenbogenfarben). Mami sein, ist eigentlich genau wie Pilgerin sein, nur dass die acht Kilo extra, statt auf dem Rücken, nun vor dem Bauch getragen werden… Hätte ich noch vor 5 Monaten gelacht, wenn man mir gesagt hätte, dass ich mehrfach am Tag an einem Babypopo rieche, um zu schauen ob der müffelt, hätte ich das lachend abgetan. Oder hätte man mir gesagt, dass Duschen – auch wenn …

Pilgern zu Corona-Zeiten – Ein Interview, zwei Wege

Vor einigen Wochen sind zwei liebe Pilger den Camino in Corona-Zeiten gelaufen und standen mir für ein kleines Interview zur Verfügung. Jaime, mein Pilgerfreund aus Castilla La Mancha, Spanien den ich selber auf einer Pilgerreise kennen lernen durfte und die liebe Ulla aus NRW, die ich über andere Pilger kennen gelernt habe. Ich freue mich sehr, dass beide Zeit hatten ein paar Fragen zu beantworten und tolle Bilder mitschickten. Die beiden sind zwei ganz unterschiedliche Wege gegangen. Jaime ist den Camino Francés mit seiner Freundin gelaufen und Ulla alleine die Via de la Plata. Warum seid ihr in diesem Jahr den Camino gelaufen? Jaime: Aus religiösen Gründen. Außerdem sind wir letzten Sommer von Burgos nach León gewandert und wollten die Pilgerreise bis nach Santiago beenden. (Original: Por motivos religiosos. Además, el verano pasado hicimos de Burgos a León y queríamos terminar el peregrinar hasta llegar a Santiago.) Ulla: Ich bin in diesem Jahr den Jakobsweg gegangen, weil es für mich die höchste Form der Erholung ist, ich meine Gedanken bearbeiten und loslassen kann. Außerdem bin …

Exklusiv: Pilgern zu Corona-Zeiten – Ein Reisebericht von Raúl Etto

2021 ist ein sogenanntes Heiliges Jahr (Xacobeo). Der Festtag des Heiligen Jakobus, der 25. Juli, fällt auf einen Sonntag, eine Freude für jeden Pilger, denn man bekommt eine Menge Sünden erlassen, wenn, ja wenn man es in diesem Jahr bis Santiago schaffen sollte. Obwohl sich unser Sündenregister einigermaßen in Grenzen hielt, wollten wir es 2021 trotzdem unbedingt versuchen. Der Papst hat das diesjährige Heilige Jahr zwar auf 2022 verlängert, aber wir wollten nicht warten. Das nächste Heilige Jahr wird 2027 sein. Eine Reisebeschreibung von Raúl Etto Vorwort Seit einigen Jahren sind wir vom Pilgerfieber erfasst, seitdem wir 2015 den Camino Frances gegangen sind. Dieser Weg hat uns damals so bewegt, dass ich darüber ein Büchlein „Jakobsweg für Manager“ geschrieben habe, was wiederum zahlreiche andere Pilger zu diesem Weg ermutigt hat, wie mir viele per Mail geschrieben haben. Warum ermutigt? Viele Menschen wollen pilgern, trauen es sich aber nicht zu. Nun bin ich ein völlig unsportlicher Mann in den 50ern, mit Übergewicht und paar gesundheitlichen Problem’chen. Und als ehemaliger CEO einer Firma wollte ich vor einigen …

Vom Suchen, Finden und gefunden werden

Ich merke gerade wie die Zeit vergeht, mein letzter Beitrag ist tatsächlich schon ein paar Monate her und fast hätte ich vergessen mein zweijähriges Blog-Jubiläum mit Euch zu feiern. Gerade in den letzten Tagen, wurde die Jakobswegtipps so viel besucht wie noch nie und das bestärkt mich in der Annahme, dass Ihr wie auch ich wieder anfangt Pläne zu schmieden, Dinge zu ordnen, Reisen zu planen, und sich auf neue Wege aufzumachen. Was war das für eine verrückte Zeit in den letzten Wochen? War das nicht auch irgendwie eine Art Camino-Auszeit? Haben wir uns nicht mehr mit uns selbst beschäftigt, uns überlegt mit welchen Menschen wir uns (erlaubterweise zu zweit) treffen wollen, welche Gespräche und Begegnungen wir priorisieren. Welche Rechte wir haben. Und so weiter und so weiter. Nicht nur mein Blog wurde zwei Jahre alt, sondern auch meine Credencia hat am 10.Mai ihren 3 Geburtstag gefeiert. 3 Jahre ist es her, dass ich meine wunderbare Camino-Family treffen durfte. Dass Jorge, Leonardo, Truus, Rogerio, Mary, Andrea und Mayra wortwörtlich „in mein Leben traten“. Drei dieser …

Neues Jahr, neues Glück, neue Wege, neue Ziele, neue Vorsätze!

Etwas verspätet ein frohes Neues Jahr an alle liebe Pilgerinnen und Pilger, die sich auf meine Seite verlaufen haben :). Mein Camino- Jahr begann mit einem kleinen Beitrag über meinen Blog, verfasst von einem liebem Herzensmenschen, der im Radio bei Youfm gesendet wurde. Gerne könnt ihr hier reinhören auf der Seite von YOUFM oder hier:     Vielleicht hat euer Jahr mit neuen Vorsätzen begonnen, vielleicht mit einem kurzen Innehalten. Das Neujahr trägt so einige Besinnlichkeit in sich denn wem schreibe ich am 01. Januar eigentlich als allererstes ? Oder wer sind die Menschen, die mir am meisten am Herzen liegen? Wer sind meine Herzensmenschen? Und was sind meine Vorsätze? Was sind die Dinge, die ich gerne noch ändern möchte oder die mir zu meinem Glück fehlen? Was wünsche ich mir zu meinem Glück? Viele sagen zwar, dass Vorsätze unnötig sind, da wir die meisten doch sowieso spätestens im nächsten Monat wieder vergessen, doch ich denke, sie helfen uns beim Innehalten. Beim kurzen Rasten und beim Nachdenken über unser Leben, unsere Ziele und unsere Wegbegleiter. …

Ich bin Hospitalera – Teil 2

Grañón, Hospital de Peregrinos San Juan Bautista Anfangs dachte ich, dass der Name meiner Herberge „Hospital de Peregrinos“ nur auf das Wort „hospitalis“ anspielt. Hospitalis ist lateinisch für gastfreundlich, „zum Gastwirt gehörend“. Bis man irgendwann im frühen Mittelalter damit begann, christliche Pilgerherbergen als Hospitale zu bezeichnen. Hospitale waren Orte der Speisung, der Bekleidung der Armen und Fremden, der Beherbergung und Pflege von Kranken. Im Spanischen und Englischem steht „Hospital“ für Krankenhaus. Und meine Herberge war wirklich ein Ort der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit, der Brüderlichkeit und Gleichheit, der Freiheit im Denken und Freiheit im Sein und der Pflege von physisch und psychisch erschöpften Pilgern. Ich dachte ich hätte Erfahrung im Pilgern. Erfahrung auf dem Camino, aber im Nachhinein musste ich feststellen, dass diese Wochen meiner Arbeit als Hospitalera mir alles gezeigt haben, was das Mensch sein ausmacht und auch wer ich bin und wie viel ich noch zu lernen habe. Und ich bin mir sicher, dass auch meine Erfahrungen in der Herberge wiederum nur eine minimal kleine Perspektive des Lebens sind, und es noch unendlich weitere …

Nach dem Camino, Teil III

Gerade hat mir mein lieber Pilgerfreund Leo eine Anekdote beziehungsweise Metapher geschickt, die perfekt in die Kategorie „nach dem Camino“ passt und die ich somit gerne mit Euch teilen würde: One of the last days of our Camino in 2017, I was leaving a church and talking to Mary. I told her I was afraid to loose that connection with myself I found on the Camino, and the connection with the Camino Spirit and with my fellow pilgrims. She stopped next to me while we were walking trough a bridge over one of the many rivers in Galicia, and she looked me in the eye and said: „Isn’t It true that this river will continue to flow after we go back home? Isn’t It true that our hearts will still be connected after we go back home? Isn’t It true that the silence we found in that church will still be inside us after we go back home?“ Weiter geht’s mit: And she also said that the river of our lives were really wide and …

Wo ist der „Flow“ wenn man ihn braucht?

Irgendwie wird das heute keine Oh wie schön ist-Folge, da Toledo und ich einfach nicht zusammen passen. Ich weiß nicht wie es dir geht, aber gerade jetzt im Frühling, wo alles blüht, strahlt und lacht wird man eigentlich geradezu gezwungen glücklich zu sein 💐. Strahlender Sonnenschein, Vögelgezwitscher und das erste leckere Eis sind eine der Gründe die einen so richtig glücklich machen sollten. Funktioniert aber nicht. Jedenfalls nicht immer! Das Gefühl „im Flow“ zu sein, ist etwas ganz anderes. Das ist ein Gefühl wie „unangestrengt in Honig zu schwimmen“, eine passendere Metapher fällt mir nicht ein. „Im Flow“ heißt für mich nämlich nicht, dass alles einfach einfach und leicht ist. Sondern das Gefühl von „getragen werden“ ohne etwas dafür tun zu müssen. Wenn du einmal dieses Gefühl hattest, weißt du sicher was ich meine. Doch wo ist der Flow? Und wie komme ich wieder auf die Welle? Ich weiß es nicht?! Ich weiß nur, wann ich das letzte mal im Flow war. Und damit meine ich so richtig! Ich meine nicht, die einzelnen glücklichen Momente …

Nach dem Camino, Teil II

Über Mark Forsters „Auf dem Weg“ und zauberhafte Erinnerungen Eigentlich sollte ich genau in diesem Moment gerade Lernen – doch dann bin ich auf dieses Bild gestoßen und dachte: „Ohh, bin etwa ich das?“ Durch Zufall habe ich ein Gruppenporträt von meinen lieben Camino-Freunden und mir entdeckt. Wer weiß wann und wo Lira, eine nette Koreanerin, die ich kurz hinter Estella-Lizarra traf, es gemalt hat. Und sie hat es und nicht einmal erzählt! (Lira, that´s amazing, thank you so much!). Auch dieses schöne Bild ist von ihr: Hier seht ihr uns 5 Originale 🙂 – ganz links ist die Künstlerin zu sehen: Dies war einer der schönsten und fast letzten Abenden des Caminos! Bin sehr dankbar, dass ich diese lieben Leute treffen durfte. Lira hat noch mehr Jakobsweg-Bilder gemalt und ich finde ihre Werke richtig toll! Schaut doch einfach mal auf ihre Seite: https://www.instagram.com/lira_kkori/ Gerade jetzt wo der Alltag uns alle wieder mehr und mehr einholt, die Erinnerungen, aber auch wir selber immer mehr in die Ferne rücken und uns nun auf unterschiedlichen Pfaden befinden …

Carolina Travelina

Nach dem Camino, Teil I

Nimm es dir nicht so zu Herzen Kaum ist man wieder daheim und öffnet sein E-Mailpostfach nach wochenlangem (einigermaßen kontinuierlichem) offline sein , geht der Stress auch schon weiter beziehungsweise fängt wieder von vorne an. Und wie kann ich meinen Zustand der Tiefenentspannung in meinen Alltag einbauen? Auf dem Camino war es natürlich einfacher. Auch dort gab es unangenehme Situationen, mit denen man sich auseinander setzen musste. Doch man konnte auch „weiterlaufen“. Ein spanischer Pilgerfreund sagte zu mir: „Carolina egal was passiert – nimm es dir nicht so zu Herzen. Du selbst gibst Dingen und Momenten eine Bedeutung. Du selber kreierst Stress. All das bist du. Versuche eine Art Schmetterling zu sein und halte dich nicht zu lange bei Orten, Blumen, Menschen auf, die dir nicht gut tun. Flieg weiter und nimm dir, bitte bitte, nicht alles so zu Herzen.„ Und natürlich hat er Recht – wie immer. Leider. Was kann ich nun also tun, um mich durch den Alltagsdschungel zu schlagen? Gibt es eine Art Geheimrezept? Mit meinem Pilgerfreund stellte ich ein paar einfache …

Camino Tag 15: Leichtigkeit

Ponferrada, 29km Das „Cruz de Ferro“ ist eines der wichtigsten Ziele und Stationen des gesamten Caminos, denn hier darf man seinen „Sorgen“-Stein ablegen, den viele bereits von zu Hause mitnehmen. Motto des Tages ist also „Ballast abwerfen“. Gerade diese heutige Strecke war letztes Jahr unglaublich wichtig für mich. Deswegen war es umso schöner, dass ich Quique, den Radpilger aus Burgos wieder traf, der mich den halben Tag begleitete. Sonst hätte ich mich – gerade heute – ein bisschen allein gefühlt. Gegen 8Uhr fing es dann auch noch an zu schneien! Es war aber wirklich die richtige Entscheidung, den Zug nach Astorga zu nehmen, um diese Strecke zu laufen, das kann ich spüren :). Letztes Jahr wurde mir an dieser Stelle ein Schlüssel für ein Schloss (siehe Bild) gegeben, welches ich auch wieder fand und froh war, mein Ballast, den Schlüssel, dort zu lassen. Den manche Dinge gehören einfach zusammen, so wie das Schloss und der Schlüssel, und es fühlte sich mehr als gut an, beide Dinge wieder zusammen zu bringen. Als ich vor der Reise …

Camino Tag 10: (Ge-)danken

Santo Domingo de la Calzada, 4km Heute ist ein Tag an dem ich meine eigene Weltanschauung ein bisschen korrigieren muss und feststelle, dass ich ziemlich dankbar sein darf und auch muss für alles was ich hier gerade erlebe und „bekomme“. Und ich glaube auch, dass ich ein wenig undankbar war – denn ich weiß noch, wie ich mich letztes Jahr einige Monate nach dem Camino und einigen Hochs und Tiefs ziemlich geärgert hatte, dass ich auf dem Camino so viel gegeben hatte. Nicht nur emotional hatte ich sehr viel investiert, allgemein kam es mir einige Monate nach meinem Jakobsweg so vor, dass das Leben ein wenig ungerecht ist. Denn ich hatte das Gefühl, dass ich auf dem Weg mehr gegeben als genommen hatte. Und nun aus einiger Distanz betrachtet, schäme ich mich etwas für meine Gedanken. Denn was ich die letzten Tage alles für Einladungen und Geschenke bekommen habe ist unglaublich! Dieses Jahr bin ich wohl der „Nehmer“ und letztes Jahr bin ich eben ein bisschen mehr der „Geber“ gewesen – doch die Balance ist …

Camino Tag 8: Begegnungen

Ventosa, etwa 20km Wahrscheinlich ist es hier auf dem Camino wie überall – und dann doch irgendwie ganz anders. Denn heute möchte ich von Menschen berichten, die mir in unglaublich kurzer Zeit sehr ans Herz gewachsen sind. Menschen, denen ich, hier auf dem Jakobsweg, nur ab und zu begegne aber das Beste daran ist, dass es Menschen sind, denen ich immer und immer wieder ohne jegliche „bewusste“ Verabredung jeden Tag erneut über den Weg laufe :). Heute zum Beispiel habe ich in einer sehr kleinen Albergue in einem sehr sehr kleinen Dörfchen eine liebe Argentinierin wieder getroffen, die ich 3 Tage nicht gesehen hatte. Und wir hatten uns unglaublich viel zu erzählen. Es fühlte sich an, als hätte man sich Jahre nicht gesehen und trotzdem dann wieder so, als würde eine Freundschaft seit Kindertagen bestehen. Aber nicht nur die Argentinierin traf ich aus „Zufall“ heute wieder, sondern auch die beiden Powerfrauen aus Dänemark, einen jungen Deutschen aus Würzburg und viele viele mehr. Wir laufen uns alle irgendwie immer wieder in die Arme und das fühlt …

Camino Tag 4: Vergeben, vergessen!?

Puente la Reina, 18,5km Heute waren wir auf dem Alto de Perdón. Ist es schwieriger sich selber zu vergeben oder eher denjenigen, die sich uns gegenüber auf irgendeine Art und Weise „schuldig“ gemacht haben? Denn heißt vergeben, nicht „Schuld zu erlassen“? Und heißt das wieder rum, das Vergebung immer mit persönlicher Schuldzuweisung zusammen hängt? Denn wie kann ich vergeben, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass mir Unrecht getan wurde? Und ist „Unrecht“ nun also mit meiner persönlichen Moral gekoppelt, mit meinen persönlichen Erwartungen? Erwartungen heißt, dass ich selbst diejenige oder derjenige bin, die durch meine Haltung und meine Gedanken „Unrecht“ empfinden kann, denn ich meine mit diesem Unrecht keine strafrechtlichen Gesetzesbrüche und sagen wir „klare Grenzüberschreitungen“, sondern das kleine Unrecht des Alltags, denn das ist das Unrecht das ich kenne und das der ältere deutsche Pilger meinte, mit dem ich am Flughafen über den „Alto de Perdón“ (auf Deutsch: Höhe/Berg der Vergebung) sprach. Nach christlicher Pilgertradition ist dies der Berg auf dem man Menschen vergeben soll, die einem auf irgendeine Art und Weise Unrecht …

Über die Magie des Weges, Teil II

Ich weiß, es klingt einfach und oft bekomme ich zu hören: „Deine Gedanken formen deine Realität.“ Oder „Du bist was du denkst“. Aber wie oft nimmt man diese Aussagen an? Denn was heißt das schon? Wie formen denn meine Gedanken meine Realität und was soll das für Auswirkungen auf mein Leben haben? Können Gedanken denn wirklich in mein Leben eingreifen? Bestimmt nicht so leicht, dachte ich. Doch ich musste auf dem Jakobsweg erfahren, dass alles doch ein bisschen komplizierter zu sein scheint. Oder eben viel einfacher. Wie man es nimmt! Dazu eine Anekdote meines letzten Jakobsweges, es ist meine Lieblingsgeschichte von meinem Jakobsweg 2017: Kurz hinter Burgos lernte ich auf dem Jakobsweg einen jungen Italiener kennen, er war etwa in meinem Alter und wir dachten, dass wir uns kennen würden. Ich dachte ich kenne ihn aus Logroño und er dachte wir kennen uns aus Najera. Jedenfalls kannten wir uns nicht, aber wie es auf dem Jakobsweg ist, dauerte es nicht lange, bis wir uns unterhielten. Es waren wunderbare Gespräche! Und auch die nächsten Tage begegneten …

Carolina Travelina

Was bedeutet es, ein „Pilger“ zu sein?

Was ist denn eigentlich ein Pilger? Wikipedia sagt hierzu: Pilger, veraltet auch Pilgrim („Fremdling“), stammt vom lateinischen Wort peregrinus (oder peregrinari, „in der Fremde sein“) ab. Außerdem heißt es hier, dass „Pilgern“ das Reisen auf einer Wallfahrt, bezeichnet. Also heißt Pilgern demach, ein Reisender in der Fremde auf einer Wallfahrt zu sein? Und was bedeutet Wallfahrt? Wallfahrt kommt vom deutschen Wort „wallen“, was wiederrum vermutlich aus dem westgermanischen kommt und so viel bedeutet wie „sieden“, „strömen“ oder „bewegen“. Wie sagt Goethe so schön in seinem „Zauberlehrling“? „Walle, walle – manche Strecke, dass zum Zwecke Wasser fließe und mit reichem, vollem Schwalle zu dem Bade sich ergieße!“ – Johann Wolfgang von Goethe Wallen heißt also sich bewegen, sich aufzumachen und im übertragenden Sinne auch auf der Suche zu sein. Die katholische Kirche übersetzt die Wallfahrt mit „der Sehnsucht Gott in heiligen Stätten nahe zu sein“. Dieser Auffassung nach, geht es also vorallem um das Besuchen eines Heiligtumes, um Büße zu tun und auch Gelübde abzulegen, um den Glauben und Bekentnisse zu erneuern – ganz allgemein um …

Über die Magie des Weges, Teil I

Es gibt so viele Pilger, die von ihrer Reise zurückkehren und unter anderem davon berichten, dass sie sich auf dem Camino keine Sorgen machen mussten, denn der Camino „habe für sie gesorgt“. Doch was genau meinen sie denn alle damit? Dazu eine Anekdote von meiner letzten Reise auf dem Camino: Auf meinem letzten Jakobsweg habe ich die Erfahrung gemacht, dass alles seinen Weg findet. Es war morgens um halb sechs in Ponferrada (etwa der zwanzigste Tag meiner Reise) und ich hatte keinen Schlaf gefunden, denn die letzten Jahre waren voller solcher Emotionalität, wir hatten gelacht und geweint, meine Gruppe hatte sich getrennt und wiedergefunden – ich hatte Menschen getroffen, die mich mit ihren Geschichten sehr berührt hatten, es ging um Krankheiten, Verluste, Freundschaft und Liebe. Als ich entschloss früh aufzubrechen und meinen Rucksack zusammenpackte, viel mir auf, dass meine Regenjacke verschwunden war. Ein Blick aus dem Fenster bestätigte meine innere Furcht; es regnete in Strömen. Ich schaute im Aufenthaltsraum nach und fand sie nicht, fragte einige Pilgern die schon wach waren und auch die Hospitaleros, …

Vorurteile über den Jakobsweg

Achja, Vorurteile über den Jakobsweg gibt es zuhauf. Gibt es einen anderen Weg, der mehr von Vorurteilen geprägt ist? So glauben doch viele Menschen, dass der Jakobsweg, der Camino etwas für Aussteiger oder Spinner sei. Etwas für strenggläubige Katholiken oder pendelnde Esoterikfreaks, etwas für Menschen mit Depressionen und Angst vor dem „realen“ Leben, etwas für Sünder auf der Suche nach Ablass, für Weltverschwörer und so wieter und so weiter. Ich schreibe das alles mal ganz direkt, da ich das alles schon in meinem Umfeld so oder so ähnlich gehört habe. Und dazu sage ich nur zu den lieben, nennen wir sie mal Camino-Kritikern – schön, dass ihr rundum glücklich seid mit eurem Lebensweg. Schön, dass ihr euer Leben und euch selbst auch in eurem Alltag reflektieren könnt und dazu die „Sicht aus der Ferne“ nicht braucht, schön, dass ihr immer „auf der richtigen Spur seid“, die richtige Abzweigung nehmt, die richtige Geschwindigkeit habt, dass euch Medien und Menschen nicht zu viel beeinflussen und ihr euer Medienkonsum (oder jeglichen anderen) immer im Griff habt. Schön, dass …

Warum denn bloß alleine reisen?

Oft werde ich gefragt warum ich gerne alleine reise. Gerade im Bezug auf den Jakobsweg ist das immer mal wieder Thema. Letztes Jahr war es so, dass ich, wirklich alleine gehen wollte. Ich wollte die Erfahrung machen, wie es ist, auf mich selber gestellt zu sein und mein eigenes Tempo vorzugeben. Und ich wollte mich alleine um meine sieben Sachen kümmern und lerne sehr gerne neue Leute kennen. Alleine bist du frei, offen für Gespräche und neue Begegnungen – das genieße ich sehr! Es gibt auf dem Jakobsweg sehr viele Leute, die auch alleine sind und die sich über Begleitung auf einer Wegstrecke freuen, manchmal werden daraus auch Tage und Wochen, das hängt alles davon ab, wie man das magst – aber, dass man 800km alleine ist, obwohl man sich Begleitung wünscht, habe ich auf dem Camino bis jetzt nicht erlebt. Meine Gruppe war letztes Jahr bunt gemischt und durcheinander. Die Konstellationen änderten sich öfters und so lief ich die ersten Tage mit 3 Medizinstudentinnen aus Australien, Kanada und London, später mit Mariah aus Australien …

Einmal Jakobsweg – immer Jakobsweg?

Wie oft habe ich letztes Jahr geweint, gelacht, Menschen auf diesem Weg verloren und wiedergefunden. Im Verlaufe meiner 30 Tage auf dem Camino hatte ich Menschen getroffen, die in kürzester Zeit zu einer Familie wurde. Ich habe Leo aus Brasilien getroffen, der schon nach 4 Tagen für mich zu wie ein Bruder wurde. Ich bin so unglaublich dankbar, dass ich ihn getroffen habe und unendlich dankbar, dass diese Freundschaft auch weiterhin besteht und ich ihn im Sommer besuchen werde. Ich bin dankbar für Mariah aus Australien, Mayra aus Mexico, Andrea aus Italien (bei dessen Familie ich den Sommer am Gardasee verbringen durfte), KM und SK aus Korea und Jorge und Chechu aus Spanien, die beide am Camino wohnen und die ich in Logroño und Santo Domingo de la Calzada besuchen werde. Es war eigentlich auch dieses Jahr überhaupt nicht geplant den Camino zu laufen. Aber es kam dennoch irgendwie anders. Wie sagt die Pilger-Community so schön: „Der Jakobsweg ruft dich!“ Na mal schauen, was dieses Jahr davon stimmt…. Es war eigentlich geplant eine Réunion in …

El Camino de las Estrellas

Vom Wollen und Wandeln

Hallo ihr lieben Weltenbummler und herzlich Willkommen auf meinem Blog „Carolina Travelina“. Hier nehme ich Euch mit auf meine Pilger- und Abenteuerreisen, denn ich selbst finde es unglaublich schön und spannend via Blog, Magazinen und Büchern auch mal bei anderen Menschen mit-zu-reisen. Gerne könnt Ihr mich hier „Schritt für Schritt“ um die Welt begleiten. Inspiriert zum Reisen hat mich vor etwa 5 Jahren das Buch: „Das große Los“ von Meike Winnemuth, welches mich dazu bewegt hat auch selber ein bisschen mehr und intensiver durch die Welt zu wandeln. Hierbei ging es mir vor allem darum auch an meinen Reiseorten meiner Umwelt gegenüber bewusster zu sein, also nicht nur den 1000 Tempel berührt und fotografiert zu haben 🙂 sondern auch an verschiedenen Orten zu leben, Freundschaften zu knüpfen und neue Erfahrungen zu sammeln. Letztes Jahr und nach ziemlich viel Hin- und Her, nach meinem ersten Staatsexamen, Krankheit, Praktika und sagen wir mal so schön plötzlichen Lebenskonzeptänderungsbedingungen hieß es jetzt: Was tun mit meiner gewonnen Zeit? Wo will ich denn eigentlich hin? Was will ich erleben? Eine …