Monate: April 2018

Camino Tag 5: Einer dieser Tage

Ayegui, 24km Manchmal gibt es Tage, an denen einfach alles doof ist. Und genau solch ein Tag ist heute! Mir kann man es heute so gar nicht recht machen und das obwohl ich zum ersten Mal auf diesem Weg, mehr als 4h in einer Herberge, schlafen konnte. Das Wetter wird wieder besser und auch den schweren Rucksack auf meinem Rücken spüre ich kaum mehr. Doch trotzdem hat meine schlechte Laune heute nur Situationen herauf beschworen, die alles noch doofer machten – wie Mitpilger, die mit mir über Sachen reden wollten, über die ich einfach gar nicht gerne rede… Ich weiß, dass es hauptsächlich an mir liegt und man eigentlich immer selber für seine Laune verantwortlich ist – aber es gibt diese Tage an denen man es nicht ändern kann ;). Nach einer warmen Dusche sieht die Welt auch wieder ganz anders aus und ich werde nun für meine Pilgerfreunde ein (hoffentlich) leckeres Abendessen kochen. Hätte ich gewusst, dass auch zwei Italiener meine italienischen „Kochkünste“ probieren wollen, hätte ich vielleicht nicht gerade Zutaten für italienische Pasta …

Camino Tag 4: Vergeben, vergessen!?

Puente la Reina, 18,5km Heute waren wir auf dem Alto de Perdón. Ist es schwieriger sich selber zu vergeben oder eher denjenigen, die sich uns gegenüber auf irgendeine Art und Weise „schuldig“ gemacht haben? Denn heißt vergeben, nicht „Schuld zu erlassen“? Und heißt das wieder rum, das Vergebung immer mit persönlicher Schuldzuweisung zusammen hängt? Denn wie kann ich vergeben, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass mir Unrecht getan wurde? Und ist „Unrecht“ nun also mit meiner persönlichen Moral gekoppelt, mit meinen persönlichen Erwartungen? Erwartungen heißt, dass ich selbst diejenige oder derjenige bin, die durch meine Haltung und meine Gedanken „Unrecht“ empfinden kann, denn ich meine mit diesem Unrecht keine strafrechtlichen Gesetzesbrüche und sagen wir „klare Grenzüberschreitungen“, sondern das kleine Unrecht des Alltags, denn das ist das Unrecht das ich kenne und das der ältere deutsche Pilger meinte, mit dem ich am Flughafen über den „Alto de Perdón“ (auf Deutsch: Höhe/Berg der Vergebung) sprach. Nach christlicher Pilgertradition ist dies der Berg auf dem man Menschen vergeben soll, die einem auf irgendeine Art und Weise Unrecht …

Camino Tag 3: Take your time

Cizur Minor, etwa 10km Heute war ein sehr gemütlicher Tag und wir sind nur etwa 10km gelaufen, da die gestrigen 40km wirklich etwas zu viel für unsere Füße und auch unsere Rücken waren! Da das Wetter zur Zeit sehr zwischen prallem Sonnenschein und Regenschauer schwankt, beschlossen wir statt nur bis Pamplona doch bis Cizur Minor, vor dem schönen Alto de Perdón, zu laufen. Ich freue mich echt darüber, dass der nette Kandier zur Zeit meine Pilgerbegleitung ist! Man kennt aber auch die anderen auf dem Weg mitllerweile mindestens schon vom Sehen und wir haben uns sehr gefreut, die beiden lieben älteren Herren aus Frankreich durch Zufall in unserer Herberge wieder zu treffen. Langsam wird mir wieder mehr und mehr bewusst, dass der Camino nicht nur irgendein Weg ist – aber dazu morgen mehr :). Letzte Nacht war furchtbar, da in dem Zimmer mehre Schnarcher waren, der Mann im Bett unter mir mitten in der Nacht anfing zu schreien und ein anderer im Bett neben mir kontinuierlich laut Schmatzgeräusche machte. Im heutigen Zimmer sehen unsere Mitpilger …

Camino Tag 2: Held des Tages

Villava, etwa 40km hinter Roncesvalles Was ein anstrengender aber schöner Tag! Irgendwie liefen wir viel viel weiter als gedacht. Morgens war ich leider erstmal als „Pilgerschreck“ in der Klosterherberge unterwegs, denn da ich weder einschlafen noch aufwachen konnte, hielt ich es irgendwann im Klosterkeller nicht mehr aus und wollte mich deshalb gegen 5Uhr morgens auf den Weg machen, nur um festzustellen, dass die schwere Klosterpforte noch geschlossen war. Als ich dann doch vom Herbergsvater rausgelassen wurde und vor dem dunklen Buchenwald stand und ein paar Schritte ging, drehte ich auch gleich wieder um und setzte mich neben das berühmte „Santiago-Schild“, um mit dem ersten Pilger, der mir über den Weg lief, diese dunkle Passage zu meistern. Denn es war wirklich stockduster und nicht einmal Vogelgezwitscher zu hören! Der Italiener, der mir gegen 06:30Uhr entgegen kam, war auch froh, dass wir zu zweit waren, da zwei Lampen immerhin mehr Licht geben als eine :). Einige Zeit später traf ich einen jüngeren Engländer und wir verquatschten uns, sodass wir total vom Weg abkamen und einen etwa 4km …

Camino Tag 1: Alles auf null

Roncesvalles – Klosterherberge, 1800 Höhenmeter, 27,2km Was ein Tag. Wo soll ich anfangen? Gestern Abend kam ich in der Herberge Beilari an und war schon sehr gespannt, da ich auf vielen Foren gelesen habe, dass man seinen Jakobsweg gar nicht besser beginnen kann, als hier im Beilari. Und ich stimme eindeutig zu! Von der Lage war es auch perfekt, denn direkt gegenüber des Pilgerbüros gelegen, kann man seine Reise gar nicht besser beginnen :). Die Magie des Abends verdanken wir dem Hospitalero Joseph, der unsere bunt-gemischte Truppe als „Night-Family“ weihte. Das heißt falls uns irgendwas auf dem Weg passieren sollte oder wir einen Ansprechpartner bräuchten, seien wir nun eine Familie, die uns auf dem Weg begleitet. Ich mag gar nicht zu viel verraten, sondern euch diesen Link mit auf den Weg geben: http://www.beilari.info/fr (Anm.: Jetzt bin ich ja schon wieder zu Hause und kann euch verraten, dass es in dieser Gruppe tatsächlich ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl gab, wann immer wir uns gesehen haben. Wir waren ganz bunt zusammengewürfelt; fast alle kamen aus einem anderen Land, …

Noch nicht vom Jakobsbild, nein hier in Vencice, California

Camino Tag 0: „Le long de la route“

Flughafen Frankfurt International Es geht los! Jakobsweg ich komme zum zweiten Mal !!! Endlich endlich sind 11 Klausuren geschafft und es darf nun losgepilgert werden. Schnell noch mal den Rucksack optimiert, schönste Pilger-Leggings für den Flughafen angezogen, Pilgermuschel an meinen Rucksack angebracht und in aller Hergottsfrühe auf zum Frankfurter Flughafen und von dort immer weiter nach Saint-Jean-Pie-du-Port hoch in die Pyrenäen auf den Jakobsweg. Vorher, und damit sie auch wirklich ankommen, werden diesmal schon am Flughafen meine „ich bin dann mal weg“-Postkarten eingeworfen. Mal schauen, ob sie ihren Weg finden und wer schneller wieder daheim ist :). Im Ohr dieses unglaublich tolle Lied von ZAZ „Le long de la route“ (Entlang des Weges): Prenons-nous la main Le long de la route Choisissons nos destins Sans plus aucun doute J’ai foi et ce n’est rien Qu’une question d’écoute D’ouvrir grand nos petites mains Coûte que coût – ZAZ Lass uns Hand in Hand den Weg entlang gehen Lass uns unser Schicksal ab jetzt ohne jeden Zweifel in die Hand nehmen Ich habe meinen Glauben und es …

Über die Magie des Weges, Teil II

Ich weiß, es klingt einfach und oft bekomme ich zu hören: „Deine Gedanken formen deine Realität.“ Oder „Du bist was du denkst“. Aber wie oft nimmt man diese Aussagen an? Denn was heißt das schon? Wie formen denn meine Gedanken meine Realität und was soll das für Auswirkungen auf mein Leben haben? Können Gedanken denn wirklich in mein Leben eingreifen? Bestimmt nicht so leicht, dachte ich. Doch ich musste auf dem Jakobsweg erfahren, dass alles doch ein bisschen komplizierter zu sein scheint. Oder eben viel einfacher. Wie man es nimmt! Dazu eine Anekdote meines letzten Jakobsweges, es ist meine Lieblingsgeschichte von meinem Jakobsweg 2017: Kurz hinter Burgos lernte ich auf dem Jakobsweg einen jungen Italiener kennen, er war etwa in meinem Alter und wir dachten, dass wir uns kennen würden. Ich dachte ich kenne ihn aus Logroño und er dachte wir kennen uns aus Najera. Jedenfalls kannten wir uns nicht, aber wie es auf dem Jakobsweg ist, dauerte es nicht lange, bis wir uns unterhielten. Es waren wunderbare Gespräche! Und auch die nächsten Tage begegneten …

CarolinaTravelina

Endlich Endspurt (bald geht´s los)

Nun ist es endlich (fast) soweit. Jedenfalls soweit, dass endlich endlich ohne schlechtes Gewissen der Rucksack gepackt werden darf, die Schuhe eingelaufen und die allerletzten Kleinigkeiten noch gekauft werden dürfen. Ein paar Tage dauert es zwar noch, aber bei diesem schönen Frühlingswetter geht die Zeit bestimmt auch ganz schnell und wie im Fluge rum. Heute Morgen sind auch endlich meine selbstgemachten „Ich bin dann mal weg„-Jakobsweg-Postkarten angekommen, die ich von unterwegs aus verschicken werde. Das habe ich auch letztes Jahr gemacht, doch einige meiner aus Santo Domingo de la Calzada verschickten Postkarten, sind leider immer noch nicht angekommen – vielleicht war der Briefkasten ja auch eher eine Art Attrappe ;). Einfach mal 3-4 Wochen online nicht erreichbar sein. Es tat mir letztes Jahr sehr gut, Whatsapp zu löschen und mein E-Mail Postfach mit einem „Ich bin leider die nächsten 4 Wochen nicht zu erreichen“-Spruch zu belegen. Dadurch habe ich den Kopf freibekommen und konnte nicht nur physisch, sondern auch psychisch etwas Abstand zum Alltag nach Hause schaffen, zwar habe ich dadurch bestimmt die eine oder andere …