Roncesvalles – Klosterherberge, 1800 Höhenmeter, 27,2km
Was ein Tag. Wo soll ich anfangen?
Gestern Abend kam ich in der Herberge Beilari an und war schon sehr gespannt, da ich auf vielen Foren gelesen habe, dass man seinen Jakobsweg gar nicht besser beginnen kann, als hier im Beilari. Und ich stimme eindeutig zu! Von der Lage war es auch perfekt, denn direkt gegenüber des Pilgerbüros gelegen, kann man seine Reise gar nicht besser beginnen :). Die Magie des Abends verdanken wir dem Hospitalero Joseph, der unsere bunt-gemischte Truppe als „Night-Family“ weihte. Das heißt falls uns irgendwas auf dem Weg passieren sollte oder wir einen Ansprechpartner bräuchten, seien wir nun eine Familie, die uns auf dem Weg begleitet. Ich mag gar nicht zu viel verraten, sondern euch diesen Link mit auf den Weg geben: http://www.beilari.info/fr
(Anm.: Jetzt bin ich ja schon wieder zu Hause und kann euch verraten, dass es in dieser Gruppe tatsächlich ein ganz besonderes Zusammengehörigkeitsgefühl gab, wann immer wir uns gesehen haben. Wir waren ganz bunt zusammengewürfelt; fast alle kamen aus einem anderen Land, oder sogar Kontinent. Ihr sehr Anthony aus Kalifornien mit seinem Dad, den lieben Holländer, Margarethe aus Australien, die beiden Österreicher, „Marathon-Men“ aus England und und und … 🙂 ).
Morgens in aller früh machte ich mich von Saint-Jean-Pied-du-Port in Frankreich auf den Weg zur Klosterherberge in Roncesvalles. Dies ist die schwerste Etappe, so sagt man. Und ich denke bevor ich meine romantisch-verklärten Pilgererfahrungen niederschreibe, erstmal ein paar leider sehr wahre Fakten. Erstens, niemals aus dem „heiligen Rolandbrunnen“ trinken. Wirklich. Einfach nicht machen. Der liebe Holländer, mit dem ich heute gepilgert bin und mir geht’s jetzt nicht mehr sooo gut …. Lassen wir es dabei… Zweitens: Dieser Weg, oh mein Gott, ist unglaublich hart. Die Etappe durch die Pyrenäen war wirklich wirklich schwer! Ich hatte das total vergessen! Hatte vergessen, dass der Camino nicht nur „Friedefreudeeierkuchen“ ist, sondern auch viel viel Arbeit! Ich spüre Muskeln, von denen ich nie wusste, dass sie existieren (Anatomie war noch nie meine Stärke :)). Kurz hinter Col de Lepoeder, auf 1437m, schauten der nette Holländer und ich uns an und fragten uns zum ersten Mal: „Was machen wir eigentlich hier?“ Und die nächste Frage: „Warum das alles freiwillig?“.
Man konnte aufgrund des Nebels heute maximal 15m weit sehen, was im Nachhinein wahrscheinlich gut war, denn sonst hätte ich beim Anblick der Strecke und der Berge bestimmt nicht durchgehalten.
Auch neben dem Holländer hab ich heute unglaublich warmherzige und liebe Menschen kennen lernen dürfen. Die helfende Hand ist wirklich überall. Da der Holländer auch zum zweiten Mal den Jakobsweg läuft, haben wir viel über Erwartungen gesprochen. Deswegen ist mein Motto ab nun an: „Alles auf null“. All meine Erwartungen an den Weg und an die Menschen, die mich auf diesem Weg begleiten werden, habe ich nun in den letzten 27km auf dem Weg gelassen :).
Alles auf null.
Gestern Abend hat uns der liebe Hospitalero Joseph aus der Albergue „Beilari“, nach einem wirklich zauberhaften Dinner, auch noch gebeten unserem Weg ein Motto zu geben. Aber ich denke, dass mein Motto sich auf diesem Weg mehrfach ändern wird. Wenn nicht sogar täglich 🙂. Jeder Tag hier fühlt sich wie eine „Lesson“ und eine neue Erfahrung an.
Ultreia – nun geht es zum Pilgersegen!
Super – wir fiebern mit!! :*
Das freut mich sehr! ❤