Ich bin Hospitalera – Teil 2
Grañón, Hospital de Peregrinos San Juan Bautista Anfangs dachte ich, dass der Name meiner Herberge „Hospital de Peregrinos“ nur auf das Wort „hospitalis“ anspielt. Hospitalis ist lateinisch für gastfreundlich, „zum Gastwirt gehörend“. Bis man irgendwann im frühen Mittelalter damit begann, christliche Pilgerherbergen als Hospitale zu bezeichnen. Hospitale waren Orte der Speisung, der Bekleidung der Armen und Fremden, der Beherbergung und Pflege von Kranken. Im Spanischen und Englischem steht „Hospital“ für Krankenhaus. Und meine Herberge war wirklich ein Ort der Nächstenliebe, der Barmherzigkeit, der Brüderlichkeit und Gleichheit, der Freiheit im Denken und Freiheit im Sein und der Pflege von physisch und psychisch erschöpften Pilgern. Ich dachte ich hätte Erfahrung im Pilgern. Erfahrung auf dem Camino, aber im Nachhinein musste ich feststellen, dass diese Wochen meiner Arbeit als Hospitalera mir alles gezeigt haben, was das Mensch sein ausmacht und auch wer ich bin und wie viel ich noch zu lernen habe. Und ich bin mir sicher, dass auch meine Erfahrungen in der Herberge wiederum nur eine minimal kleine Perspektive des Lebens sind, und es noch unendlich weitere …